Hanns Otto Oechsle (rechts) und der Frangendomas Foto: avanti

Bluesig angehauchte Musik und Humorvolles unterhält am Freitag die Gäste in der Dorfkelter.

Beilstein - Die Dorfkelter in Jettenbach ist rappelvoll. Das altersmäßig bunt durchmischte Publikum schaut erwartungsfroh auf die Bühne, als Veranstalter Udo Klaudt „zwei Typen vorstellt“, die sich in mindestens einer Eigenschaft ähneln: sie sind ausgemachte Plappermäuler. Der eine, Hanns Otto Oechsle plaudert ohne Punkt und Komma, auf Schwäbisch. Der andere, Frangendomas, schnattert auf Fränkisch und amüsiert ebenso prächtig die knapp 60 Gäste, die zuvor noch Keyboarder Kurt Weigle und seinen Freunden gelauscht haben. Joachim Keck am Saxofon, Marino Sozzi an der Gitarre und dessen Frau Patrizia als Sängerin, sorgen mit Weigle für die wohltemperierten, ausgreift arrangierten Songs, die Freude machen, aber für den Saal fast ein wenig zu laut sind.

Mit dem Auftaktabend der neuen Veranstaltungsreihe „Kultur zum Anfassen“ kommen zwei Alleinunterhalter auf die Bühne, die vieles gegen den Strich bürsten und dabei für gute Laune sorgen. Oechsle etwa verkündet, dass er ja vom Dorf in die Stadt komme, denn Jettenbach gehöre zur Stadt Beilstein. Seine Frau habe ihm geraten, sich deshalb „ordentlich anzuziehen und ein weißes Hemd zu wählen“. Entschieden hat sich der Künstler dann aber für ein Kariertes – des Kleckerns wegen. „Es könnte ja direkt auf die Streifen spritzen und dadurch unauffälliger sein“. Der Frangendomas fragt sich schon bei der Begrüßung – den Veranstaltungstitel wörtlich nehmend – ob er an dem Abend auch tatsächlich „angefasst werde“. Dabei blitzen seine Augen.

Nun, zur körperlichen Berührung kam es nicht, berührt vom Humor der beiden Unterhalter wurde das Publikum aber durchaus. Hanns Otto Oechsle liebt die Weisheiten. Etwa, dass „im Alter der Unterkiefer leicht vorkomme“, was schließlich die Aussprache verändere und demonstriert das Gesagte, zum Vergnügen der Zuschauer.

Geständnisse, etwa dass er ein Spätzlesschwoab sei, gehören genauso zum Endlosplaudern wie die Feststellung „Der Kommandant bin i – jedenfalls wenn mei Frau net do isch“. Überhaupt ist Renate, die bessere Hälfte, oft Bestandteil des humorigen Treibens, der den Kartoffelsalat, natürlicher schwäbischer Art, gleichermaßen in den Fokus nimmt, wie schwäbische Charaktersprüche, die er mit dem Publikum einübt. Etwa: „Hat doa, als däd er was, aber doa hat er nix“.

Der Frangendomas schließlich setzt dazu an, „so lange zu labern, bis die Bänke leer sind“ und definiert seine ureigene Aufgabe als „Dialekte-Retter“. Zum kollektiven Eintauchen ins Fränkische gehören erst einmal Grundbegriffe und das Verstehen, dass die Buchstaben B und P sowie D und T sich phonetisch jeweils angleichen. Und die exakte Lokalisierung der Franken ist laut Frangendomas ebenfalls einfach: „Wer dreckige Witze erzählt, kommt aus Schweinfurt, wer stark würzt, aus Würzburg“, lautete sein Einmaleins der Frankenversteher, das alsbald zum interaktiven Bühnenerlebnis mutierte. Dann nämlich, als der Unterhalter sein Publikum raten ließ, welche fränkisch anmutenden Aussagen sich hinter englischen Satzkonstruktionen verbergen. Die Stimmung im Saal stieg dabei von Minute zu Minute.