Bernhard Wein Anfang Oktober beim MZ-Leserforum Foto: Werner Kuhnle

Der Mundelsheimer Bürgermeisterkandidat Bernhard Wein hat wenig Größe gezeigt.

Mundelsheim - Die Mundelsheimer sind immer für eine Überraschung gut. Zumindest für eine kleine. Denn, dass einer der fünf Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl bereits im ersten Durchgang die absolute Mehrheit erreicht, war so nicht zu erwarten. Viele hatten zwar damit gerechnet, dass die beiden Lokalmatadoren vorne liegen – allerdings ohne einen Sieger beim Urnengang Numero 1. Es kam anders und ehrlich gesagt bin ich den Bürgern der Weinbaugemeinde dankbar, dass sie uns zwei weitere Wahlkampfwochen und ein weiteres Wahlwochenende erspart haben.

Für eine Überraschung sorgte aus meiner Sicht am Abend der Wahl aber auch Bernhard Wein. Magere 6,9 Prozent hatte sich der in Niedersachsen lebende Pädagoge und Umweltschützer geholt. In absoluten Stimmen sind das gerade mal 124 Mundelsheimer, die dem ehemaligen Oberstleutnant ihr Vertrauen schenkten. Das ist enttäuschend – ohne Frage. Allerdings kann Wein nicht wirklich damit gerechnet haben, vorne mitzuspielen, denn es hatte sich schon im Wahlkampf abgezeichnet, dass er mit dem Thema Tourismus, an dem Wein eisern, beinahe schon störrisch festhielt, bei den Mundelsheimer nicht punkten kann. Weins Verhalten am Wahlabend wirft in meinen Augen jedoch kein gutes Licht auf den Kandidaten. Dass man auf dem Weg zur Ergebnisverkündung in einen Stau gerät und verspätet an der Neckarschleife ankommt, kann passieren. Dass er – nachdem er seinen Mitbewerber Lucas Barg vor dem Bürgerhaus getroffen und von ihm das Ergebnis erfahren hatte, sich drinnen dann nicht einmal mehr blicken ließ, war nicht nur schlechter Stil, sondern zeugt auch von fehlender Größe.

Meine Mutter hat mir als Kind immer wieder gesagt „Das gehört sich“. Zum Beispiel der Nachbarin, die ich nicht besonders mochte, Hallo zu sagen. Oder sich generell respektvoll gegenüber anderen Menschen zu verhalten. Ich gebe zu: Ab und an haben mich die strikten Regeln genervt und ich hab’ sie nur widerwillig erfüllt. Heute hör’ ich mich meinen Kindern gegenüber aber dieselben Sätze sagen.

Ja – es gibt gewisse Dinge, die sich einfach gehören und für mich nicht diskutabel sind. Faires Verlieren und Größe zeigen gehören für mich dazu. Vor allem Letzteres hat Bernhard Wein am Wahlabend vermissen lassen. Er arbeite jetzt weiter als Lehrer und bleibe erstmal in der Heide, hat er meine Kollegin wissen lassen. Das ist vielleicht auch besser so!