In dem markanten Gebäude an der Ludwigsburger Straße sind 240 Quadratmeter im Erdgeschoss noch zu haben. Foto: Edelmann Architekten

Die bislang getrennten Praxen in Benningen tun sich zu einer neuen zusammen. Die hausärztliche Versorgung am Ort soll damit auch in Zukunft gesichert sein.

Benningen - Die hausärztliche Versorgung in Benningen ist gut. Damit das aber auch in Zukunft so bleibt, haben sich nicht nur die Ärzte am Ort, sondern auch die Gemeindeverwaltung Gedanken gemacht – und am Montagabend gemeinsam einen Vorschlag präsentiert, der sich nach einer optimalen Lösung anhört.

Fakt ist, dass Dr. Gernot Rüter, der seit 40 Jahren in der Neckargemeinde praktiziert und die Praxis selbst von seinen Eltern übernommen hat, zur Mitte nächsten Jahres unwiderruflich aufhört – er ist dann 70 Jahre alt. Fakt ist aber auch, dass der zweite Hausarzt, Joachim Kolb, gemeinsam mit seiner Praxiskollegin Dr. Antje Nielsen nicht noch zusätzlich Rüters Patienten übernehmen kann. „Wir stoßen jetzt schon an unsere Grenzen“, sagte er. Und zwar nicht nur personell, sondern auch räumlich. Das Problem: „In Benningen gibt es kaum Gebäude, die eine so große Fläche bieten“, hat er festgestellt. Und anderswo will er nicht hin, obwohl er auch in dieser Richtung schon seine Fühler ausgestreckt hat.

Das Flächenproblem ändert sich mit dem derzeit im Bau befindlichen Be-Carrée. Und wie es der Zufall so will: In dem markanten Gebäude an der Ludwigsburger Straße sind 240 Quadratmeter im Erdgeschoss noch zu haben. Doch sei es „eher unüblich, Praxisräume zu kaufen“, erklärte Kolb, und es sei auch „eine gehörige Investition.“ Da aber auch die Gemeinde Interesse daran hat, dass die hausärztliche Versorgung vor Ort gesichert ist – „im ungünstigsten Fall wären vielleicht beide Hausarztpraxen weggefallen“, schilderte Bürgermeister Klaus Warthon seine Befürchtungen –, springt sie als Käufer für die Räume ein und vermietet diese weiter. Eine genaue Summe konnte Warthon noch nicht beziffern, doch geht er von einem „knapp siebenstelligen Betrag“ aus. Dabei gehöre das Zur-Verfügung-Stellen von Praxisräumen für Ärzte nicht zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde, betonte Warthon weiter. Andererseits tun etliche Gemeinden genau dies, um die ärztliche Versorgung am Ort zu gewährleisten. Gemeinschaftspraxen haben zudem den Charme, dass auch Ärzte in Teilzeit dort arbeiten können. Ziel sei, dass die Gemeinde die Kosten für die Praxisräume im laufenden Haushalt tragen könne, so der Rathauschef.

Dank der Aussicht auf neue Räumlichkeiten und eine Gemeinschaftspraxis war auch die bislang vergebliche Suche von Dr. Rüter nach einem Nachfolger von Erfolg gekrönt: Dr. Imre Gubik, der derzeit als Internist an einer Klinik in Bad Friedrichshall arbeitet und auch ausgebildeter Notfallmediziner ist, hat, wie er sagt, „genau so etwas gesucht“. Den jungen Mediziner reizt es, mehr als im Krankenhausalltag direkt mit dem Patienten in Kontakt zu sein. Wie eine Hausarztpraxis funktioniert, lernt er ein halbes Jahr lang bei Dr. Rüter. Und im Idealfall, wenn alles perfekt läuft, kann er zusammen mit seinen Kollegen zum 1. Juli nächsten Jahres die neue barrierefreie Gemeinschaftspraxis im Be-Carré eröffnen. Dort findet sich auch eine Physiotherapiepraxis, und die Apotheke von Willi Siegel liegt gleich um die Ecke. Auch sie wäre beim Wegfall einer oder beider Hausarztpraxen gefährdet gewesen, räumte der Apotheker ein: „Es ist kein Geheimnis, dass eine Apotheke am Tropf der Arztpraxen hängt.“

Umgekehrt profitieren aber auch die Patienten von der engen Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apotheke. Und noch jemand freut sich über die nun gefundene Lösung, für die der Gemeinderat in der nächsten Sitzung noch sein Placet geben muss: Die Investoren des Be-Carrés, Sonja und Rüdiger Beck, die selber Benninger sind. „Wir wollen keinen toten Ort“, betonte Sonja Beck, und ihr Mann ergänzte: „Als Besitzer des früheren Schlecker-Ladens wollten wir das Gelände nicht an irgendeinen Immobilienhai geben, sondern etwas für den Ort machen.“