Die Bürger sollten ihren Müll auch selbst wegräumen, findet Karin Götz. Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt sauberer zu halten, ist eine Gemeinschaftsaufgabe.

Marbach - Das Thema Müll erhitzt die Gemüter. Mal mehr, mal weniger. In jeder Kommune. Die Wogen schlagen mal hoch und mal weniger hoch. In Marbach brodelt es derzeit wieder etwas mehr. Der Grund: Es werde immer mehr Abfall achtlos weggeworfen, monierte eine Bürgerin in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres 2018 – und verband ihre Wortmeldung mit Kritik an der Stadtverwaltung. Die gehe nicht beherzt genug gegen das Problem vor. Im Oktober hatte ein Leserbriefschreiber dem Rathausteam sogar völliges Versagen vorgeworfen.

Die Landeshauptstadt hat im Vorjahr ein ehrgeiziges Programm mit dem Titel „Sauberes Stuttgart“ auf die Beine gestellt. Die dortigen Gemeinderäte haben für vergangenes und dieses Jahr zusammen 15 Millionen Euro lockergemacht. Das Geld fließt unter anderem in mehr Personal und mehr Papierkörbe, die auch häufiger geleert werden sollen. Das ist ein richtiger und wichtiger Baustein hin zu einer saubereren Stadt. Aber eben nur einer.

So verständlich der Ärger und die Wut über den Dreck auf öffentlichen Flächen ist. Und so nachvollziehbar die Forderung nach der Kommune als Feuerlöscher ist. Das städtische Großreinemachen kann nur ein Baustein der Lösung sein. Denn ohne das Zutun der Bürger wird es aus meiner Sicht keine wirklich befriedigende Lösung geben. Nicht in Stuttgart und nicht in Marbach. Wir alle sollten unsere eigenen Gewohnheiten überprüfen und gegebenenfalls neu justieren. Jung wie Alt. Der Kaugummi ist ausgekaut? Das Bonbon ausgepackt? Das Tempo vollgerotzt? Dann bitteschön ab damit in einen Papiereimer. Und wenn nicht gleich einer um die Ecke steht, dann ab damit in die Tasche und daheim entsorgt.

Kleinvieh macht auch Mist. Übertragen passt diese Redwendung gleich in zweierlei Hinsicht auf das Thema Müll. Einmal im vielleicht nicht herkömmlichen Sinn: Auch jedes noch so kleine Papier oder jeder noch so kleine Müll verschandelt unsere Umgebung und ergibt – zusammengetragen – riesige Müllberge. Aber auch im ursprünglichen Sinn trifft die Redewendung zu: Viele kleine oder eher unbedeutend scheinende Schritte führen irgendwann zum Erfolg. Wenn wir uns und andere an die Nase fassen und vielleicht sogar mitanpacken, vermüllt unsere Stadt weniger. Und sollte jemand vor unseren Augen seinen Dreck einfach auf der Straße oder einer Grünfläche entsorgen, dann schadet es auch nicht, ihm einen Hinweis auf sein Fehlverhalten zu geben. Freundlich, aber bestimmt. Ergänzt um Aktionen wie „Bunte Besen kehren besser“, bei der im Oktober viele Bürger in der Stadt Müll zusammengekehrt und dabei auch noch Gemeinschaft erlebt haben, oder auch Grünflächenpatenschaften, kann Marbach sauberer werden. Denn Marbach, das sind wir alle.