Laufen ist neben Minigolf die große Leidenschaft von Armin Härle. Foto: avanti

Armin Härle ist begeisterter Ausdauerläufer – und hat in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum gefeiert.

Benningen - Auf dem Weg entlang des Neckars von Benningen über Hoheneck bis Aldingen kennt Armin Härle jede Pfütze. Jede Wurzel, die den Asphalt in Wellenform bringt. Mehrmals die Woche geht der 60-Jährige hier laufen. Und er weiß genau, wo er kehrtmachen muss, um sein Trainingspensum zu erreichen. Jenes ist beachtlich: rund 70 Kilometer läuft Armin Härle im Schnitt – pro Woche. Zeitweise lag er bei 100 Kilometern. Wie viel das wirklich ist, wird mit einem Vergleich deutlich: Von Benningen zum Freibad Hoheneck und zurück sind es „nur“ rund 17 Kilometer Laufstrecke.

Doch um all die Strapazen zu bewältigen, denen sich Armin Härle als Hobbyläufer stellt, braucht es viel Training. Der 60-Jährige startet teils bei Ultraläufen, regelmäßig bei Marathons, zwischen sechs und zehn im Jahr. Ein erstaunlicher Wert. Der Bottwartal-Marathon im Oktober war seine 100. Teilnahme über die Marathon- und Ultradistanz. Dazu kommen all die Volksläufe. Allein den Silvesterlauf in Bietigheim bestritt er rund 25 Mal.

Die Krux: Bei Armin Härle wird man das Gefühl nicht los, dass so ein Ausdauerlauf für ihn nur bedingt strapaziös ist. Ein Beispiel gefällig? Während die meisten Finisher des Bottwartal-Marathons wohl noch pausiert haben, war der Benninger 14 Tage nach seinem Jubiläumslauf wieder auf der Strecke: beim Marathon in Frankfurt.

„Die Anzahl der Läufe war mir lange egal. Aber wenn man mal 70, 80 absolviert hat, möchte man auch die 100 vollmachen“, sagt Armin Härle zu seinem Jubiläum, über das er sich „gefreut“ habe. Die Sektkorken aber habe er nicht knallen lassen. Der Benninger ist eben bodenständig. Auch startet er meist bei den gleichen Läufen, ob in Ulm, Kandel, im Bottwartal oder über die Ultradistanz in Biel. Berlin, Hamburg, Boston oder New York? Das ist nicht seine Welt.

Natürlich aber hat er Ziele, vor allem in Sachen Zeit. „Die braucht es auch fürs Training“, sagt er. Laufmuffel, aber wohl auch viele Hobbyläufer werden sich fragen: Wie nur kann man sich für diese Strapazen motivieren? „Es fing damit an, dass ich abnehmen wollte. Und mit laufen war das am schnellsten möglich“, sagt Härle trocken. Das war die Initialzündung in den 70er, 80er Jahren. „Da merkte ich, dass das Spaß macht.“ Es folgten dennoch lange Pausen, zwischenzeitlich wurde er gar Deutscher Mannschafts-Vizemeister im Minigolf. 1989 in Steinheim war das mit seinem Stuttgarter Team.

Erst ab Silvester 1999 startete er beim Laufen richtig durch – da war er bereits 42  Jahre alt. Zweimal bestritt er die Serie des Ultramarathon-Europacups. Bremsen konnte ihn später selbst ein Fersensporn, den er sich eingehandelt hatte, nur kurzzeitig. „Da hatte ich es vorher mit dem Laufen aber auch übertrieben“, gesteht er ein.

Bis 2007 ging es ihm darum, seine Bestzeiten zu verbessern, solange das der Körper eben ermöglichte. 2:44,36 Stunden lautet sein Marathon-Rekord, 7:51 Stunden sind es über 100 Kilometer. Die zehn Kilometer lief er mal in 34:59 Minuten. „Heute sind beim Marathon 2:59 Stunden absolut die Grenze“, sagt er. Klar, dass er in seiner neuen Altersklasse M60 die Drei-Stunden-Marke knacken möchte. „Machbar dürfte das nur noch 2018 sein“, schätzt er ein. Einen neuen Anlauf, nachdem er das Ziel in Frankfurt – wohl auch wegen des Bottwartal-Marathons – um elf Minuten verpasste, nimmt er im März in Kandel. Eine seiner Lieblingsstrecken, auf der er 2007 auch seine Bestzeit lief. „Die Strecke geht flach am Rhein entlang, ist sehr schnell.“

Und dann ist da das Erlebnis an sich, das ihn so fasziniert. Gerade bei Läufen über 100 Kilometer: „Wenn du in Biel auf den letzten 30, 40 Kilometern gemeinsam mit einem dir bis dahin Fremden läufst, ist das einprägsam“, schildert er. Bei Läufen trifft er zudem viele Bekannte. Und auch die Kameradschaft als Ultraläufer des Teams EK  Schwaikheim genießt er. „Deine Zeit zählt da für die Mannschaft. Jeder muss alles geben.“ Das gelingt seinem Team blendend. Mehrfach wurde es im Straßenlauf über 50 und 100 Kilometer Deutscher Mannschaftsmeister und Meister bei den württembergischen Volkslauf-Mannschaftsmeisterschaften. Armin Härle selbst wurde im 100-Kilometer-Straßenlauf Deutscher Einzelmeister in den Altersklassen M45 und M50. Und bei den württembergischen Leichtathletik-Seniorenmeisterschaften 2007 siegte er über 800, 1500 und 5000 Meter. Zweimal wurde er in die württembergische Seniorenländerauswahlmannschaft berufen, um an Vergleichskämpfen der südlichen Bundesländer und der Schweiz teilzunehmen. Doch was geht ihm bei all den mehrstündigen Läufen eigentlich durch den Kopf? Während ihm bei Marathons das Erreichen der bestmöglichen Zeit und über 100 Kilometer überhaupt das Ankommen wichtig sind, geht’s im Training teils lockerer zu: „Da löse ich in Gedanken gerne Rätsel, die ich mir vorher raussuche.“ Sicher ein Geheimnis für die Motivation. Und wenn die ausnahmsweise mal fehlt, ist das auch in Ordnung: „Früher bin ich bei jedem Wetter raus. Heute warte ich mit dem Training auch mal, bis es besser wird.“