Dominik Thewes Foto: mz

Von der Marbacher Mensa nach Italien und zurück: Gedanken zum ökologischen Anbau.

Marbach - Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sich eins ans andere fügt. Am Ende hat man dann ganz unverhofft einen Erkenntnisgewinn, den man so nicht erwartet hätte.

In der Morgenkonferenz fragt mich also Kollege Christian Kempf, ob ich ein Foto vom Anbau an der Marbacher Mensa für seinen Artikel machen könnte. Die Sonne lacht, es weht eine leichte frische Brise – wer sagt da also nein zu einem kurzen Spaziergang ans Schulzentrum?

Abends dann, inzwischen habe ich es mir daheim im Lesestuhl gemütlich gemacht, lese ich einen Artikel über den Zustand der italienischen Landwirtschaft. Der nächste Urlaub will schließlich vorbereitet sein. Angefangen habe ich den Text allerdings vor allem, weil ich es nicht mag, Kapitel in Büchern einfach auszulassen. Interessiert hat er mich zugegebenermaßen höchstens am Rande. Bis die Passage kam, an der das italienische Schulsystem plötzlich eine Rolle spielte. Vor allem die Mensen im Land. Meine Aufmerksamkeit, gesteuert durch die Erlebnisse ein paar Stunden vorher, galt nun uneingeschränkt dem biologischen Anbau in dem Alpenanrainerstaat.

Bemerkenswerterweise fühlen wir Deutschen uns gegenüber unseren italienischen Freunden ja gerne irgendwie überlegen. Selbst jetzt, nach dem Unglück von Ischia, sind viele nicht wegen der Katastrophe bestürzt, sondern darüber, dass italienische Häuser bereits bei einem Erdbeben der Stärke vier zusammenbrechen.

Mir geht es anders. Ich weiß nicht mehr, wann ich mein Herz an Italien verloren habe, aber plötzlich war diese Liebe einfach da. Fernab der touristischen Pfade erkennt man dann schnell, dass wir uns ebenso viel von den Italienern abschauen können, wie diese von uns. Oder wer hätte gedacht, dass Italien in Sachen biologischer Landwirtschaft zu den Vorreitern gehört? Aus meinem Artikel, immerhin geschrieben von Italien-Experte Henning Klüver, erfahre ich auch, warum vom Gardasee bis nach Sizilien im zweistelligen Prozentbereich ökologisch produziert wird: Was an Schulen den Kindern zur Nahrung gereicht wird, muss auf biologischer Basis produziert worden sein. So will es der Staat. Der frühe Kontakt mit den so aufgezogenen Lebensmitteln erhöht natürlich die Akzeptanz für Bioprodukte auch im Alter.

An dieser Stelle des Textes wird es also Zeit, die gedankliche Rückreise von Neapel nach Marbach anzutreten. Landauf, landab sind gerade erst Schulmensen entstanden, wenn sie nicht noch im Bau befindlich sind. Ein Auge darauf zu haben, woher die Betreiber ihre Lebensmittel beziehen, stünde auch unserem Gesetzgeber ganz gut. Billig ist da eben nicht immer besser. Und Bio ist nicht immer billig. Aber das sollten uns unsere Kinder wert sein. Sie werden es uns danken – und mit ihnen die Böden, die naturnah bearbeitet worden sind.

Übrigens, während Italien einen zwei-stellingen Prozentbereich ausweisen kann, betrug im Jahr 2016 der Anteil der ökologisch bewirtschafteten an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland lediglich 6,5 Prozent. „Gegenwärtig stagniert der Zuwachs jedoch; damit bleibt der ökologische Landbau vom 20-Prozent-Ziel der Bundesregierung weit entfernt“, teilt das Umwelt-Bundesamt auf seiner Internetseite mit.