Ohne Altpapier-Sammlung fehlt den Vereinen eine wichtige finanzielle Unterstützung. Foto: privat

Das Ende herkömmlicher Altpapiersammlungen ist begründet. Vereine aber werden im Stich gelassen.

Bottwartal - Samstagmorgen. An unserem Treffpunkt beginnen die Motoren der Traktoren zu knattern. Wir klettern auf die Anhänger und der wilde Ritt beginnt. Zumindest fühlt es sich so an. Der Fahrtwind bläst ins Gesicht, unsere Müdigkeit wird aus dem Körper geschüttelt. In Gruppen schwärmen wir als Verein aus. Die Aufgabe: Den Ort von Altpapier befreien. Mal legen die Bürger ein paar Zeitungen raus. Mal stapeln sich gefüllte Kartons. Wir laden alles auf, um das Papier später in Containern zu verfrachten. Die Belohnung folgt am Ende: Alle Helfer werden von weiteren Vereinsmitgliedern bekocht. Das ist nicht nur lecker und lädt den Akku auf, es ist auch gesellig.

Andreas Hennings

Mehrmals im Jahr war das so, als ich als Jugendlicher mithalf. Für mich war es ein Erlebnis und ein Zusammensein mit Freunden. Dem Verein brachte es Einnahmen. Eine Win-Win-Situation. Zumindest bislang. Denn hinter den Altpapiersammlungen steht ein dickes Fragezeichen, seit die Abfallverwertungsgesellschaft des Kreises Ludwigsburg zu Neujahr den Vertrag hat auslaufen lassen mit der Firma Alba, die sich des Altpapiers angenommen hatte. Die AVL hatte dafür gute Gründe, konnte sie den Vereinen doch keinen lukrativen Preis mehr garantieren und befürchtete rechtliche Konsequenzen. Bei einem „Weiter so“ zu selben Konditionen wäre das auf den Gebührenzahler zurückgefallen. Was in Anbetracht der sowieso steigenden Abfallgebühren schwer zu vermitteln wäre und rechtlich auch gar nicht passieren darf. Zwar können die Vereine nun für private Unternehmen sammeln. Ob und wie lange sich das lohnt, ist aber unklar. Am Beispiel von Alba, das auch von sich aus nicht mehr für Vereine sammelt, sieht man, dass hier auch private Firmen an Grenzen stoßen.

Bedauerlich ist in meinen Augen das leise, emotionslose Ende der jahrelangen Zusammenarbeit. Öffentlich wird zu wenig darüber gesprochen, wie die vielen Vereine das auffangen und wie nun auch Bürger die Vereine unterstützen können. Von Überlegungen zu Alternativen oder einer Initiative, um alle betroffenen Vereine in ein Boot zu holen, um das Problem gemeinsam anzugehen, keine Spur. Dabei sind Vereine auf Geld wie dieses angewiesen, um Gutes für ihre Mitglieder und die ganze Gesellschaft auf die Beine stellen zu können. Der Verlierer ist das Ehrenamt. Dass die Verträge just in Corona-Zeiten endeten, in denen Mitglieder kündigen, Sponsoren wegfallen und Veranstaltungen ausfallen, schmerzt doppelt.

So hilft nur ein Appell an uns alle, die Vereine, die uns am Herzen liegen, umso mehr zu unterstützen. Tatkräftig oder finanziell. Und jene, die weiterhin Altpapier sammeln, mit Papier, Papier, Papier. Denn je mehr zusammenkommt, desto niedriger sind die befürchteten Mindereinnahmen. Nur so wär’s für die Helfer auch weiterhin ein wilder – und lohnenswerter Ritt.

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