Die Stimmung ist überall ausgelassen und fröhlich gewesen. Foto: Werner Kuhnle

Eine bombastische Stimmung: Der Bottwartal-Marathon hat zahlreiche Zuschauer an die Strecke gelockt.

Bottwartal -

Sonntag, kurz vor elf Uhr im sonst so beschaulichen Gronau. Die Sonne gibt im Spätherbst noch einmal ihr Bestes und sorgt für frühlingshafte Temperaturen, es könnte eigentlich friedlicher nicht sein – wäre da nicht der tosende Applaus der vielen Zuschauer und die nicht zu überhörenden Lautsprecher-Durchsagen von Streckensprecher Roy Fischer, der die wartenden Halbmarathonis kurz vor ihrem Start noch einmal entsprechend instruiert und die vorbeikommenden Marathonis motiviert. Kurz gesagt: Beschaulichkeit und Idylle finden die Teilnehmer der verschiedenen Läufe am Sonntag vielleicht auf der Strecke. Die zu durchlaufenden Bottwartal-Gemeinden befanden sich aber wie jedes Jahr im Ausnahmezustand und unterstützten die Läufer auf ihre Art, um für gute Stimmung zu sorgen.

Und stimmungstechnisch mussten sich vor allem die Gronauer in diesem Jahr ja ganz besonders in Zeug legen, schließlich galt es, den Titel des Stimmungswettbewerbs des Bottwartal-Marathons wieder ins Heimatdorf zu holen. Denn: Nachdem die Gronauer lange Jahre mit großem Abstand die Nase vorn hatten, triumphierte im vergangenen Jahr ganz überraschend die Storchenstadt Großbottwar. Annette Kori vom TSV Gronau zeigte sich im Hinblick auf den neuerlichen Titelgewinn aber ganz optimistisch: „Gut, hier am Start ist die Atmosphäre natürlich etwas angespannt, aber in der Ortsmitte, ist die Stimmung schon richtig gut“, berichtete sie lachend und fügte an: „Bei dem Wetter kann ja heute eigentlich fast nichts schiefgehen.“ Zudem habe man mit Thomas Müller einen neuen Streckensprecher. „Der ist von der Schmalzhafenbühne und hat ordentlich was auf dem Kasten“, meinte Annette Kori.

„Hey! Alles gut hier?“, hörte man eben diesen vom Kran hoch über der Strecke rufen. „Wir wünschen euch alles Gute auf eurem Weg durchs Bottwartal. Hier macht’s Laufa so richtig Spaß!“, gab er den Halbmarathonis mit auf die Strecke, den nächsten Marathonläufer, der die Ortsmitte passierte, rief er ein aufmunterndes „Komm, dranableiba!“ zu. Mit Christine Hahnel aus Oberstenfeld, ihrer Tochter und Enkelsohn Luan feuerten beim Halbmarathon-Start gleich drei Generationen die Athleten mit Blechtrommeln und Trillerpfeifen lautstark an. Dabei warteten sie auf niemanden bestimmten. „Alle werden hier angefeuert, und zwar bis zum Letzten, denn der hat es schließlich auch verdient, dass man ihm zujubelt“, erklärte Christine Hahnel.

Dass sich die Großbottwarer hinsichtlich des Stimmungswettbewerbs aber nicht einfach geschlagen geben würden, zeigte nicht nur die laute, mitreißende Musik, die dort aus den Lautsprechern dröhnte, sondern auch die große Menge von Zuschauern auf dem Rathausplatz. An vorderster Front – Bürgermeister Ralf Zimmermann mit Sohnemann auf den Schultern. „Was ist eigentlich das Gegenteil vom Besenwagen?“, fragte Streckensprecher Chris seine Kollegen Peter und Robin, um die kurzfristige läuferfreie Zeit zu überbrücken. Die antworteten nach kurzem Grübeln: „Vielleicht das Kudderschaufelauto?“ Wenig später löste Chris das Rätsel auf. Dann kam nämlich geleitet vom Führungsfahrzeug der bis dato schnellste Marathonläufer Timo Striegel durch. Als die Sprecher bekanntgaben, dass es sich dabei um einen Großbottwarer Lokalmatadoren handelte, gab es für die Störche kein Halten mehr.

Als der Führende wenig später durch Kleinbottwar lief, wurde er nicht nur angefeuert von der laut trommelnden dritten Klasse der Schule an der Bottwar und deren Lehrerin Frau Schätzler, sondern auch vom Musikverein Tamm, der vor der Kirche „Barbara Ann“ von den Beach Boys zum Besten gab. „Wir sind hier auf den letzten Kilometern. Für die Läufer ist es wichtig, hier nochmal richtig angespornt zu werden. Das gibt den letzten Drive, um den innere Schweinhund zu überwinden“, erklärte Ortsvorsteher Manfred Waters.

Aber ganz egal, in welcher Gemeinde entlang der Strecke und auch im Start- und Zielbereich am Steinheimer Steppi, wo die Zuschauer dicht an dicht standen – die Sportler dankten dem Publikum für die vielfältige Unterstützung trotz großer Anstrengung oft genug mit einem Lächeln, einem Winken oder einem Nicken. Und die Siegerin des Halbmarathons Isabel Leibfried bestätigte: „Ich kenne zwar die Städtenamen nicht ganz genau, aber die Stimmung war hier überall so richtig gut!“