Kinderbetreuung ist ein Standortfaktor. Foto: dpa/Lino Mirgeler

Teile des Ratsgremiums erneuerten ihre Kritik am Vorgehen der Verwaltung und monierten, es fehle eine Strategie. Dennoch gab es schließlich grünes Licht für die Pläne.

Marbach-Rielingshausen - Der evangelische Kindergarten Rielingshausen wird saniert. Die Gemeinderäte sind in ihrer Sitzung am Donnerstagabend dem Antrag der Verwaltung gefolgt. Gegen sechs Stimmen aus dem Lager von CDU und den Grünen und bei zwei Enthaltungen. Damit entsprach das Gremium auch dem Votum des Ortschaftsrates Rielingshausen. In der Novembersitzung hatte das Marbacher Gremium eine Entscheidung vertagt, um das Ergebnis der Elternumfrage in Rielingshausen abzuwarten.

Eine weitere U3-Gruppe wird nötig werden
Dieses präsentierte die Erste Beigeordnete der Stadt, Franziska Wunschik, vor dem Baubeschluss. 121 Rückmeldungen hatte es gegeben. Im Kern lautet das Ergebnis der Erhebung, dass der Großteil der Mütter und Väter mit dem Angebot zufrieden ist. Deutlich geht aus der Analyse aber ebenfalls der Wunsch nach einer Ausdehnung der Öffnungszeiten hervor (wir berichteten). Kinderbetreuung sei ein Standortfaktor für eine Kommune, betonte Jochen Biesinger (CDU). Das möge man beklagen oder begrüßen. Ziel müsse sein, gerade mit Blick auf die bauliche Weiterentwicklung im Keltergrund, dass Rielingshäuser Kinder einen Betreuungsplatz in Rielingshausen finden. Perspektivisch brauche man eine zweite U3-Gruppe. „Jetzt sollen wir eine Sanierung beschließen, ohne den Bedarf zu berücksichtigen“, monierte Biesinger. Kritik, in die einmal mehr auch Grünen-Rat Sebastian Engelmann einstimmte. Es fehle eine klare Strategie. Die Umfrage sei sinnvoll und aufschlussreich, lobte er. Allerdings sei es höchst fahrlässig, jetzt mehr als drei Millionen Euro in beide Rielingshäuser Kindergärten zu stecken, ohne dadurch einen Zuwachs an U3-Plätzen zu erreichen und ohne über eine längerfristige Strategie – auch mit Blick auf einen Neubau – diskutiert zu haben. Auch der evangelische Pfarrer Eberhard Weisser habe in einer Sitzung des Kindergartenausschusses im Mai gesagt, dass er sich mehr U3-Plätze wünsche. Die Antwort der Verwaltung sei jedoch stets, dass man die Entwicklung beobachte. „Ist das ernsthaft unsere Strategie?“, so Engelmann. „Beobachten und auf das Prinzip Hoffnung zu setzen? Er lehne nicht die Sanierung an sich ab, aber das Vorgehen störe ihn, stellte er klar.

Sanierung ist "alternativlos"
Hendrik Lüdke von Puls nannte die Sanierung alternativlos. Das Ergebnis der Umfrage habe keine Auswirkungen auf die Sanierung. „Dass eine U3-Gruppe kommen muss, ist klar, aber ein Anbau an den evangelischen Kindergarten ist nun mal nicht möglich, weil wir die Fläche nicht bekommen haben.“ Alternativlos nannte auch Lothar Sondermeyer (SPD) die Sanierung. Sein Fraktionskollege Ernst Morlock kritisierte, die Kosten für die Sanierungen beider Rielingshäuser Kindergärten zusammenzunehmen. „Faktisch geht es nur um die 1,6 Millionen Euro für den evangelischen Kindergarten und das ist eine sehr günstige Variante.“

Dr. Michael Herzog begrüßte das Vorhaben der Verwaltung, nach der Elternumfrage jetzt dann Gespräche mit den Leitungen der Kindergärten beziehungsweise der Kirche zu führen und gemeinsam Vorschläge für eine Anpassung der Betreuungszeiten zu erarbeiten. „Viele Eltern wünschen sich erweiterte und flexiblere Zeiten“, mahnte er. Allerdings müsse klar sein, dass nicht alle individuellen Wünsche realisierbar seien und die Kommune irgendwann einmal ein „dickes Problem“ in Sachen Personalkosten bekommen werde.