Was wäre die Gesellschaft ohne Menschen, die ihre Freizeit für andere opfern? Foto: Archiv (dpa)

Der Einsatz der Feuerwehrkräfte und eines Ersthelfers verdient großen Respekt und Wertschätzung.

Marbach - Was war das nur für ein Wochenende? Zuerst die Brandanschläge auf mehrere Gebäude in der Innenstadt, in der darauffolgenden Nacht dann die Explosion beim Drogeriemarkt Müller. Im ersten Moment könnte man meinen, irgendwelche Idioten hätten sich von den Anschlägen der Vornacht anstecken lassen. Es handele sich also um Nachahmungstäter. Doch der Marbacher Drogeriemarkt war in den vergangenen Jahren schon öfter das Ziel blinder Zerstörungswut beziehungsweise Versuchsobjekt dummdreister Einbruchsversuche, insofern scheint ein Zusammenhang eher unwahrscheinlich – auch für die Polizei.

Das Entsetzen über die Brandanschläge durch einen 42-Jährigen, für die es bislang keine (öffentliche) Erklärung gibt, ist verständlicherweise groß. Was treibt einen Menschen an, das Leben anderer in Gefahr zu bringen? Und nicht nur das eigene Zuhause, sondern auch das anderer zu zerstören? Was muss passieren, dass ein Mensch in solch einen psychischen Ausnahmezustand gerät? Welche Alarmsignale und Hilfeschreie wurden übersehen? Welche Mechanismen haben im Vorfeld der Tat versagt? Fragen, die erst mit der Aufarbeitung des Falles beantwortet werden können. Wenn überhaupt.

Noch größer als das Entsetzen über das Geschehene sollte jedoch der Respekt vor der Leistung all derjeniger sein, die am Wochenende wieder einmal Schlimmeres verhindert haben. Und die Dankbarkeit für ihren selbstlosen Einsatz. Allen voran Mark Bühler, der mit seinem Freund ins brennende Haus stürmte, um Menschenleben zu retten. Für ihn war’s eine Selbstverständlichkeit, für viele andere wäre es das nicht gewesen. „Held von Marbach“ wird er genannt – zu Recht.

Und was wären wir ohne unsere Feuerwehren und Rettungskräfte? Was wären wir ohne jene Menschen, die nicht nur ständig ihre Freizeit opfern, sondern auch ihr eigenes Leben immer wieder aufs Spiel setzen, um das anderer zu retten? Im Ehrenamt. Acht Stunden dauerte der Einsatz in der Marbacher Brandnacht. Ein Einsatz, der zehrt – an Geist und Körper. Kommandant Alexander Schroth ist zu Recht stolz auf seine Truppe – so wie es viele Kollegen in anderen Kommunen auch sein können. Nicht zu vergessen: Nach ein paar Stunden erreichte die Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen schon wieder der nächste Alarm.

Wütend macht jedoch die Nachricht, dass es Menschen gibt, die nichts Besseres zu tun haben, als das Unglück mit ihrem Smartphone zu filmen. Und nicht nur das: Auch bei den internen Lage-Besprechungen der Einsatzkräfte wird draufgehalten – selbst als der Marbacher Kommandant darum bittet, dies doch zu unterlassen. Sensationsgier toppt Feingefühl. Rücksichtslosigkeit toppt Empathie. Dummheit toppt Verstand. Leider.