Bereits vor drei Jahren war der Zustand der Brücke in der Großbottwarer Bahnhofstraße dringend sanierungsbedürftig. Foto: Verbandsbauamt

Obwohl es eilt, muss eine Brückensanierung in Großbottwar vier Jahre warten. Das darf nicht sein.

Großbottwar - Größenangaben einzuordnen, das ist ja so eine Sache. Die Fläche von Liechtenstein etwa ist 80 Mal so groß wie die von Monaco. Ist Liechtenstein deshalb groß? Nicht im Vergleich mit dem Kreis Ludwigsburg, der viermal größer ist. Und schon gar nicht, wenn es nach meinem Vater ginge. Der pflegte bei Urlauben in den Alpen zu sagen: „Wanderer kommst du nach Liechtenstein. Tritt nicht daneben, tritt voll hinein.“

Frage: Sind 200 Meter Landstraße viel? Nein, oder? Selbst eine Autobahn-Auffahrt ist mit 250 Metern länger. Und mit 70 oder 100 Sachen auf dem Tacho ist diese Strecke schnell bewältigt. Dass es aber eben auch 200 Meter Landstraße in sich haben können, zeigt die neu geplante Abbiegerspur auf der L 1115 bei Großbottwar. Für die soll der Autobahnzubringer auf dieser Länge verbreitert werden. Nötig ist das, um die Stadt vor einem Verkehrsinfarkt zu bewahren, wenn die Bottwarbrücke nahe der Rosenkreuzung ausgetauscht wird. Was aufgrund des Zustands lieber gestern als morgen passieren sollte.

Andreas Hennings

Ich erinnere mich gut daran, als vor drei Jahren Fotos von der Brücken-Unterseite für Erstaunen bei den Stadträten sorgten. Zu sehen war ein Stahlgerippe und instabil wirkender Beton. Diese Woche erklärte das Verbandsbauamt nun, der Zustand sei heute noch schlimmer. Es eilt also. Schon vor drei Jahren hieß es, der Brückenneubau müsse in spätestens drei Jahren erfolgen, und es brauche dafür die Abbiegerspur. Der Zeitraum ist nun vorüber, und wir stellen fest: Die Verbreiterung der L 1115 hat nicht mal begonnen. Passieren soll das im Herbst – die Brücke ist also nicht vor 2022 an der Reihe.

Um mich nicht falsch zu verstehen: Natürlich braucht es für die Straßenverbreiterung die notwendigen Grundstücke und im Sinne der Sicherheit eine gute Planung. Von mir aus legt man für den Grünstreifen, der geopfert wird, auch, wie geschehen, ein 50-seitiges Artenschutzgutachten an. Doch läuft nicht etwas schief, wenn all das trotz des Zeitdrucks dreieinhalb Jahre dauert? Es darf doch nicht zu solchen Verzögerungen kommen, nur weil eine Stadt auf einer Straße, die ihr nicht gehört, dringend etwas verändern muss. Zumal das Regierungspräsidium die Notwendigkeit von Anfang an eingesehen hat. Doch die Bürokratie-Mühlen mahlten offenbar trotzdem nicht schneller. Der Vertrag mit rechtlichen Details zwischen Land und Stadt ist bis heute nicht unterschrieben.

Immerhin wird den Großbottwarern damit wohl die Befürchtung eines Steuergrabs genommen. Die L 1115 soll zwar mal ausgebaut und zur Bundesstraße werden, wodurch die teure Abbiegerspur wohl wieder Geschichte wird. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das in absehbarer Zeit passieren wird. Wenn für 200 Meter so lange geplant wird, wie wird das erst bei der Strecke von Backnang zur A81 sein? Wobei – was sind schon Größenangaben. . .