Der momentane Stand aus der Luft: Die Arbeiten schreiten voran. Foto: Werner Kuhnle

Mehr als 8000 Kubikmeter Erde werden aktuell bewegt. Die Arbeiten kosten rund 440 000 Euro.

Beim Sportplatz wird seit Freitag gebaggert. Es geht aber noch nicht um den neuen Kunstrasenplatz, den die Fußballer sehnsüchtig erwarten, sondern um einen „Retensionsraumgewinn“. Wenn also der neue Platz aufgeschüttet wird, muss ein Ausgleich geschaffen werden. Damit das Hochwasser sich nicht andere Wege sucht, wird vor dem Sportplatz in Richtung Gewerbegebiet Unteres Wörth ein Auwald angelegt.

Mit den Erdarbeiten wird in Gehölze eingegriffen. Der Schwarzmilan soll nicht beim Brüten gestört werden. Deshalb müssen die Arbeiten bis Ende Februar abgeschlossen sein. Ab März hat der Greifvogel einen besonderen Schutz zum Brüten. „Die Erdarbeiten sind dann störend und könnten erst im vierten Quartal angegangen werden“, erläuterte Bürgermeister Klaus Warthon dem Gemeinderat seine Eilentscheidung. Dass die Erdarbeiten zügig ausgeschrieben und vergeben werden müssen, hatte Warthon allerdings schon vorher angekündigt, unter anderem im Interview mit der Marbacher Zeitung, als er sagte: „Die Verordnungen sind sehr streng, aus unserer Sicht etwas übertrieben streng.“

Um den Bau des Kunstrasenplatzes noch in diesem Jahr beginnen zu können, müsse zunächst ein Ausgleich für die 8000 Kubikmeter Retensionsfläche geschaffen werden. Auf zwei Flächen, einer großen zwischen Landesstraße und Neckar und einer kleineren näher an den Sportplätzen, wird die Erde abgeschoben. Dabei will es die Gemeinde nicht belassen. Seit 2004 ist für die Sporthalle in der Au und das darum entstandene Baugebiet ein Auwald als ökologischer Ausgleich geplant. Die Fläche zwischen dem Feldweg, der einst die Straße nach Beihingen war, und dem Gehölzbestand am Neckar ist dafür geeignet, zumal eine Verbindung zum Neckar hergestellt wird. Die wertvollen Gehölze am Neckarufer werden inselförmig ausgespart, um den Eingriff minimal zu halten.

Für die Erdarbeiten muss die Gemeinde rund 440 000 Euro brutto ausgegeben. Die Kosten werden dem Sportplatzbau zugeschlagen, für den schon 1,3 Millionen Euro im Haushalt finanziert sind. Spannend wird noch der Antrag bei der Sportstättenförderung: Der Zuschuss von maximal 118 000 Euro ist nicht sicher zu erwarten. Mit der Schaffung des notwendigen Retensionsraums hofft die Verwaltung nun, zügig die Baugenehmigung für den Kunstrasenplatz zu erhalten. Insgesamt wird die neue Sportanlage wohl eher 1,6 Millionen Euro kosten. Der ligataugliche 100 mal 64 Meter große Kunstrasenplatz macht mit rund einer Million Euro den Löwenanteil aus. Der Kunstrasentyp mit verstärktem Flor kommt ohne Granulat und Sand aus und ist bei einem möglichen Hochwasserereignis unempfindlicher, was bei der Lage am Neckar Sinn macht. Der Rest fließt in neue Wege, Parkplätze und Abzäunungen. Später sollen noch 35 neue Stellplätze für Autos und 30 für Fahrräder dazu kommen, weil beim Spielbetrieb am Wochenende regelmäßig die Feldwege zugeparkt werden.

Ein Treffpunkt für Jugendliche soll beim Bau des Kunstrasenplatzes jetzt schon mit angegangen werden. So sieht es das Jugendkonzept vor, für dessen Umsetzung der Gemeinderat 20 000 Euro in den Haushalt eingestellt hat. Wenn die Umgehungsstraße mal fertig ist, wird noch der Festplatz neu gebaut. Und die Planung geht noch weiter: Richtung Neckar wird aus dem nicht mehr benötigten und oft überfluteten alten Sportplatz ein Biotop als Ausgleich für das Neubaugebiet Seelach und das Gewerbegebiet Bild III. Für einen neuen Neckar-Altarm mit Tümpel, Schilfgürtel und einem kleinen Auenwald rechnet man mit einer Bauzeit von drei Jahren. Steg und Wege, Spielwiese und Kiesstrand sollen den neuen Ausblick am Neckar zum „erlebbaren Biotop“ werden lassen.