Der Schiller-Sonntag 2021 fällt aus. Foto: Archiv (avanti)

Damit nach dem Corona-Stillstand wieder Leben in die Städte kommt, braucht es ein Miteinander.

Marbach - Das Veranstaltungskarussell beginnt sich wieder zu drehen – langsam, aber doch beständig gewinnt es an Fahrt. Manch einer von uns springt ganz unbeschwert auf, andere immer noch zurückhaltend. So einfach es für uns Bürger ist, zu entscheiden, ob wir zu einem Konzert gehen oder ein Fest besuchen, so schwierig ist bisweilen die Entscheidung für Veranstalter, ob sie die Events überhaupt stemmen können und wollen. Oder für Kommunen, ob sie grünes Licht geben. Völlig frei sind sie in ihrer Entscheidung nicht. Die gesetzlichen Grundlagen müssen ebenso eingehalten werden wie die aktuelle Corona-Verordnung. Allerdings haben Kommunen dabei einen gewissen Spielraum.

Hürden waren zu groß und zu unklar

Die Aufregung im Netz, nachdem klar war, dass der Schiller-Sonntag am 7. November nicht stattfinden wird, war groß. Zumal im nur ein paar Kilometer entfernten Ludwigsburg am 10. Oktober beim Kastanienbeutelfest eine große Sause steigen soll. Hohn, Spott und Ärger wurden über der Marbacher Stadtverwaltung ausgeschüttet, die nicht zulässt, was anderswo geht. Im ersten Reflex ist man geneigt zuzustimmen. Doch es lohnt, wie sooft, das genaue Draufschauen. Formal verbockt haben es in Marbach die Selbstständigen, nicht die Stadt. Denn für den verkaufsoffenen Sonntag braucht es – wie jedes Jahr – eine vom Gemeinderat erlassene Satzung. Darüber hinaus verlangt der Gesetzgeber ein Rahmenprogramm. Einfach die Ladentür zu öffnen, ist nicht. Das war vor Corona so, und das ist während Corona so. Weil den in der Interessengemeinschaft der Selbstständigen (IGS) organisierten Marbacher Einzelhändlern die Corona-Hürden zu groß und auch zu unklar waren, machten sie sich erst gar nicht daran, das erforderliche Rahmenprogramm zu organisieren und den üblichen Verfahrensprozess bei der Stadt in Gang zu bringen.

Es braucht Ideen und einen Willen

In Ludwigsburg dient am 10. Oktober der Saisonabschluss des Blübas als Rahmenprogramm. Ein kluger Schachzug, oder nur ein zeitlicher Glücksfall? Das spielt keine Rolle. Entscheidend ist, was Stadt und Einzelhändler daraus gemacht haben. Gemeinsam. Wie gut es der Gesellschaft tut, wenn wieder Leben in die Stadt kommt, hat sich in der Nachbarkommune vor kurzem gezeigt, als die Wilhelmstraße für den Autoverkehr gesperrt blieb und die zentrale Achse einen Tag lang in eine Fläche für Spiel, Spaß und Aktionen verwandelt wurde. Beispiele, die zeigen: Um wieder Leben und Normalität in die Stadt zu bringen, braucht es Ideen, einen Willen und den Schulterschluss vieler – unter anderem von Stadtverwaltung und Selbstständigen.