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Die geplante Steinbrucherweiterung mobilisiert die Rielingshäuser. Jetzt sind die Räte an der Reihe.

Marbach - Seit etwas mehr als sechs Jahren lebe ich mit meinen Männern jetzt schon in Rielingshausen. Dass ich mich in dem 2600-Seelen-Ort zu Hause fühle, habe ich an dieser Stelle schon mehrfach beschrieben. Beschaulich und familiär geht es zu. Man kennt sich und erlebt sich als Teil einer Gemeinschaft.

Dieses Gemeinschaftsgefühl ist dieser Tage ganz besonders zu spüren. Die Pläne der Firma Klöpfer zur Erweiterung ihres Steinbruchs rütteln die Rielingshäuser auf – und bringen sie zusammen. Der Widerstand gegen das Vorhaben ist groß. Für manchen in der Kernstadt vielleicht unerwartet groß. Der Protest wird nicht von allen Rielingshäusern getragen, aber von sehr vielen.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative investieren viel Zeit und Kraft in ihren Kampf gegen die Erweiterung der Abbaufläche des Steinbruchs. Dabei agieren sie bislang professionell und an der Sache orientiert. Innerhalb kürzester Zeit wurden eine Homepage, Flyer, Banner, Infostand auf dem Marbacher Wochenmarkt und eine Infoveranstaltung im Stadtteil auf die Beine gestellt. Morgen – ein Tag vor der Debatte im Rielingshäuser Ortschaftsrat – soll eine Menschenkette die Ausmaße des Plangebietes vor Augen führen. Das ist ein in Marbach und im Bottwartal in dieser Form neues Mittel des Widerstandes.

Dass Bürger durchaus Pläne verhindern können hat die Interessengemeinschaft lokaler Naturschutzgruppen (Bonag) gezeigt. Gut zehn Jahre ist es her, dass die Schönheit des Bottwartals dem schnöden Mammon geopfert und zwischen Großbottwar und Oberstenfeld ein 40 Hektar großes Gebiet, das „Häslachfeld“, mit Gewerbe- und Wohngebäuden sowie einer Ortsumgehung zugepflastert werden sollte, hatte mein Kollege vor ein paar Wochen geschrieben. Von den Plänen ist nicht zuletzt dank der Bonag nichts übrig geblieben. Die Chronologie des erfolgreichen Widerstands in der Nachbarschaft kann Mut machen und beflügeln.

Dass die Ortschaftsratssitzung am kommenden Montag in der Gemeindehalle stattfinden wird, ist auf jeden Fall die richtige Entscheidung gewesen. Denn es ist davon auszugehen, dass viele Rielingshäuser wissen wollen, wie sich ihre Mandatsträger positionieren. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sie das auch tun und sich nicht scheuen, klar Position zu beziehen. Ob dafür oder dagegen, das muss die persönliche Entscheidung eines jeden Rates sein. Soll heißen: Auch wenn ein Rat sich nach Abwägung der Argumente für die Erweiterung aussprechen sollte, ist das sein gutes Recht. Nur: Sich zu ducken und sich nicht zu erklären, wäre das schlechteste Signal, das sowohl in der Sitzung des Ortschaftsrates als auch des Gesamtgremiums am kommenden Donnerstag in Marbach ausgesandt werden könnte.