Die Bürger haben die Wahl - trotz Wahlempfehlungen. Foto: imago

Ist eine Empfehlung im Bürgermeister
-Wahlkampf eine Bevormundung der Bürger? Nein!

Marbach - Wer hätte gedacht, dass der Marbacher Bürgermeister-Wahlkampf so spannend wird? Da steigt jemand neben Amtsinhaber Jan Trost in den Ring, der weder in die Kategorie Dauerkandidat noch in die Kategorie Spaßkandidat fällt. Und als ob das an Spannung noch nicht genug wäre, spricht sich eine Ratsfraktion noch vor Bewerberschluss für diesen Herausforderer aus. Die CDU hat sich entschieden, die Karten auf den Tisch zu legen. Frühzeitig. Eine Entscheidung, die ratsintern nicht nur beklatscht wird. Der Puls-Vertreter Hendrik Lüdke spricht gar davon, dass eine solche Wahlempfehlung den Bürger entmündige. Aber tut sie das wirklich? Was für ein Verständnis liegt dieser Einschätzung zugrunde? Das des willenlosen Bürgers, der der Empfehlung einer Fraktion folgt, ohne sich selbst ein Bild der Bewerber zu machen und seinen eigenen Kopf einzuschalten? Ist es nicht richtig und vielleicht ja auch sogar wichtig, zu wissen, was die von mir gewählten Bürgervertreter, die übers ganze Jahr hinweg mit der Verwaltung und natürlich mit dem Bürgermeister zu tun haben, denken? Ich halte das Agieren der CDU für mutig und ehrlich. Allerdings ist der Zeitpunkt der Empfehlung – noch vor einem Gespräch mit dem Amtsinhaber Trost – mehr als unglücklich und zu kritisieren, auch wenn die Erklärung einleuchtet, man kenne den Rathauschef und seine Arbeit seit acht Jahren. Zumal die Bewerberfrist noch läuft und auch jetzt noch – siehe Edwin Kubotat – Kandidaten ihre Unterlagen abgeben. 

Zurück zum Thema Empfehlung. Die Gruppe Puls wird keine abgeben, ebenso wenig wie die Freien Wähler – auch wenn Jan Trost für sie im Kreistag sitzt. Bleiben noch die Grünen und die SPD. Erstere vermelden eine „Tendenz“, Zweitere halten sich alles offen. Wohlwissend, dass ihre Entscheidung gerade auch nach dem Ablauf der OB-Wahl in Stuttgart besonders im Fokus steht, denn Herausforderer Jung hat das Parteibuch der SPD.

Infostände sind erlaubt

Der Januar verspricht also spannend zu werden. Und wer weiß? Vielleicht gesellen sich bis 29. Dezember noch weitere Aspiranten für das Amt dazu? Einen Wahlkampf in Zeiten eines Lockdowns zu führen, ist alles andere als einfach. Deshalb gebührt jedem, der es ernsthaft und engagiert betreibt, mein Respekt. Wir Bürger sollten jede Chance des Kontaktes nutzen und uns intensiv mit dem Menschen und seinen Ideen für die Schillerstadt beschäftigen. Vieles wird auf virtuellem Weg passieren, aber klar ist: Nicht jeder kann diese Möglichkeit nutzen, deshalb ist es richtig und wichtig, dass die Infostände der Kandidaten auch zu Lockdown-Zeiten erlaubt sind. Alles andere hätte die Wahl am 24. Januar aus meiner Sicht fragwürdig gemacht. Aber auch an den Ständen gilt: Maske auf, Abstand halten und sich ein eigens Bild machen.