Für die Imkerei braucht es Zubehör. Ein Schuppen zur Lagerung war nun in Steinheim Gegenstand einer Diskussion. Foto: picture alliance/Stefan Thomas

Ein Steinheimer darf im Wohngebiet einen Bienenschuppen aufstellen. Dass er damit die Baugrenze überschreitet, halten die meisten Räte für vertretbar, nicht aber die Grünen.

Steinheim - Die knallharte Linie der Steinheimer Grünen bei Bauprojekten jeglicher Couleur ist inzwischen hinlänglich bekannt. Soll ein Vorhaben außerhalb des eigentlich vorgeschriebenen Fensters auf einem Grundstück realisiert werden, senken Sprecher Rainer Breimaier und seine Mitstreiter prinzipiell den Daumen. Eine Ausnahme machte die Fraktion auch jetzt nicht, als es im Ausschuss für Technik und Umwelt um die Errichtung eines Bienenschuppens in der Starkenäckerstraße am Rande des dortigen Wohngebiets ging. Weil aber der Rest der Runde ein Auge zudrückte und einer Befreiung von den Vorgaben zustimmte, kann der Imker nun loslegen mit der Errichtung seiner Konstruktion.

Erhöhte Unfallgefahr

Wie Bauamtsleiter Frank Fussenegger erläuterte, soll der Schuppen sechs Meter lang und 2,50 Meter breit werden. Dass der Unterstand außerhalb der Baugrenze platziert wird, halte man für vertretbar. „Bei der Errichtung des Schuppens Innerhalb der Baugrenzen wäre eine Terrassierung des abschüssigen Geländes erforderlich“, erklärte Fussenegger. Außerdem bestehe in dem Fall eine erhöhte Unfallgefahr, und zwar dann, wenn schweres Gerät transportiert werden muss – was im Zusammenhang mit der Imkerei durchaus vorkommen könne.

Stärkung der Biodiversität

Eine Argumentation, der Volker Schiele von der CDU voll und ganz folgen konnte. Er begrüßte das Vorhaben mit dem Schuppen, in dem Utensilien für die Imkerei untergebracht werden sollen, auch generell, weil damit der Naturgedanke hochgehalten werde. Es seien ja extra auch Blumenwiesen angelegt worden, die von den schwarz-gelben Insekten beackert werden müssen. Für Bürgermeister Thomas Winterhalter spielt dieser Punkt ebenfalls eine Rolle, wie er auf Nachfrage erläutert. Bienen könnten dabei helfen, die Biodiversität zu stärken, auch deshalb habe man empfohlen, eine Ausnahme zu gestatten. Rainer Breimaier findet jedoch, dass solche Aspekte bei der Bewertung des Antrags nicht berücksichtigt werden sollten. „Ich glaube, das ist in diesem Ausschuss nicht das Thema, ob Bienen willkommen sind oder nicht. Wir haben das baulich zu beurteilen“, sagte er. Und der Schuppen befinde sich nunmal nicht innerhalb der Baugrenzen. Die städtebaulichen Regularien seien dazu da, eingehalten zu werden. Eine Position, die wiederum Volker Schiele auf die Palme bringt. „Wenn man grün ist und gegen Bienen, dann verstehe ich die Welt nicht mehr“, sagt er.

Grüne pochen auf Einhaltung der Vorgaben

Letztlich konnten die Grünen auch keine andere Fraktion von ihrem Standpunkt überzeugen, sodass dem Aufstellen des Bienenschuppens in baurechtlicher Hinsicht nichts mehr im Weg steht. In dem Schuppen selbst werden sich zwar keine Bienen tummeln, die Insektenstände sind laut Antragsteller in einem Mindestabstand von 100 Metern aufgebaut, aber grundsätzlich verhält es sich bei der Bienenhaltung in einem Wohngebiet so, dass es im Hinblick auf die Zulässigkeit keine festen Regeln gibt. „Vielmehr sind die Umstände des Einzelfalls eingehend zu prüfen. Dabei spielt die Struktur des Gebietes, dessen Prägung durch angrenzende Bereiche, die Lage des Grundstücks innerhalb der Ortslage, die Bebauung der Grundstücke der näheren Umgebung sowie der Umfang bereits vorhandener Anlagen dieser Art eine Rolle“, erklärt Caren Sprinkart, Persönliche Referentin des Ludwigsburger Landrats. Unterm Strich gehe es um die Frage, ob die gewünschte Bienenhaltung „unter Berücksichtigung aller Umstände in dem konkreten Wohngebiet verträglich ist“.

Sprinkart verweist auf einen Fall, der beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg verhandelt wurde. Dieses habe zum Beispiel die Haltung von zwei Bienenvölkern in einem eng bebauten Wohngebiet für unzulässig gehalten.

Schäden bei Imkern

Zerstörung
 Es ist ohnehin schon ein schlechtes Jahr für Imker. Wegen des feuchten Frühjahrs ist die Honigausbeute gering. Für manchen kommt es gerade noch dicker. Erst kürzlich wurden 15 Bienenkisten von Thomas Deckert in Erdmannhausen kaputt gemacht.

Diebstahl
 Und auch Martin Schäfer hat nun einen herben Verlust zu beklagen. Sechs seiner Bienenvölker, die er zwischen Schweißbrücke und Rielingshausen stehen hatte, sind am vergangenen Wochenende gestohlen worden. Die Polizei bittet nun um Zeugenhinweise. Personen, die in der Nacht zum Samstag verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben oder Hinweise zum Verbleib der Bienenvölker geben können, werden gebeten, sich beim Revier Marbach, Telefonnummer 0 71 44 / 90 00, zu melden.