Eine Gruppe um den SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Reusch-Frey (Vierter von rechts) ist von Marbach aus den Spuren der Bottwartalbahn gefolgt. Foto: avanti

Eine Radtour hat entlang der Trasse der ehemaligen Bottwartalbahn geführt. Dabei wurde auch über die Möglichkeiten einer Reaktivierung der Strecke gesprochen.

Bottwartal - Die Debatte um eine Reaktivierung der Bottwartalbahn wird derzeit so engagiert geführt wie lange nicht. Inzwischen mischen auch die Kommunen Abstatt, Ilsfeld und Untergruppenbach mit, die sich eine Weiterführung ins Schozachtal und bis nach Heilbronn vorstellen können. Dennoch blieb der entscheidende Durchbruch bislang aus. Nach wie vor haben nicht alle betroffenen Gemeinden und Städte für eine weitergehende Untersuchung des Projekts grünes Licht gegeben. Ausgeschert sind Murr, Oberstenfeld und Steinheim, das ein ganzheitliches Verkehrskonzept angemahnt hat.

An den Haltungen der Gemeinderäte zu dem Thema konnte natürlich auch eine Radtour mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Reusch-Frey am Samstag nichts ändern. Der Sozialdemokrat fuhr mit einer Gruppe von um die 20 Begleitern die ehemalige Trasse der Bahn von Marbach nach Heilbronn ab. In jeder Kommune zwischen Marbach und Ilsfeld erläuterte ein örtlicher Vertreter den jeweiligen Stand der Dinge. Und das brachte durchaus neue Erkenntnisse.

Vor allem in Beilstein werden aktuell Überlegungen angestellt, die vielleicht den Stein ins Rollen bringen könnten. Wie der Bürgermeister Patrick Holl sowie die Stadträte Oliver Kämpf und Bernd Kircher ausführten, müsse man eventuell davon abkommen, sich auf die ehemalige Trasse zu versteifen, sondern Alternativen in Betracht ziehen. Allein schon wegen der mitunter nahen Wohnbebauung. Außerdem sollte eine solche Bahn schnell sein, erklärte Oliver Kämpf. Er könne sich deshalb vorstellen, dass sich jeweils zwei Kommunen einen Haltepunkt teilen. Die Pendler könnten mit Bussen dorthin transferiert werden. Insofern warf Patrick Holl die Frage in den Raum, ob nicht ein Mobilitätskonzept in Auftrag gegeben werden könnte, um auch solche Aspekte zu berücksichtigen.

Wenn es nach dem Oberstenfelder Bürgermeister Reinhard Rosner geht, wird dagegen gar nichts im Zusammenhang mit der Bottwartalbahn in Auftrag gegeben. „Das Geld könnte man besser anlegen“, sagte er. Das Problem bei dem Projekt sei auf Oberstenfeld bezogen weniger die Trasse. Aber angesichts der zu erwartenden Kosten sehe er aktuell keine Realisierungschance. Zudem sei noch nicht mal klar, wie es mit dem entsprechenden Förderprogramm weitergehe. Man halte zwar die Trasse frei, mehr sei aber nicht sinnvoll.

„Für mich ist das momentan nicht darstellbar“, sagte auch Renate Eggers, die stellvertretende Bürgermeisterin von Steinheim. „Wo soll die Trasse durchführen?“, fragte sie in die Runde. Sie erinnerte beispielsweise an den geplanten Kreisverkehr an der Steppi-Kreuzung, der der Bahn in die Quere kommen würde.

Der Murrer Rathauschef Torsten Bartzsch berichtete von ähnlichen Schwierigkeiten bei der Trassenführung im Ort. Anwohner fürchteten, dass die Bahn dann auf Tuchfühlung zu ihren Grundstücken durchrattert. Zudem läge das Neubaugebiet Langes Feld so weit von den Gleisen entfernt, dass die Leute dort kaum das Angebot nutzen würden. „Ich frage mich, ob die Bottwartalbahn der richtige Ansatz ist“, sagte der Schultes. Er würde eher für ein umfassendes Verkehrskonzept oder den Einsatz eines Spurbusses plädieren.

Die zweite stellvertretende Bürgermeisterin Katharina Seher aus Ilsfeld machte dagegen schnell klar, dass sie angesichts verstopfter Straßen im Ort sowie in Richtung Stuttgart und Heilbronn ganz anders denkt: „Wir wären zufrieden, wenn die Bottwartalbahn kommen würde.“

In Marbach befürwortet man ebenfalls, die so genannte standardisierte Bewertung B anzugehen. Um unter anderem zu wissen, über welche Zahlen überhaupt geredet werden kann und wie es um die Förderfähigkeit des Projekts bestellt ist. Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete, sieht zudem die Chance, dass Marbach durch die Bahn eine Verkehrsentlastung erfährt.

Der Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann glaubt ebenfalls an die Möglichkeiten der Bahn und erinnerte auch an die historischen Verflechtungen vom Bottwar- mit dem Schozachtal. Eine Gegend, in der insgesamt 80 000 Menschen lebten. Die Raumschaft könne nun durch so eine Bahn wieder zusammengebracht werden.

Die Frage ist nur, wer das Projekt ins Laufen bringen soll. Die Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn zeigen sich reserviert. Im Kreishaus in Ludwigsburg will man erst aktiv werden, wenn sich die Kommunen einig sind. „Und das sind sie nicht“, stellte Thomas Reusch-Frey fest. Er hofft nun „auf die Vernunft“, wie er sagte. Denn eine weitere Untersuchung hielte er für sinnvoll – damit die Fakten auf den Tisch kommen. Gerhard Heim denkt dagegen, dass der Landkreis Ludwigsburg „vermittelnd tätig werden sollte“. Annette Grimm, die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Steinheim, regte an, dass die Rathauschef das Zepter in die Hand nehmen sollten, in einer Art Bürgermeister-Gipfel – was bei nahezu allen Radlern Zustimmung erfuhr.