Jana Brausch hat das Handballspielen in Neckarsulm gelernt. Foto: Ralf Titzmann

Jana Brausch steht seit diesem Jahr zusammen mit Rena Keller und Tabea Kraft zwischen den Pfosten von Handball-Drittligist SG Schozach-Bottwartal. Ihre Leistungen sprechen Woche für Woche für sich. Sie selbst sagt: „Ich spüre das Vertrauen.“

Beilstein - Wenn man Michael Stettner, den Trainer von Handball-Drittligist SG Schozach-Bottwartal, auf sein Trio im Tor anspricht, dann gerät er ins Schwärmen. Und zwar völlig. Kein Wunder – mit Jana Brausch, Rena Keller und Tabea Kraft verfügt er über gleich drei ehemalige oder aktuelle Jugendnationalspielerinnen. Das Besondere: Alle drei verstehen sich gut, ergänzen sich und sorgen seit Saisonbeginn regelmäßig dafür, dass das restliche Team sich keine Sorgen machen muss, wenn ein Ball doch mal den Weg durch die Abwehr findet. „Die drei arbeiten wirklich super harmonisch als Team zusammen“, sagt Stettner. Eine aus diesem Trio hat sich im bisherigen Saisonverlauf aber ganz besonders in Szene gesetzt: Jana Brausch. Die 20-Jährige kam vor der Saison von Ligakonkurrent TV Möglingen ins Bottwartal – und zeigt seitdem konstant, was in ihr steckt. „Ihre Leistungen liegen im Schulnotensystem zwischen 1- und 2+. Klar: Besser geht fast immer, vor allem bei Kleinigkeiten. Aber ich kann bislang nicht nur ein Spiel aufzählen, in dem Jana dafür gesorgt hat, dass wir ins Spiel zurückkommen oder drin bleiben“, sagt der SG-Trainer. Jana Brausch selbst sagt dazu nur: „Dem Trainer widerspricht man nicht“ – und lacht.

Wieder ernst ergänzt die Torhüterin, die in Künzelsau Betriebswirtschaft und Sozialmanagement studiert: „Ich bin wirklich zufrieden mit den ersten Spielen. Natürlich kann man immer das ein oder andere besser machen, wie es Michi auch sagt, aber ich spüre das Vertrauen und das macht es mir leicht.“ Auch die Eingewöhnungszeit im neuen Team sei für sie sehr einfach gewesen, erzählt sie. Schließlich hatte Brausch mit einem Großteil der Spielerinnen in anderen Vereinen schon zusammen gespielt. Mit Denise Geier und Sina Klenk beispielsweise in Möglingen, mit Trixi Hanak und Svenja Kaufmann in Neckarsulm. „Trixi kenn ich sogar schon aus der Grundschule und Svenja kenne ich auch schon seit Ewigkeiten. Letztlich kommt fast das ganze Team hier aus dem Unterland und man kannte sich“, verrät Jana Brausch, die aus Neckarsulm stammt. Bei der Sport-Union fing sie auch mit dem Handballspielen an. „Die Mutter einer Kindergartenfreundin hat die Minis trainiert. Da bin ich dann mal mit hin, als ich so fünf oder sechs Jahre alt war“, erzählt sie. Damit war das Feuer entfacht.

„Am Anfang war ich auf dem Feld, aber es hat sich recht schnell herauskristallisiert, dass ich ins Tor gehöre“, sagt sie. Das ist bis heute so. Übungseinheiten, in denen sie auch mal in der Abwehr stehen muss? – „Da lachen sich die anderen tot“, sagt sie und meint: „Ich bin schon ganz glücklich, da wo ich bin.“ Und das demonstriert sie – vor allem durch ihre Leistungen, die immer mehr Erfolge mit sich bringen. In ihrem letzten Jugendjahr spielte sie mit Neckarsulm beispielsweise in der Jugend-Bundesliga. Ihr DHB-Status – ihre erste Sichtung absolvierte sie mit 14 Jahren – ermöglichte es ihr in Neckarsulm zudem, bereits früh, und zwar mit 15 Jahren, bei der ersten Mannschaft mittrainieren zu dürfen. Dies tat sie zwei Jahre lang. In der Saison 2017/18 durfte sie dann zum ersten Mal drei Spiele in der 1. Bundesliga absolvieren. „Das war eine coole Erfahrung, gerade auch, weil es mein Heimatverein war. Aber alles in allem habe ich nicht viel Spielpraxis gehabt dort“, sagt sie. Ein Zweitspielrecht mit dem TV Möglingen sollte das ändern. Insgesamt spielte Jana Brausch daraufhin drei Jahre lang parallel in Neckarsulm und Möglingen. „Die Zeit war schon heftig“, sagt sie rückblickend.

Als sie in diesem Jahr dann keinen Vertrag mehr in ihrer Heimatstadt bekam, schloss sie sich ganz dem TV Möglingen an. Die Zeit dort? – Für sie eine schöne. „Es war dann aber klar, dass einige Spielerinnen gehen werden und als das Angebot von der SG im Winter kam, war es für mich klar, dass ich wechseln werde“, verrät sie und fügt an: „Michi hatte es in der Jugend schon zwei, drei Mal probiert. Damals wollte ich aber nie. Der Schritt war für mich zu früh. In Neckarsulm habe ich zu dem Zeitpunkt mit Mädels zusammengespielt, mit denen ich bereits bei den Minis auf dem Feld stand. Da wollte ich nicht weg. Jetzt hat aber alles gepasst“, sagt sie. Trainer Michael Stettner spricht von vier bis fünf Jahren, die er es nun bei Jana Brausch probiert hat. „Ich wollte sie bereits, als ich in Abstatt die weibliche B-Jugend in der BWOL trainiert habe, ebenso in der A-Jugend-Bundesliga ein Jahr später bei der SG. Jetzt hat es endlich funktioniert und für beide Seiten gepasst. Darüber freue ich mich sehr. Denn ich muss zugeben: Ich bin ein echter Fan von Jana.“ Er bezeichnet sie als „wahnsinnig starke Torhüterin in allen Bereichen“. Eine, bei der man oftmals vergesse, „dass sie erst 20 Jahre alt ist, da sie bereits mehrere Jahre Drittliga- und auch Erstligaerfahrung gesammelt hat. Sie interpretiert das Torhüterspiel oftmals auf eine unkonventionelle Art, gerade in Eins-gegen-eins-Situationen, was oft spektakulär aussieht.“

Bei der SG Schozach-Bottwartal muss sie sich nun wieder – mehr als im Jahr zuvor – der Konkurrenz stellen, tut dies aber sehr gerne. „Konkurrenzkampf ist wichtig und absolut in Ordnung. Wenn es bei mir mal nicht lief in dieser Saison, dann lief es bei Rena. Und genau so soll es sein“, sagt sie und macht klar, dass sie gerne auch einmal einen Schritt zurück tritt, um der Mannschaft zu helfen. Diese schätzt sie im Übrigen extrem stark ein. „Wir haben einen breiten Kader und sind zudem individuell super besetzt. Mannschaftlich ist hier wirklich alles top“, sagt sie und findet: „Wir sind auf einem guten Weg. Natürlich müssen wir uns als Aufsteiger erst einmal etablieren, aber wenn wir unsere Leistung abrufen, dann können wir recht weit oben landen, glaube ich“, sagt Jana Brausch. Verzichten kann sie in nächster Zeit aber in eigener Halle vor allem auf eines: Wackelpartien. Denn beide Heimspiele gegen Top-Teams der Liga gingen in dieser Saison mit nur einem Tor Unterschied verloren. „Das muss wirklich nicht noch einmal sein“, sagt sie und hofft deshalb am Samstagabend auf den ersten Heimerfolg. Damit dieser klappt – dafür will sie erneut alles tun und zeigen, warum sie bislang von ihrem Trainer die Schulnoten zwischen 1- und 2+ erhalten hat.