Mit Edwin Kubotat (rechts) geht’s durch Marbach-Süd zur Schillerhöhe. Foto: KS-Images.de

Bürgermeister-Kandidat Edwin Kubotat ist ein gutes Miteinander wichtig. Kultur als Herzensangelegenheit.

Marbach - Die Marbach - Aussicht über den Eichgraben bei winterlichem Sonnenschein ist herrlich. Um die Nase weht ein ganz leichter, kühler Wind: Unser Spaziergang mit Edwin Kubotat beginnt hoch oben auf dem Hörnlesteg. Hier in der Nähe, in Marbach-Süd, hatte der 51-Jährige einst gewohnt, und hier „schlamperte“ er damals mit seiner Tochter durchs Grün und kraxelte am Hang. „Besonders schön ist es auf dem Steg auch im Sommer, weil man dann über den grünen Baumwipfeln läuft“, schwärmt Edwin Kubotat, der auch davon angetan ist, dass es beim Hörnle-steg auf beiden Seiten keinerlei Treppen braucht, um dennoch hinübergehen zu können. Und als Bürgermeister möchte er im übertragenen Sinn ebenfalls Brücken schlagen.

Als Ethik-Lehrer erlebt der inzwischen in Benningen wohnende Kubotat eine besonders spannende Zeit. Zum einen, weil er im Vorfeld der Bürgermeisterwahl die Arbeitszeit eigentlich reduzieren wollte, um den Wahlkampf verstärkt angehen zu können. Das klappte auch erst – aufgrund von Lehrermangel arbeitet er nun aber sogar in einem Umfang von 130 Prozent. Das Coronavirus verändert dabei nicht nur den Unterrichtsalltag, sondern auch den Inhalt, den er lehrt. Er fasst mit den Schülern beispielsweise Argumente von Coronaleugnern genauso ins Auge wie von Hardlinern. „Und wir erleben im Unterricht das ein oder andere Praxisbeispiel“, sagt Edwin Kubotat und schildert die Situation, als er jüngst das Thema Chancengleichheit für Schüler behandelte, während 15 Schüler vor ihm im Raum saßen und 15 über ein Video online live zugeschaltet waren. „Und gerade, als es um die Chancengleichheit ging und ich mich zu den Schülern an der Leinwand umdrehte, war die Internetverbindung und damit auch die Schüler weg. In der Theorie ist das also super. In der Praxis, wenn der Stream abbricht, manchmal eine Katastrophe.“ Und so viel also auch zur Chancengleichheit.

Dass jeder gleichermaßen zum Zug kommt, das ist Edwin Kubotat wichtig. Als Lehrer widmet er sich auch den Schülern, die sitzen bleiben oder von der Schule zu fliegen drohen. Genauso sei es in der Corona-Krise wichtig, die Schwächsten und die, die ihren Job und ihre Existenz verloren haben oder denen dieses Schicksal droht, zu unterstützen. „Einmal natürlich aus humanistischen Gründen. Und einmal gewissermaßen auch aus Eigennutz.“ Denn helfe man diesen Menschen jetzt nicht, könne man später nicht ihre Hilfe erwarten.

Auf ein Miteinander möchte er auch im Rathaus setzen. Ihm sei bewusst, dass er auf gute Mitarbeiter angewiesen sei. Und er möchte einen modernen Führungsstil an den Tag legen, der den Mitarbeitern vor allem eigenverantwortliches Arbeiten ermöglicht. „Je offener man das hält, desto mehr Spaß macht es dem Einzelnen. Und mit mehr Spaß bekommt man auch bessere Ergebnisse. Ich arbeite lieber mit einer Zielvereinbarung anstatt einer ständigen Kontrolle.“ Er sei zwar generell eher ein Mann der zweiten Reihe, der gerne schaut, dass alles läuft. „Als Bürgermeister würde ich aber auch den Schritt nach vorne tun und offensiver werden.“ Wobei auch das nichts gänzlich Neues für ihn wäre – kennt er es doch vom Filmdreh, mit dem Megafon ganz vorne zu stehen und der Menge Anweisungen zu geben. „Das hat auch viel Spaß gemacht.“

Schauspielerei und generell Kultur sind das große Hobby von Edwin Kubotat. Das wird deutlich, während wir beim gemütlichen Spaziergang Marbach-Süd hinter uns lassen und die Schillerhöhe erreichen. Die Worte des langjährigen Mitglieds der Marbacher Theatergruppe Südlich vom Ochsen sind wohlüberlegt. Was nicht mit wortkarg zu verwechseln ist. Vergangenen Sommer trat er zudem über vier Wochen bei Burgfestspielen in der Schweiz auf. Am Theaterspiel mag er, dass man auch Rollen einnimmt, die man im realen Leben nie innehat. So spielt Kubotat auf der Bühne auch gerne mal den Bösewicht – während er es im realen Leben hingegen als eine seiner sogenannten Schwächen ansieht, „manchmal zu viel Empathie“ zu haben.

Ein Ziel von Edwin Kubotat ist es entsprechend, die Kultur in Marbach zu stärken. Engagement zeigte er in dieser Richtung immer wieder. Etwa, als er schon vor rund 15 Jahren als Poetry Slammer vor Publikum sprach, als diese Darstellungsform noch recht neu war. Oder als er im Brückenhaus in Ludwigsburg fünf Jahre lang fast jeden Samstag Konzerte organisierte. Wobei er auch eine seiner Stärken ausspielen konnte: „Ich kann gut den Überblick behalten.“

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