Die Zigarette gehört für Götz Schneyder, Heiko Kusiek und Svenja Lubitz (von rechts) zum Fußball dazu wie das Weizenbier und das Fußballtrikot. Foto: Frank WIttmer

Im Museum im Adler gibt es passend zur Ausstellung „Heimspiel“ Musik, Kuriositäten und Geschichtliches rund um das Thema Fußball.

Benningen - Der einzige Ball auf der Bühne ist ein Zigarettenbehälter. In der Vorstellung von Götz Schneyder gehört das zum Fußball dazu wie das Weizenbier. „Du Dreckskerl!“ rufen Svenja Lubitz und Heiko Kusiek in den Vortrag „Der Schiedsrichter“ rein. Der Unparteiische fühlt sich zu Höherem berufen. Als das Match auf ein Unentschieden zusteuert, schießt der Schiri einfach selbst das Siegtor.

90 Minuten lang, also für zwei Halbzeiten, gab es am Donnerstagabend im Museum im Adler passend zur Ausstellung „Heimspiel“ Kurioses und Geschichtliches rund um den Fußball zu hören. Schon Friedrich Schiller sinnierte über den Spieltrieb, dem englischen „Stauchballspiel“ fügte Karl Planck 1898 die dem Programm namengebende „Fußlümmelei“ hinzu: „Das Stauchen, der Fußtritt, der ganz gemeine ,Hundstritt‘ ist es ja, der hier den Ausschlag gibt.“ Der Gegenstand sei es nicht wert, wenn er mit Füßen getreten wird. Der Handball, ursprünglich ein reiner Frauensport, erfährt da zurzeit größere Wertschätzung.

Die 20 Zuschauer wurden bestens unterhalten. Allein das zauberhafte „One Moment in Time“ von Svenja Lubitz entschädigte für die frostigen Temperaturen. Mit ihrer Band „Another Tuesday“ ist die Sängerin sonst in der Kornwestheimer Gegend zu hören, Götz Schneyder ist mit „sprech&schwefel“ in Stuttgart beheimatet und Heiko Kusiek kennt man in Marbach unter anderem von den Literaturspaziergängen. Das Trio harmonierte bestens, auch im wörtlichen Sinne, wie man zu Beginn mit der Stadion-Hymne „Seven Nation Army“ gleich hören konnte.

Dass auf zu laute Freizeitfußballer in Hedelfingen von einer aufgebrachten Nachbarin mit dem Gewehr geschossen wurde, konnten die Fans an diesem Abend ebenso erfahren wie die Geschichte, wie der VfB-Kapitän Robert Schlienz 1948 bei einem Autounfall seinen Arm verlor. Zur „Schmach von Cordoba“, als der amtierender Weltmeister Deutschland der österreichischen Nationalmannschaft mit 2:3 bei der WM 1978 in Argentinien unterlegen war, soll der österreichische Doppeltorschütze Hans Krankl gesagt haben: „Wenn ich Deutschland höre, dann werde ich zum Rasenmäher!“Wer erinnert sich noch an Meister wie den VfR Mannheim (1949) oder Rot-Weiß Essen (1955)? Die Benninger Meister, davon waren der 86-jährige Friedl Reiter und trotz Zahn-OP auch Rudi Entenmann anwesend, haben auch das Wunder von Bern live miterlebt – am Fernseher der Nachbarn. So manchem in Deutschland ist angesichts der „nationalistischen Gefühle“ wieder der braune Gaul durchgegangen, aber, so stellt Heiko Kusiek fest, der WM-Erfolg hat sich letztlich positiv ins „kollektive Gedächtnis“ eingebrannt.

Handgelder, Bundesligaskandal und Obergrenzen für Spielertransfers prägten den Übergang vom Amateur- zum Profifußball. 1966 gewann Borussia Dortmund den Europapokal der Pokalsieger, 1968 wurden Länderspiele noch nicht live übertragen, das Ergebnis musste per Telefon erfragt werden. Wie das schief gehen kann, spielten Kusiek und Schneyder herrlich amüsant nach. „Wie ist das Resultat?“ – „Ich glaube, ja!“

Dramatische Szenen aus dem deutschen Mannschaftshotel in Basel 2008: „Wer hat hier Gurken-Gomez gesagt?“ oder „Dieser Weg“ und „Beste Freunde“ gleichzeitig waren weitere Highlights dieses unterhaltsamen Fußballabends, der mit reichlichem Applaus belohnt wurde.