Viele Senioren müssen jeden Cent umdrehen. Foto: Archiv (dpa/Malte Christians)

Eine Leserin entscheidet sich nach der Lektüre eines Zeitungsartikel, einem Rentnerpaar finanziell zu helfen. Eine Nachricht, die inmitten düsterer Zeiten ein kleiner Silberstreif am Horizont ist und den Glauben an das Gute zurückbringt.

Hass, Krieg, Hetze, Tränen, Stress, Angst. Die Liste ließe sich sicher noch verlängern, denn seit Wochen werden wir von düsteren Bildern und belastenden Nachrichten umgetrieben. Und dann? Dann ist sie plötzlich da. Diese eine Nachricht, die einem den Glauben an das Gute zurückbringt. Die einen lächeln lässt und das Herz leicht macht. Und die aufzeigt, was Geschichten bewirken können.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: „Wenn die Rente nicht mehr zum Leben reicht“

Am vergangenen Dienstag haben wir einen Text des Kollegen Völpel zum Thema Altersarmut veröffentlicht. Der Mann bezieht Altersrente, seine Frau erhält wegen verschiedener chronischer Erkrankungen eine Erwerbsminderungsrente. Etwa 1000  Euro im Monat hat das Paar in seinen 60ern zur Verfügung. Vergangenes Jahr erhöhte die Vermieterin die Vorauszahlungen und die Kaltmiete um gut 100 Euro – auf insgesamt 740 Euro. Eine Nachzahlung für Nebenkosten in Höhe von 500 Euro verlangt sie zudem. Zu viel für die beiden Rentner, um es noch von dem bisher verfügbaren Geld bezahlen zu können.

Die Geschichte in der Zeitung hat die 75-Jährige tief berührt

Waltraud Heidt hat, wie viele anderen, die Geschichte des Paares in unserer Zeitung gelesen. Doch sie hat es nicht beim Lesen belassen, sondern sich spontan entschieden, dem Paar zu helfen. Die 75-jährige Affalterbacherin übernimmt die Nachzahlung für zwei Menschen, deren Namen sie nicht einmal kennt, denn um die Anonymität des Paares zu wahren, hatten wir mit einer Sozialarbeiterin der Wohnungslosenhilfe, die es berät und bei Anträgen hilft, über den Fall gesprochen. Exemplarisch als einer von vielen. In ihrer unmittelbaren Bekanntschaft kenne sie niemanden, der in die Armut zu rutschen drohe, sagt Waltraud Heidt. Dennoch lese und höre man immer wieder über Altersarmut. „Und als ich die Geschichte dann in der Zeitung gelesen habe, hat mich das tief berührt.“

Die Zahl der Kunden in den Tafelläden steigt

Dass die Affalterbacherin es nicht beim berührt sein belassen hat, sondern sofort handelte, berührt wiederum mich zutiefst. Man dürfe, sagt Waltraud Heidt zurecht, gerade vor dem Hintergrund der großen Hilfsbereitschaft für die Ukraine auch die Menschen in unserer Gesellschaft nicht vergessen, denen es schlecht geht - ebenso wie Menschen, die aus anderen Teilen der Erde zu uns flüchten. Ein Hinweis, den dieser Tage auch die Erste Bürgermeisterin Ludwigsburgs, Renate Schmetz, gegeben hat. Die Zahl der Kunden in den Tafelläden steigt. Die Armut in Deutschland wird größer. Aber: Die Hilfsbereitschaft und die Mitmenschlichkeit, die viele zeigen, ist bewundernswert und berührt. Auch die von Waldtraud Heidt.

Lesen Sie mehr zum Thema: „Arm im Alter – trotz eines Vollzeitjobs“