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Beim Nähkurs im „Fingerhut“ können Kinder und Jugendliche kreativ werden.

Benningen - Handarbeiten – puuh! Das ist auf den ersten Blick nichts, mit dem man junge Leute begeistern kann. Und doch gibt es Kinder und Jugendliche, die es total cool finden, eigene Klamotten zu nähen. Die zwölfjährige Amelie aus Winzerhausen, die 14-jährige Ludwigsburgerin Ann-Kathrin und ihre gleichaltrige Bietigheimer Freundin Lilly sind drei davon. Und deshalb haben sie sich auch an diesem Nachmittag zu einem Nähkurs im „Fingerhut“ von Yvonne Moser in Benningen getroffen. Amelie hat einige Ballen Stoff vor sich liegen und hält sie in verschiedenen Zweierkombinationen aneinander. Gar nicht so einfach, zu entscheiden, welche Stoffe am schönsten sind. „Ich will ein Utensilo nähen“, erklärt sie. In dem stabilen kleinen Stoffsack möchte sie dann ihre Nähutensilien aufbewahren. Anders als die beiden anderen hat sie nur einen dreistündigen Schnupperkurs gewählt, deshalb näht sie auch etwas, was sich leicht in dieser Zeit fertigstellen lässt.

Diese Kindernähkurse werden ab einem Alter von zehn Jahren angeboten, erklärt Yvonne Moser, die selber vor sieben Jahren ihr Hobby zum Beruf gemacht hat: „Darunter ist es schwierig mit dem Stillsitzen und der Konzentration.“

Ideal sei das Alter ab 13 oder 14 Jahren, hat sie festgestellt. Da könne man dann auch schon einen umfangreicheren Neun-Stunden-Kurs wählen. Und so sitzen Ann-Kathrin und Lilly nun erst einmal da und wälzen Schnittmuster-Kataloge. Beide möchten gern ein Kleid nähen – Lilly ein leichtes Sommerkleid, Ann-Kathrin etwas Schickeres für den Pfingsturlaub auf einem Schiff. Die Tücke steckt aber schon in der Auswahl. „Das zu nähen, ist ein Riesenkäse; das wird nie so schön, wie’s aussieht“, rät Yvonne Moser Ann-Kathrin von einem Modell ab. Doch schließlich sind die richtigen Schnitte ausgewählt, und Yvonne Moser kann mit dem Maßnehmen beginnen.

„Ich hab mein Handy noch drin“, lacht Lilly, als ihr Hüftmaß ermittelt wird, und nimmt es rasch aus der Hosentasche. Wenig später schneiden die beiden Teenager dann unter lebhaftem Plaudern aus dem Gewirr bunter Linien auf dem Schnittmuster die passenden Teile heraus. Diese werden später dann auf den ausgewählten Stoff gelegt, eine Nahtzugabe kommt noch mit hinzu, die Ränder werden mit einer Overlock-Maschine versäubert, damit sie nicht ausfransen, und dann erst geht es endlich ans Zusammennähen der Einzelteile.

Amelie, die schon ihre beiden Stoffe für das Utensilo entlang der mit einem sogenannten Parallelkopierer gezogenen Linie zurechtgeschnitten hat, hadert derweil ein wenig mit sich. „Das ist nicht ganz gerade geworden,“ meint sie kritisch. Doch: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, tröstet Yvonne Moser und korrigiert ein wenig. Für das Mädchen führt der nächste Schritt erst mal zum Bügeleisen. Denn die Stoffe müssen mit einem aufgebügelten Vlies verstärkt werden, damit sie später Stand haben. „Das Klebrige kommt immer auf die linke Stoffseite“, erklärt Yvonne Moser. „Und pass auf, das Eisen ist heiß!“

Während des Bügelns erzählt Amelie, dass sie Basteln und Handarbeiten im Allgemeinen gern mag. „Und bei mir an der Schule lernen wir das nicht mehr.“ Lilly und Ann-Kathrin haben auch keinen Handarbeitsunterricht mehr, aber immerhin Omas, „die extrem gut nähen können.“ Einfache Sachen „wie Kissen oder so“ haben sie auch schon selber genäht und sich sogar schon an Theaterkostüme gewagt, die aber „nicht so schön ausgesehen haben“, wie Ann-Kathrin einräumt. Richtig nähen zu lernen ist eben doch noch etwas anderes. Und vielleicht auch ein erster Schritt auf dem Weg zu Lillys Traum: „Sachen selber zu designen und zu nähen, das ist cool.“