Bei der Kandidatenvorstellung (von links): Bürgermeister-Stellvertreter Oliver Kämpf (Bürgerliste), Bürgermeister Patrick Holl, sein einziger Herausforderer Ulrich Raisch sowie Bürgermeister-Stellvertreter Oliver Muth (FW). Foto: Werner Kuhnle

Die Bürgermeisterwahl in der Langhansstadt am kommenden Sonntag wirft ihre Schatten voraus. Am Montag haben sich die beiden Kandidaten vorgestellt.

Beilstein - Zehn Minuten Redezeit, keine Fragen aus dem Publikum – das waren am Montagabend die Spielregeln in der Beilsteiner Stadthalle bei der Kandidatenvorstellung. Das Schnellverfahren lockte rund 50 Gäste an. Nur der amtierende Schultes Patrick Holl und sein einziger Herausforderer, der aus zahlreichen Bürgermeisterwahlen bekannte Stuttgarter Musikpädagoge Ulrich Raisch, stellten sich und ihr Programm für Beilstein vor.

Acht Jahre lang im Amt ist Patrick Holl. Er durfte nach einer kurzen Einführung durch den ersten stellvertretenden Bürgermeister Oliver Muth als erster ans Pult treten. Der 37-jährige frühere Kämmerer von Ingersheim verwies auf das Erreichte: die Erneuerung des Kunstrasenplatzes, die Ansiedlung eines Rewe-Supermarktes sowie den Fuß- und Radweg entlang des Söhlbachs. „In unmittelbarer Nähe dazu ist mit dem Kinderhaus das größte Neubauprojekt der letzten Jahre entstanden“, sagte Holl. Zu den acht Gruppen dort hat die Stadt in der ehemaligen Hauptschule einen weiteren Kindergarten etabliert. Dazu komme der erst kürzlich neu eingerichtete Waldkindergarten.

Viel Arbeit und Herzblut haben laut Patrick Holl der Beilsteiner Gemeinderat und die Verwaltung in die bereits für das Jahr 2020 vorbereiteten Projekte gesteckt. Holl möchte etwa die Entwicklung des sechs Hektar großen Neubaugebiets Hartäcker sowie das Sanierungsgebiet Schmidhausen fortführen. Mit der Sanierung der Beilsteiner Schulen stehe ein Großprojekt mit Fördergeldern von sieben Millionen Euro vor der Türe. Die Sanierung des Rathauses müsse dagegen hinten anstehen. „Aus meiner Sicht gilt die Devise: ein Großprojekt nach dem anderen, nicht mehrere gleichzeitig.“

Zeitnahe Ziele seien laut Patrick Holl die Wiedereröffnung des Keltercafés sowie der Ausbau des Internets in den Teilorten. Außerdem will der Verwaltungschef das Gewerbegebiet Köchersgrund erweitern und die Brachflächen am ehemaligen Feuerwehrareal sowie am Birkenweg nutzen. Ideen dafür gäbe es genügend, verriet der Schultes: Wohnraum, Parkplätze, Ärztehaus. Am Birkenweg sei auch eine Aufenthaltsfläche mit Grün- und Spielelementen denkbar. „Der Mehrwert für die Allgemeinheit sollte im Mittelpunkt stehen.“ Ein drängendes Thema ist laut Holl der Neubau eines Pflegeheims. Er sei zuversichtlich, eine Lösung zu finden, sagte er, ohne auf die im Juli angeklungenen Veränderungen im Seniorenwohnheim Haus Ahorn einzugehen. Private Eigentümer haben inzwischen Flächen für einen Neubau angeboten (wir berichteten).

Als weiteres Thema nannte der Bürgermeister den Verkehr. Eine Umgehungsstraße wolle er weiter fordern, bestehende Verkehrsströme so erträglich wie möglich lenken. Eine Lückenampel am Forstbergweg, eine weitere Kreuzung zwischen den Autohäusern, verbesserte Wege für Fußgänger und Radfahrer sowie einen besseren ÖPNV strebe er an. Auch Einzelhandel und Gastronomie will Holl als Orte des sozialen Austausches fördern. „Das Miteinander, der offene Austausch sowie vor allem das intakte Gemeinwesen“ seien das Fundament für die Lebensqualität.

Der 58-jährige Ulrich Raisch beschränkte sich vor allem darauf, die Vorzüge eines Musikkindergartens in einem „Modell deutscher Möglichkeiten“ darzustellen. Die Musik biete die besten Möglichkeiten der Verständigung, fördere das gegenseitige Zuhören, und man schaffe am Ende beim Konzert gemeinsam etwas. Leider gebe es im benachbarten Kreis Ludwigsburg noch keinen Musikkindergarten. Beilstein habe hingegen die Chance, als menschenfreundliche Kommune Achtsamkeit zu vermitteln. Jetzt ist Ulrich Raisch gespannt, ob sich mehr Beilsteiner als vor acht Jahren für ihn entscheiden. Damals waren es zwei.

Nach der offiziellen Vorstellung konnten die Besucher im Foyer mit den beiden Kandidaten ins Gespräch kommen. Dieses Angebot sollte die Fragerunde ersetzen, auf die der Gemeinderat bei der Konzeption der Kandidatenvorstellung verzichtet hatte.