Wie Stummel ragen die mächtigen Pfeiler aus der Erde. Foto: KS-Images.de/Karsten Schmalz

Für die Brücke der Umgehungsstraße muss erst mal tief im Erdreich gebohrt werden.

Benningen - Bis zu 13 Meter tief werden die mächtigen Bohrpfähle im Untergrund versenkt. Jeweils sieben der 1,50 Meter dicken Betonpfeiler tragen die meterdicken Fundamente der neuen Brücke, die auf insgesamt 195 Metern Länge den Neckar bei Benningen für die neue Umgehungsstraße überqueren wird.

Ulrike Conle ist die Projektleiterin vom Regierungspräsidium (RP) Stuttgart für den Brückenbau, ihr Kollege Nico Beck wird dann den Bau der Straße überwachen. „Da wirken enorme Kräfte“, sagt Ulrike Conle zu den aus der Erde ragenden Pfeilern. „Wir nennen sie Stummelpfeiler, weil man das meiste davon nicht sieht.“

Aus bautechnischen Gründen müssen die Pfeiler mit schwerem Gerät wieder ein Stück gekürzt werden, bevor das Fundament gegossen wird. Baggerfahrer Heinz Moser reinigt mit dem Flachmeißel gerade die Spundwand von Erde, die den Beton für das Fundament aufnimmt. Zentimergenau bewegt der erfahrene Bauarbeiter den meterlangen Metallstab in die Ecken und Enden des großen Lochs.

Was von oben und außen nicht erledigt werden kann, muss mit dem Mini-Bagger saubergekratzt werden, der an der riesigen Baggerschaufel des großen Kollegen wie an einem Aufzug in das Erdloch versenkt wird.

Im Moment geht es vergleichsweise ruhig zu auf der Benninger Baustelle, weil die Bohrpfähle für die Fundamente der Brückenpfeiler und Widerlager schon gesetzt sind. Im Oktober tritt dann das bereit stehende große Bohrpfahlgerät wieder in Aktion, um die Löcher für die insgesamt dann nochmal 22 Pfähle zu bohren, die die aus statischen Gründen notwendige Stützwand entlang der Straße auf dem Epple-Gelände tragen werden.

Die V-förmigen Stützen der Rahmenbrücke setzen auf den „Stummelpfeilern“ im Untergrund direkt am Neckarufer auf. Die Verbindung ist nicht starr, sondern bleibt per Hartschaum und einer Gleitschicht elastisch.

Einige Meter weiter hinten ist dann jeweils noch ein Widerlager, das die Bewegungskräfte aufnehmen wird. „Deshalb sind hier die Pfeiler etwas schräg eingebaut“, erklärt Bauüberwacher Holger Funk. Durch diese neuartige Konstruktion kann das eigentliche Brückenbauwerk relativ schlank gehalten werden.

Spannend wird es, wenn das 86 Meter breite Mittelteil der Brücke eingesetzt wird. In detaillierten Zeichnungen hat Ingenieur Radovan Bleiweiss von der Brückenbaufirma Leonhardt, Andrä und Partner den Ablauf vorgegeben. „Das wird in Freiberg zusammengebaut und dann auf einem Ponton auf dem Neckar eingeschwommen“, erklärt Bleiweiss. Mit den „Litzenheber“, genannten Kränen, wird das Mittelstück der Brücke dann senkrecht nach oben gehoben und in die bis dahin fertigen „Endfelder“, also die Seitenteile, eingehängt. Die Lager sind aber nicht alle fest. „Es muss auch bewegliche Lager geben, weil die Ausdehnung eines Brückenfelds durch die Temperaturschwankungen vom Winter auf den Sommer beträchtlich variieren kann“, erklärt Ulrike Conle. Es gebe Schwankungen von mehreren Zentimetern, die dabei aufzufangen sind.

Mit der insgesamt 195 Meter langen Brücke verbunden wird auch die seit 2016 als Baudenkmal herumstehende Feldwegunterführung, die zum Sportplatz führt. „Wir nennen das eine Soda-Brücke, weil sie einfach so da steht“, sagt Ulrike Conle. Aber bis April 2021, so der Zeitplan der Baufirma, wird der Brückenbau abgeschlossen sein. Der Bau der 1000 Meter langen Straße beginnt Mitte nächsten Jahres. Bis Ende 2021 soll dann die Umgehungsstraße fertig sein.