Liebe, Vertrauen, Sicherheit und Nähe – das alles ist Familie. Zumindest im Idealfall. Foto: Michael Raubold Photographie

Bei Fabian Friedl und Daniela Fischer blieb nach der Geburt des Sohnes er zuhause, sie verdiente das Geld.

Benningen - Früher wäre das undenkbar gewesen. Und auch heute kommt es eher selten vor: Dass der Papa nach der Geburt des Kindes den Hausmann gibt und die Mama die Brötchen verdient. Insofern gehören Fabian Friedl und seine Frau Daniela Fischer immer noch zu den großen Ausnahmen, weil sie sich für genau dieses Modell entschieden haben. „Es war für uns immer klar, dass sie arbeiten geht und ich auf unseren Sohn aufpasse“, sagt der Benninger. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass die Gründe dafür ausgesprochen pragmatisch waren: Den Ausschlag gab die finanzielle Situation.

Das Konto von Fabian Friedl füllt sich durch die Honorare, die die Auftraggeber dem freischaffendem Künstler überweisen. Er schlüpft in die Rolle des Moderators, hat schon als Schauspieler gewirkt und das Publikum als Comedian unterhalten. „Im Grunde also alles, was auf der Bühne stattfindet“, fasst er zusammen. Dagegen unterrichte seine Frau als Lehrerin an einem Gymnasium. „Und als Selbstständiger das Gehalt eines Beamten zu bekommen, ist utopisch“, sagt der 37-Jährige, der deshalb in Absprache mit seiner Gattin auf die sichere Karte setzte. Zumal die Familie gerade ein Haus baute.

Das Abenteuer startete nach sechs Monaten. So lange war Daniela Fischer nach der Geburt zuhause geblieben. Dann musste Fabian Friedl tagsüber alleine das Zepter übernehmen und Sohnemann Leo Otto betreuen. Muffensausen hatte er aber nicht. „Schlimm war nur, als er einmal zwei Stunden geschrien hat“, erinnert er sich. Da sei er schon ins Schwitzen gekommen. „Ich konnte ihm ja nicht die Brust geben“, sagt er augenzwinkernd. Und auch andere magische Fähigkeiten, mit denen Frauen Kinder offenbar beruhigen könnten, fehlten ihm. „Das war schon anstrengend“, stellt er fest. Ansonsten hat er die intensive Zeit mit dem Kleinen voll genossen.

Zum Beispiel bei langen Spaziergängen. „Das ist schon Luxus. Wann hat man das schon?“, fragt er rhetorisch. Schräg angeschaut wurde er dabei nie. Und auch nicht blöd angemacht, weil er als Papa den Kinderwagen schiebt, während Mama sich ums Einkommen kümmert. „Ich bin durch meine Auftritte auch einigermaßen bekannt in Benningen. Von daher war das nicht so krass“, erklärt der 37-Jährige. Natürlich sei er schon eine besondere Erscheinung mit seinen Metal-T-Shirts und dem Hang zu schwarzen Oberteilen. Da schauten die Mütter auf den Spielplätzen schon mal in seine Richtung. „Dann gucken die Leute aber runter zum Kind und sofort geht ihr Herz auf“, sagt er. Aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis hat er sich wegen der Rollenverteilung im Hause Friedl/Fischer ebenfalls nie einen dummen Spruch anhören müssen. Eltern und Schwiegereltern hätten sowieso voll hinter der Entscheidung gestanden. Der Nachwuchs sei bei der kinderlieben Familie auch stets willkommen gewesen – was vieles leichter mache.

Mit Alltagsdingen wie dem Windelwechseln hatte Fabian Friedl auch nie Schwierigkeiten. Er räumt jedoch ein, dass es für seine Frau durchaus hart gewesen sei, nach einem halben Jahr nicht mehr den ganzen Tag mit Leo Otto verbringen zu können. „Aber das ist klar. Jeder will lieber bei seinem Kind bleiben“, sagt Fabian Friedl. Für ihn sei es ebenfalls schmerzlich gewesen, als er kurz nach der Geburt beruflich eine Woche außer Haus war. „Das war schon krass“, konstatiert er. Dagegen fiel ihm der Abnabelungsprozess später, als sein Sohn mit einem Jahr und zwei Monaten das erste Mal die Krippe in der Benninger Kita Beethovenstraße besuchte, nicht schwer. „Ich hatte hier gleich ein gutes Gefühl.“ Und das sollte ihn nicht trügen. Leo Otto war dort gut aufgehoben.

Inzwischen ist der Knirps zweieinhalb Jahre und ein Geschwisterchen im Anmarsch. Das Rollenmodell wird dann wieder das gleiche sein: Fabian Friedl bleibt zuhause, seine Frau wird arbeiten gehen. Er könne das auch jedem anderen Papa empfehlen. „Aber die Entscheidung ist so individuell. Es muss auch finanziell aufgehen. Und meistens ist es ja so, dass der Mann immer noch mehr verdient als die Frau.“