Der Effekt der Temporeduzierung auf der Ortsdurchfahrt ist seit der Einführung 2016 deutlich schwächer geworden. Foto: Archiv (avanti)

Tempoüberschreitungen sind in der Ortsdurchfahrt an der Tagesordnung. Aber auch Ampeln werden häufig überfahren. Die Stadträte wollen zunächst auf Aufklärung setzen.

Beilstein - Wer dieser Tage von Oberstenfeld nach Beilstein fährt, wird am Ortseingang von einem Smiley begrüßt – entweder mit einem Strahlen, viel häufiger jedoch mit bösen Blicken. Denn an die vorgegebene Geschwindigkeit hält sich nur selten ein Autofahrer, was auch Bürgermeister Patrick Holl schon festgestellt hat: „Zu Beginn hat Tempo 30 auf der Hauptstraße noch funktioniert. Jetzt häufen sich aber die Beschwerden.“ Und das ist nicht das einzige Sorgenkind. Eine Bürgerinitiative aus Anwohnern der Schmidhausener Straße kritisiert schon seit Längerem die Verkehrssituation vor ihren Haustüren (wir berichteten) und auch im Teilort Schmidhausen selbst wird auf der Löwensteiner Straße oft zu schnell gefahren. „Außerdem gibt es zahlreiche weitere Beschwerden aus Etzlenswenden, Jettenbach und Stocksberg.“

Eine häufige Forderung: stationäre Blitzer. Doch die Stadträte sind keine Freunde der Überwachungsgeräte. „Die Leute bremsen dann nur punktuell ab und geben danach Vollgas“, befürchtete Franziska Pfizenmayer (FDP). Zumal ja auch die Problembereiche in Beilstein nicht gerade wenige sind, merkte hierzu Thomas Bausch (Initiative) an: „Für eine flächendeckende Kontrolle bräuchten wir ja bestimmt fünf bis zehn Blitzer.“ Die müssten dann auch erst mal von Seiten des Landratsamtes befürwortet werden, denn die Stadt Beilstein selbst hat keine Kompetenzen, was die Messung angeht. Die Straßenverkehrsbehörde hat nämlich in dieser Hinsicht das Sagen.

Die Tempoüberschreitungen seien außerdem nicht die Spitze des Eisbergs, merkte Thomas Janotta (FWV) an: „Es ist viel kritischer, dass auch die Ampeln in der Ortsdurchfahrt nicht mehr beachtet werden.“ Auch das hatte die Verwaltung schon festgestellt. Fordert ein Fußgänger hier Grün an, würden viele Autos dennoch einfach über die Querung fahren, stimmte der Rathauschef der Beobachtung zu: „Das ist besonders an der Kreuzung zu den Schulen mehr als kritisch.“ Hier werde die Verwaltung Möglichkeiten prüfen.

Die Verkehrsmoral in Beilstein lässt zu wünschen übrig, darin waren sich die Räte einig. Aber auch darin, wie künftig damit umgegangen werden soll. Nämlich über „Aufklärung statt Bestrafung“, wie es der SPD-Rat Bernd Kircher formulierte. Erste Ideen aus dem Gremium drehten sich um eine Plakataktion entlang der Straße oder dem Einrichten weiterer „Smileys“ an den verschiedenen Ortseingängen. Die sollen auch ausgelesen werden. Die Ergebnisse könnten im Mitteilungsblatt erscheinen.

„Das Landratsamt sollte in Kombination aber weiter mit mobilen Geräten dabei sein“, ergänzte Dietmar Rupp (FWV). Generell sollte als erster Schritt ein „Appell an die Vernunft der Leute“ stehen, so Thomas Bausch (Initiative), der dabei auch einen mahnenden Zeigefinger in Richtung sozialer Medien richtete: „Es gibt Beschwerden, aber sobald ein Blitzer steht, ist der sofort im Internet.“ Genau an diesem Bewusstsein müsse die Arbeit des Gremiums ansetzen, indem es nun eigene kreative Ideen entwickelt, merkte Oliver Kämpf (Bürgerliste) an. Das sei letztlich nachhaltiger als ein Blitzer: „Jeder von uns fährt doch mal ein bisschen zu schnell. So ist das Leben.“

Welche Kriterien muss ein stationärer Blitzer erfüllen?
Der Kreistag Heilbronn hat Kriterien für neue stationäre Messstellen gefasst. Von diesen müssten mindestens zwei erfüllt sein:
1.) Mehr als 5000 Fahrzeuge pro Tag
2.) Quote von 7 Prozent bei Tempomessungen
3.) Mehr als fünf Unfälle in drei Jahren
4.) Besondere Gefahrenlage
Die Kosten für eine stationäre Anlage werden zwischen der Kommune und dem Landkreis aufgeteilt. Die Stadt Beilstein müsste je für Fundament, Mast und Stromanschluss rund 15 000 Euro zahlen. Das Landratsamt kommt für die Messtechnik selbst auf, die an die 50 000 Euro kostet. Die Einnahmen aus den Bußgeldern gehen an den Landkreis.