Der Verweis der Telekom auf den Mobilfunk sei nicht zielführend, da nur in begrenzten Bereichen ein guter Empfang gewährleistet ist. Foto: dpa

Schnelles Internet ist in Billensbach und Etzlenswenden schon lange gefordert. Nun droht aber durch die Telekom-Umstellung auch noch der Verlust des normalen Anschlusses.

Beilstein - Schaut man sich den Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) für die Beilsteiner Teilorte und Prevorst an, so findet man dort nur schwarze Punkte. Die leitungsgebundene Breitbandverfügbarkeit ist selbst beim niedrigsten Wert von bis zu einem Mbit quasi nicht vorhanden. Drahtlos gibt es eine gewisse Verfügbarkeit, die aber von Standort und Anbieter sehr differiert. Mit anderen Worten: Wer in Kaisersbach, Billensbach, Etzlenswenden oder Prevorst ins Internet oder oft auch nur telefonieren will, ist auf eine Mobilfunkverbindung angewiesen.

Nun verschärft ein neues Problem die Lage. Die Telekom will die letzten analogen Anschlüsse auf die modernere IP-Technologie umstellen. Dies erfordert aber eine gewisse Bandbreite, die in den Beilsteiner Teilorten nicht vorhanden ist. „Wenn die verfügbare Bandbreite vorher bereits gering war, kann es sein, dass die Bandbreite nach der Umstellung nicht mehr für einen DSL-Anschluss und unter Umständen nur noch für einen Telefonanschluss ausreicht“, sagt Katja Werz von der Kommunikationsstelle der Telekom. Dies könne für Kundenanschlüsse zutreffen, die weiter als fünf Kilometer vom nächsten Verteilerkasten entfernt sind. „Dort ist die physikalische Dämpfung auf dem Kupferkabel wegen der Leitungslänge zu hoch und hemmt die Datenübertragung zu stark.“

Die Empfehlung der Telekom-Sprecherin: „In diesem Fall kann ein sogenannter Hybrid-Anschluss, bei dem der Internetzugang über das Mobilfunknetz hergestellt wird, eine Alternative sein.“ Nur: Was ist, wenn auch der Mobilfunkempfang zu wünschen lässt? Dann droht in den Weilern die Situation, dass die Bewohner vom Telefonnetz abgeschnitten werden. Zum Teil ist das sogar jetzt schon so. „Wir wissen von zehn bis 15 Fällen, in denen die Umstellung wider besseren Wissens gemacht worden ist“, bedauert der Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl. Vermutlich seien sogar noch mehr Anschlüsse vor allem im Ort Billensbach betroffen. „Wir haben die Telekom auch mehrfach schon um eine Lösung gebeten, aber unser Anliegen scheint einfach in den Untiefen des Konzerns versickert zu sein“, wird Holl deutlich, der sonst nicht zu den „Polterern“ gehört. „Dieser Umstand muss aber nicht ohne Weiteres hingenommen werden“, betont Holl. Der Bürgermeister hat sich bereits mit einem Aufruf an die Betroffenen gewandt, sich bei der Stadtverwaltung zu melden. Für die Telekom gelte nämlich die sogenannte „Universaldienstverpflichtung“.

„Diese Verpflichtung ist im Telekommunikationsgesetz festgeschrieben, demnach muss ein Standardanschluss stets gewährleistet sein“, stellt Holl fest. Man ziehe eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur als nächsten Schritt in Erwägung, sollte die Telekom nicht möglichst schnell eine Lösung für die abgehängten Haushalte bereit stellen. Der Verweis auf den Mobilfunk sei nicht zielführend, da nur in begrenzten Bereichen LTE zu Verfügung steht. „Und da besteht das Problem, dass die Bandbreite rapide sinkt, je mehr Teilnehmer dranhängen“, weiß Holl aus leidvollen Erfahrungen. In Gronau, so meldete Leser Vincent Perlinger an unsere Zeitung, sei das LTE-Netz jetzt schon ganze neun Tage „unglaublich langsam“ gewesen. In den Gebäuden habe es gar keinen Empfang gegeben. „Nur wer sein Heim verlässt, hat eventuell die Chance, einen oder zwei Striche Signalstärke zu erhaschen.“

Zwar ist seit einiger Zeit immer wieder die Rede vom „Breitbandausbau“, es ist aber nicht zu erwarten, dass privatwirtschaftliche Anbieter sehr viel Geld in die Hand nehmen, um eine kilometerlange Glasfaserleitungen zu einer überschaubaren Anzahl von Haushalten im Schmidbachtal oder auf die Prevorster Höhe hinauf zu bauen. Neue Hoffnung macht die Initiative der Gigabitregion Stuttgart. Oberstenfeld ist als eine der ersten Kommunen dem Zweckverband Kreisbreitband Ludwigsburg (KBL) beigetreten, der der Gigabitregion angehört. Bis zum Jahr 2030 sollen 90 Prozent aller Haushalte an einem gigabitfähigen Glasfasernetz angeschlossen sein.

Beilstein gehört dagegen nicht mehr zur Region Stuttgart, sondern schon zum Heilbronner Raum. Und hier beklagt die Industrie- und Handelskammer: „Gerade im ländlichen Raum sind bereits viele Unternehmen abgehängt.“ Für den Ortsteil Stocksberg der Stadt Beilstein wurde vom Land Baden-Württemberg eine Fördersumme für den Glasfaserausbau von knapp 130 000 Euro bewilligt. Für die anderen Weiler habe man einen vergleichbaren Förderantrag gestellt, informiert Holl. Die Umsetzung könnte im Frühjahr 2020 starten, so die Hoffnung auf eine Verbesserung der Anbindung in den Beilsteiner Teilorten in absehbarer Zukunft.

Prevorst, das zu Oberstenfeld im Landkreis Ludwigsburg gehört, profitiert ebenfalls von der gemeinsamen Initiative mehrerer Gemeinden unter Spiegelberger Regie und erhält 111 000 Euro vom Land. „Wir warten aber noch auf eine Förderzusage des Bundes“, erklärt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Mit der neuen FTTH-Technologie könne man Glasfaser nicht nur bis zu den Verteilern, sondern in jedes Haus verlegen. Dies werde aber noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Ähnliche Probleme wie in Beilstein seien ihm aktuell nicht aus Prevorst bekannt, so Kleemann.