Das Ghostbike in Steinheim Foto: privat

Nach dem tödlichen Verkehrsunfall in Steinheim sendet das Ghostbike eine wichtige Botschaft.

Steinheim - Die Szenerie in der Höpfigheimer Straße in Steinheim ist trist. Wo im Sommer Klein und Groß gut gelaunt ins Wellarium strömen, steht jetzt im Herbst ein einsames Fahrrad. Weiß angesprüht, gelehnt an eine Laterne. Wenige Meter entfernt brennen Kerzen, Blumen liegen auf dem Boden. Der Anlass ist noch viel trauriger, als es die Szenerie je sein könnte: Ein 61-jähriger Radfahrer hat hier vor zwei Wochen bei einem Unfall sein Leben verloren. Eine Tragödie, mit der die Angehörigen und der beteiligte Autofahrer irgendwie umgehen müssen. Eine Tragödie, die jeden von uns treffen kann.

Um zumindest die Wahrscheinlichkeit zu senken, dass sich solch ein Unfall wiederholt, setzt die Murrer Radbande ein Zeichen. Ein, wie ich finde, wichtiges und richtiges Zeichen. Das von ihr aufgestellte weiße Fahrrad ist nicht das des Unfallbeteiligten. Es ist ein sogenanntes Ghostbike, das dort mahnen und zum Nachdenken anregen soll, wo ein Radfahrer zu Tode gekommen ist. Wie ein Kreuz, das nach tödlichen Unfällen aufgestellt wird. Nur auffälliger. Weiß ist es, weil explizit nicht nach Schuld gesucht wird. Ein guter Ansatz, auch wenn das teils schwerfallen mag.

Eine der Botschaften: Straßenverkehr funktioniert nur im Miteinander. Was auf unseren Straßen herrscht, ist aber leider häufig ein Gegeneinander. Gerade wenn sich Zwei- und Vierräder in die Quere kommen. Das stelle ich als leidenschaftlicher Autofahrer und ebenso leidenschaftlicher Radfahrer immer wieder fest. Mal bin ich der, der mit dem Rennrad einen Autofahrer zum Bremsen zwingt. Mal der, der von einem Radfahrer ausgebremst wird. Was oft fehlt, ist das Verständnis füreinander, was zum Nachteil für den Radfahrer ist – ist er doch der gleichberechtigte aber so gesehen schwächere Verkehrsteilnehmer.

Andreas Hennings

Dass sich mir nicht gleich alle Haare zu Berge stellen, wenn ich für einen Radfahrer bremse, mag daran liegen, dass ich beide Seiten kenne. Ich weiß, dass Radfahrer oft gerne woanders als auf viel befahrenen Straßen fahren würden. Manchmal geht es aber nicht anders, auch wenn das auf den ersten Blick nicht der Fall zu sein scheint. Dass auf Landesstraßen wie zwischen Marbach und Ludwigsburg oder Großbottwar und Beilstein – dort, wo es parallel leicht zu findende, gut ausgebaute und asphaltierte Radwege gibt – so gut wie keine Radler unterwegs sind, macht das deutlich.

Ich will mich nun nicht in den Argumenten beider Seiten verlieren. Begegnungen zwischen Auto- und Radfahrern wird es immer geben. Wichtiger ist also, dass die Botschaft des Ghostbikes in Steinheim rüberkommt. Dass es Verkehrsteilnehmer dazu animiert, positiv miteinander umzugehen und auf Sicherheit zu achten. Und geht es nur darum, als Radfahrer Signalfarben und Helm zu tragen. Dass ein stilles Mahnen funktionieren kann, habe ich in den USA erlebt. Dort werden markante Schilder aufgestellt, wo Bären angefahren worden sind. Mich brachte das tatsächlich dazu, weniger aufs Gaspedal zu drücken, unabhängig von Geschwindigkeitsbegrenzungen. Denn die Schilder haben ein Bewusstsein geschaffen. Und mehr Bewusstsein, das würde unserem Straßenverkehr gut tun.