Blaue Haare für einen guten Zweck: Im Jahr 2018 trat Gerhard Petermann beim Marathon mit bunten Haaren auf, nachdem Foto: Archiv (avanti)

Der Organisationschef des Bottwartal-Marathons verabschiedet sich nach neun Jahren, in denen sich extrem viel getan und verändert hat. „Ich denke, es ist jetzt der richtige Zeitpunkt“, sagt er.

Bottwartal - Er war in den vergangenen Jahren das Gesicht des Bottwartal-Marathons. Der Mann, dessen Name ganz eng mit dem der Marathon-Veranstaltung verbunden war. Zum Jahresende wird Gerhard Petermann nun aber ade sagen und sich als Organisationschef des Bottwartal-Marathons zurückziehen. „Wir sind zuletzt sechsmal in Folge zum beliebtesten Marathon Baden-Württembergs gewählt worden und konnten im vergangenen Jahr einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnen. Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, aufzuhören“, sagt er. Nicht nur wegen des großen Erfolgs zuletzt und des Spruchs, man solle aufhören, wenn es am schönsten ist – auch Corona und persönliche Gründe spielten eine Rolle bei seiner Entscheidung.

Die Veranstaltung in diesem Jahr wurde abgesagt (wir berichteten), die kommende wird sicherlich noch mit den Folgen des Virus zu kämpfen haben. „Sie wird anders sein müssen, was die Teilnehmerzahl oder die Helferanzahl angehen wird. Diesen Weg soll ein neues Führungsteam angehen. Ganz unbelastet“, sagt Gerhard Petermann, der im Jahr 2011 die Nachfolge von Werner Neumann, der den Bottwartal-Marathon aus der Taufe gehoben hat, angetreten hat. In seine eigenen Fußstapfen wird nun Holger Bäßler, der bisherige Pressebeauftragte der Laufveranstaltung und seit zwei Jahren im Team, treten. Er wird das Amt als Organisationschef im kommenden Jahr übernehmen, weiß dabei aber Stand jetzt das bestehende Team hinter sich. „Das wird sich wohl zum Teil neu positionieren, aber ich bin sicher, dass es gut weitergeht“, sagt Gerhard Petermann.

Eigentlich hatte Petermann vor, bis zum kommenden Jahr das Zepter in der Hand zu behalten, die Veranstaltung 2021 noch über die Bühne zu bringen, ehe er seinen Hut nehmen wollte. Dies hatte der Marbacher bereits im Jahr 2018 in einer Organisationssitzung angekündigt. „Ich wollte die zehn Veranstaltungen voll machen“, sagt er. Dass es nun bei acht bleibt, sei der aktuellen Situation geschuldet, aber okay. „Es ist doch so: Wenn man irgendwo schon gekündigt hat, dann fängt man nicht noch einmal ein ganz neues Projekt an und ich denke, dass man aufgrund von Corona im kommenden Jahr einige Veränderungen vornehmen werden muss“, sagt er. Dafür sei neues Blut, seien neue Ideen wichtig.

Petermann selbst hat in seiner Zeit als Organisationschef viel vorangebracht, viel verändert und zahlreiches zusammen mit seinem Organisationsteam umgesetzt. Die wohl einschneidenste Veränderung: Unter seiner Regie zog der Bottwaral-Marathon von Großbottwar nach Steinheim um. Erst wurde der Start- und Zielbereich auf der Straße zwischen dem Wellarium und dem Riedstadion eingerichtet, später folgte die Verlegung an den Steppi-Kreisel, von wo aus die Läufer bis heute auf ihren Weg geschickt werden. Des Weiteren hob er mit seinem Team den Run & Fun Day aus der Taufe, heute eine der wohl größten Sportveranstaltungen für Kinder im Kreis. Im vergangenen Jahr gingen sage und schreibe rund 1600 Kinder auf die Strecken. Und auch der Ultralauf sowie der Theo-Lorch-Werkstättenlauf wurden unter der Federführung von Petermann ins Leben gerufen. „Dass sich der Theo-Lorch-Werkstättenlauf etabliert hat, macht mich stolz. Denn diese Integration von Menschen mit Handicap in so eine Sportveranstaltung ist etwas Besonderes. Nicht nur die Integration der Teilnehmer, sondern auch wie die Zuschauer diesen Lauf angenommen haben, ist außergewöhnlich“, sagt er.

Dass nicht immer alles reibungslos lief in seiner Zeit als Organisationschef, daraus will der Sportler gar kein Geheimnis machen. „Bei meinem ersten Marathon wurden die Teilnehmer des Dreiviertel-Marathons fehlgeleitet. Das war ein schlechter Start und dafür musste ich viel Häme einstecken. Die zweite Veranstaltung werde ich auch nie vergessen. Da hat es nur geschüttet und ich war schon nach kurzer Zeit bis auf die Unterhose durchnässt. Es gibt eben nicht nur Sonnenschein, aber es gab in den neun Jahren deutlich mehr Sonnen- wie Gewitterstunden“, so Petermann. Vor allem zuletzt sechsmal in Folge von den Usern der Internetplattform marathon4you als bester Marathon Baden-Württembergs ausgezeichnet worden zu sein und in Deutschland Achter zu werden, sei ein toller Lohn gewesen für die geleistete Arbeit.

Alles in allem hat Gerhard Petermann in seiner Zeit als Mann an der Spitze rund 10 000 Arbeitsstunden in die Laufveranstaltung gesteckt – ehrenamtlich. Dass da zum Teil Privates auf der Strecke blieb, versteht sich von selbst. Alleine im Jahr 2019 gab es 18 Wochenenden, an denen Petermann irgendeinen Termin für den Marathon wahrnahm. „Den Rest vom Wochenende hat man dann irgendwie drumherum gebaut“, sagt er. Bis Corona kam. Auf einmal hatte Gerhard Petermann – wie viele andere – mehr Freizeit. „Und die habe ich richtig genossen“, sagt er. Und sie bestärkte und forcierte seine bereits getroffene Entscheidung des Aufhörens. Hinzu kam dann auch noch, dass „ich mir von Seiten der Vereine etwas mehr Unterstützung dabei gewünscht hätte, eine Entscheidung für den Marathon 2020 zu treffen. Ob Absage oder nicht. Es waren am Ende einfach ein paar Punkte, die mich nun zu diesem Schritt bewogen haben. Und der Zeitpunkt war günstig.“

Am vergangenen Freitag schaffte Petermann in der Organisationssitzung Fakten und teilte dem Team seine Entscheidung mit. Was danach folgte? „Pure Erleichterung. Ich war froh, als es ausgesprochen war und ich wusste: Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Da habe ich gemerkt, wie mir ein Schauer den Rücken hinunter läuft.“ Ein paar Tage danach „fühlt es sich immer noch richtig gut an“, sagt er. Langsam mischt sich in die Erleichterung und in den abfallenden Druck aber auch etwas Wehmut. „Denn es wird einige Sachen geben, die mir fehlen werden. Man hat ja auch viele Beziehungen aufgebaut“, sagt der Hobbysportler, der seine neun Jahre als Organisationschef so beschreibt: „Die Zeit war schön. Es war damals die richtige Entscheidung, das Amt zu übernehmen. Und ich kann mit Stolz, Freude und einem glücklichen Lächeln auf die Zeit schauen. Ich habe viele Leute glücklich gemacht.“ Dass ihm bei diesen Worten Tränen übers Gesicht kullern, zeigt, mit wie viel Herzblut Gerhard Petermann stets bei der Sache war. Er war eben nicht umsonst das Gesicht des Bottwartal-Marathons.