Eine Minderheit sieht sich vom Wohlstand abgehängt oder wird von Abstiegsängsten geplagt. Foto: privat

Oft braucht es heute mehr als Fleiß und Tüftelei, um für ein gutes Zusammenleben
zu sorgen.

Marbach/Affalterbach - Smalltalk auf Schwäbisch – da geht es meistens ums „Schaffe“, habe ich in diesen Tagen festgestellt. Fast 15 Jahre habe ich im selbst gewählten hessichen „Exil“ verbracht. Das schärft den Blick etwas. Weiterhin dürfen wir Schwaben – völlig zurecht meistens –, stolz auf unser Arbeitspensum und das damit Erreichte sein. „Viel hilft viel“ wird als Devise aber eher nicht reichen in dieser hoch vernetzten, beschleunigten Welt. Das gilt selbst für Konzerne von Weltrang, Stichwort Dieselskandal. Die ewigen schwäbischen Tugenden, Tüftelei und Arbeitseifer, sind immer noch eine gute Ausgangsbasis, aber eben auch keine Erfolgsgarantie. Immer mehr Menschen mitten unter uns, gleich welcher Herkunft, fühlen sich erschöpft, überfordert, wortwörtlich an den Rand gedrängt – etwa durch astronomisch steigende Mieten oder Grundstückspreise.

Das habe ich auf Wohnungssuche in den zurückliegenden Tagen am eigenen Leib erfahren. Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich beklage mich nicht, fühle mich keineswegs an den Rand gedrängt. Ich suche hier als Einzelner mit allseits bekanntem Arbeitgeber. Damit habe ich gute Karten, wahrscheinlich knapp hinter Fachkräften aus der Automobilbranche. Aber ich kann jetzt nachempfinden, wie sich Familien mit Kindern oder Alleinstehende mit vergleichsweise schlecht bezahlten Jobs fühlen müssen, die neu in die Region kommen. Eine Minderheit sieht sich ganz vom Wohlstand abgehängt oder wird von Abstiegsängsten geplagt. Die Ängste sind ernstzunehmen, manchmal aber übermäßig. Dies spiegelt sich wohl in der Abgeordnetenzahl der AfD im neuen Bundestag.

Gerade solche Zeichen sollten jetzt als Aufforderung zum „Schaffe“ verstanden werden: Zum Schaffen bezahlbaren Wohnraums etwa, zum Schaffen von Freiräumen für berufstätige Eltern durch Ganztagesbetreuung, zum Schaffen von Räumen wie Anlässen zur Begegnung zwischen Einheimischen und der wachsenden Zahl von Menschen in „Asylanschlussunterbringung“. Schaffet mir des au’? Neben vielen anderen Ehrenamtlichen in der Umgebung ist es der Arbeitskreis Asyl in Affalterbach, der ein ermutigendes Zeichen setzt, wenn er nächste Woche seine neuen Räume mitten im Ort in Betrieb nimmt. Hier lernen die neu hier Angekommenen Deutsch oder nähen zusammen mit den Landfrauen. So ist es zu schaffe’.Wäre doch gelacht!