Die Sonne im Glas beim Weingut Schütz. Foto:  

Die Veranstaltung „Wein, Wandern und Genuss“ hat viele Freunde. Das überrascht nicht – das Szenario ist herrlich.

Bottwartal - Die Jubiläumsauflage zum zehnten „Wein, Wandern und Genuss“ der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal erfreute sich am Sonntag bei idealen Wetterbedingungen wieder regen Zuspruchs. „Nach dem Auf und Ab mit Regen und Sturm diese Woche war das heute nicht unbedingt zu erwarten“, freut sich Andreas Roth vom Weingut Forsthof.

Auf zwei gut ausgeschilderten Wanderwegen „Rund um die Burg“ und „Umgeben von Reben“ macht sich wieder Hunderte, wenn nicht Tausende auf Schusters Rappen zu den insgesamt zehn Stationen auf. Dass vor allem für die ältere Generation mehr Wein und Genuss vor dem Wandern im Vordergrund stand, ist ja gut zu verstehen – jeder, wie er mag und wie er oder sie kann.

„Wenn es Wein gibt, dann wandere ich auch gerne“, sagt Karl-Heinz Ochs, der mit seiner Frau Renate zum ersten Mal aus dem Jagsttal zu „WWG“ gekommen ist – aber nicht zum ersten Mal im Bottwartal ist. „Wir kennen die Gegend hier schon von der Veranstaltung Wein und Kabarett bei den Winzern, da haben wir den Flyer mitgenommen.“

Aus der Zeitung oder von Freundinnen, wie Heike und Beate aus Neckarrems, haben andere von der entschleunigten Genussveranstaltung erfahren. „Das ist alles sehr entspannt“, freut sich Steffen Waldbüsser über das Kommen und Gehen. „Es ist gut besucht, aber es gibt immer Stoßzeiten. Letztes Jahr war es heißer und insgesamt mehr los, aber wir sind natürlich dennoch sehr zufrieden.“

Neue Gäste begrüßen und das Sortiment einem breiteren Publikum unterbreiten, darum geht es auch Kristina und Markus Bruker. „Wir machen zum ersten Mal mit, für uns ist alles neu.“ Die Spontangärung der Brukerschen Weine ohne Hefezugabe braucht Zeit, sieben Monate bis ein Jahr, und so entspannt geht es auch im Weingut und im Restaurant Magdalen’s zu. „Wir nehmen uns die Zeit, denn unsere Weine sollen so schmecken, wie unsere Stilistik ist, ganz gechillt und locker.“ Dabei gibt es genügend Gelegenheit zu verweilen: Die Bottwartaler Winzer locken die Gäste mit leckerem Spargel und dem dazu passenden Wein, die Weinstube Amalienhof, ebenfalls zum ersten Mal dabei, bietet in der mobilen Küche am Burgparkplatz in Beilstein regionale Nudeln in Wein-Sauce.

Bei allem Genuss darf auch die Kultur nicht zu kurz kommen, die ist nämlich ebenfalls genussvoll. Petra Weller erzählt „G’schichtle“ vom knitzen Eidechsle, das so leckere Maultauschen, duftenden Hefezopf und besten Wein kredenzt, dass der Jung-Wengerter sie einfach heiraten muss – zumal aus der Eidechse dann im Märchen noch eine wunderschöne junge Frau wird.

Andrea Wehr hat für die großen und kleinen Zuhörer lustige Erzählungen von Menschen und Tieren im Gepäck, humorvoll geht es auch bei Mundartdichter Hanns-Otto Oechsle zu, Eckhard Fischer, Thomas Löffler, Elke R. Evert, Dorothea Baltzer und Frederike Wiechmann unterhalten die Gäste in den Weingütern ebenso aufs Beste. Weinerlebnisführerin Claudia Steinbrenner geht nach einer kurzweiligen Lesung direkt zur Weinprobe über und Kräuterpädagogin Anamaria Zube-Pop weiß viele Geschichten und Anekdoten über bekannte und unbekannte pflanzlicher Zuwanderer aus dem Mittelmeerraum.

Insgesamt boten die beiden Touren wieder besten Wein-, Kultur- und Naturgenuss. Am Benning, wo die Wanderer trotz der noch moderaten Temperaturen ins Schwitzen geraten, bietet sich eine zauberhafte Szenerie: Die Grillen zirpen, Milane schrauben sich im Aufwind in die Lüfte, und der Falke rüttelt über den Weinbergen. Runter nach Kleinbottwar geht es leichteren Schrittes. Dort empfängt Ortsvorsteher Manfred Waters die Besucher in der 1936 errichten Kelter und zeigt die umfangreiche Sammlung von der Handspritze der Steinheimer Feuerwehr anno 1886 über besondere Weine und alte Telefone. Das Gebäude, so ist zu hören, ist dieser Tage an einen privaten Investor verkauft worden, also stellt sich die Frage, was mit der Sammlung, die durchaus den Rang eines Heimatmuseums hat, passieren wird.