Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Kommunalwahlen stehen an. Doch immer weniger Menschen möchten Verantwortung übernehmen.

Marbach/Bottwartal - Wer sich in diesen Wochen und vor allem in den kommenden Monaten die Mühe macht und als Gast eine Gemeinderatssitzung mitverfolgt, wird – sofern es für ihn keine Premiere ist – merken, dass so mancher Bürgervertreter in Plauderlaune ist. Von Haus aus ruhige Zeitgenossen melden sich in Sitzungen plötzlich ungewohnt oft zu Wort. So mancher Wortführer findet häufig immer schwerer ein Ende. Die Sitzungen ziehen sich in die Länge. Bisweilen unnötigerweise. Aber: In einem halben Jahr werden Gemeinde- und Ortschaftsräte gewählt. Unter anderem. Und wer am 26. Mai 2019 beim Wähler punkten möchte, muss Flagge zeigen und auf sich aufmerksam machen.

Die Parteien stecken mitten in der immer schwieriger werdenden Suche von Kandidaten für ihre Listen. Es kostet viel Überzeugungskraft und Ausdauer, andere für dieses zeitaufwändige Ehrenamt zu begeistern. Dabei hat die Kommunalpolitik beziehungsweise haben die Entscheidungen, die am Ratstisch demokratisch getroffen werden, ganz unmittelbare Auswirkungen auf das Leben der Menschen, die in einer Gemeinde oder Stadt wohnen.

Etwa 80 Prozent aller Angelegenheiten, die uns Bürger mit dem Staat in Kontakt bringen, werden von den Kommunen erledigt. So formuliert es die Landeszentrale für politische Bildung. Das unterstreicht die Bedeutung der Entscheidungen der kommunalen Gremien in zig Bereichen: Schulen, Kindergärten, Bauleitplanung, Feuerwehr und und und. Die Liste ist noch um ein Vielfaches länger.

Insofern ist es erstaunlich, dass das Ehrenamt als Gemeinderat so wenig reizvoll zu sein scheint, dass die Parteien bisweilen um Kandidaten buhlen müssen, statt von Interessenten überrannt zu werden. Es ist eine verantwortungsvolle, interessante und spannende Aufgabe, die nicht nur dem Gemeinwohl dient, sondern auch die eigene Persönlichkeit bereichert. Denn wer sein Amt als Gemeinderat ernst nimmt und sich in die unterschiedlichen Materien einarbeitet, der erweitert seinen Wissenshorizont ungemein.

Einige altgediente Räte werden bei den nächsten Wahlen nicht mehr auf den Listen zu finden sein. Vor allem in Steinheim steht ein großer personeller Umbruch an. Rund ein Drittel der Mitglieder des aktuellen Gremiums treten nicht mehr an. Anders in Marbach. Hier wollen die meisten amtierenden Stadträte weitermachen – gesetztenfalls sie können genügend Wähler von sich und ihrer zurückliegenden Arbeit überzeugen. Nur zwei Mitglieder werden sicher nicht mehr kandidieren.

Konstanz und Veränderung. Beides ist wichtig und sollte in einem gesunden Verhältnis stehen. Veränderung und neue Ideen und Impulse haben aber noch nie geschadet. Allerdings braucht es dafür eben Menschen, die am 26. Mai in den Ring steigen und Verantwortung übernehmen möchten. Insofern wünsche in den Parteien viel Erfolg und Kraft für die nächsten Monate.Und all jenen, die noch wanken, ob sie sich auf eine Liste setzen lassen, eine Portion Mut.