Lockere Stimmung herrschte Sonntagabend auf der Rathausbaustelle, als Klaus Warthon (links) mit einigen Kandidaten und interessierten Bürgern auf die ersten Ergebnisse wartete. Foto: Frank Wittmer

Die Freien Wähler gewinnen einen Sitz dazu, die SPD verliert.

Benningen - Ein politisches Erdbeben war es sicher nicht, das den Benninger Gemeinderat heimgesucht hat. Die Verschiebung um einen Sitz von der SPD zu den Freien Wählern stellt vielmehr die „alten“ Kräfteverhältnisse wieder her, die bis vor fünf Jahren gegolten hatten.

Gabriele Kölbl-Schmid freut sich „ungemein über den siebten Sitz, den die Freien Wähler ja schon einmal hatten“. „Neuling“ Nicole Neumeister war schon in der vorletzten Wahlperiode im Gremium vertreten, pausierte sozusagen über einige Jahre hinweg. Die Gemeinderatswahl sei in erster Linie eine Persönlichkeitswahl. „Das Ergebnis verdanken wir der jungen und guten Truppe, die auch einen guten Wahlkampf geführt hat“, bilanziert Kölbl-Schmid, die als „Stimmenkönigin“ mit 2769 Zählern wieder die erste stellvertretende Bürgermeisterin werden wird.

Lange Gesichter gibt es hingegen bei der SPD. „Was soll man als Sozialdemokrat auch tun? Man strampelt sich vor Ort ab und verliert am Ende doch“, ist Manfred Meister angesichts des Desasters bei der Europawahl und in Bremen enttäuscht. Der 70-Jährige hatte eine Weile gezögert, ob er nach 25 Jahren im Gemeinderat das Feld nicht Jüngeren überlassen sollte. Weil sich aber abzeichnete, dass die Liste sich nicht so einfach füllen ließ, trat er als Zugpferd noch einmal an.

Bei den Sozialdemokraten gibt es eine personelle Veränderung. Inge Schneider hatte nicht mehr kandidiert, Petra Kutzschmar wird ihren Sitz im Gemeinderat an Jan Kirchhoff abgeben, der mit 1051 Stimmen vorne liegt. Der 36-jährige zweifache Vater, im Beruf Polizeibeamter, will sich für die „Weiterentwicklung der Kinderbetreuung durch ausreichende, flexible sowie bezahlbare Betreuungsmöglichkeiten im Bereich der Kindertageseinrichtungen und auch der Hortbetreuung“ einsetzen. „Wir hätten uns die ein oder andere Stimme oder sogar einen Sitz mehr gewünscht“, fasst Anna Maria Lo Bello das Ergebnis für die CDU zusammen. „Aber insgesamt gesehen ist die Wahl für uns gut gelaufen. Alle die bisher im Gemeinderat waren, sind weiterhin drin.“

Eine Benninger Besonderheit ist, dass die Kommunalwahlen noch am Sonntag ausgezählt worden sind. Bis spät in die Nacht schleppten die Rathausmitarbeiter kistenweise Ordner und Wahlunterlagen ins Ordnungsamt, wo Leiterin Verena Wilhelm und ihr Team unermüdlich die Ergebnisse der Wahlbezirke auswerteten und überprüften.

Bürgermeister Klaus Warthon hatte mit der Auszählung nichts zu tun, da er selbst wieder für den Kreistag kandidierte, und mit 3385 Stimmen das beste Ergebnis der Benninger Kandidaten erzielte. Als Nicht-Mitglied im Wahlausschuss blieb dem Bürgermeister die Rolle, ganz leger die Zwischenstände in der Rathausbaustelle bekannt zu geben. Rund zwei Dutzend Zuhörer, Kandidaten, Wahlhelfer und interessierte Bürger warteten bis spät in die Nacht auf die immer wieder neuen Ergebnisse.

Der Zugewinn für die Freien Wähler und der Verlust der SPD zeichnete sich schon früh als Trend ab. Zwischenzeitlich waren andere Kandidaten als die neu gewählten vorne, so dass die Kluft zwischen Freude und Enttäuschung am Sonntagabend groß war. Aber das Stelldichein im Rathaus machte klar, dass die Vertreter der unterschiedlichen Parteien sich gut kennen und respektieren, wenn nicht sogar mögen.