Die Beilsteiner Delegation mit den französischen Gastgebern beim Empfang. Foto:  

Eine vierköpfige Delegation ist zum Gedenken an das Ende des 1. Weltkriegs in Pontault-Combault.

Beilstein - Beilstein
Ist „fr.EU.de.“ eine neue Internetadresse im Digitalzeitalter? Nicht wirklich – aber eine „freudige“ Symbolik für die deutsch-französische Freundschaft im Herzen von Europa. Europa müsse „von einem Gedanken zu einem Gefühl werden“, schreibt Bono, der irische Sänger und Bandleader von U2, im August 2018 in einem viel beachteten Artikel in der FAZ. Einen Anfang gemacht – oder eine Vorreiterrolle übernommen – hat die deutsch-französische Freundschaft mit dem Elysée-Vertrag von 1963 unter den Staatsmännern Adenauer und De Gaulle. Seither (zum Teil auch schon davor) haben Städtepartnerschaften beide Völker einander wirklich näher gebracht. Der stetige Austausch zwischen Beilstein und Pontault-Combault bei Paris hat zu einer wahrhaft freundschaftlichen Beziehung geführt.

Jüngster Beweis dafür ist die Einladung des Bürgermeisters von Pontault-Combault, Gilles Bord, an seinen Beilsteiner Kollegen Patrick Holl zur offiziellen Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Waffenstillstandes nach dem Ersten Weltkrieg am 11. November 2018. Sowohl Repräsentanten der Stadt als auch des Partnerschaftskomitees sollten vertreten sein. Es wurde eine Delegation zu viert, mit dem Bürgermeister reisten Stadtrat Dr. Dietmar Rupp und vom Partnerschaftskomitee Otto Ensinger und Dr. Winfried Hulde.

Nach einer sehr herzlichen Begrüßung im Rathaus wurden zunächst in einer Arbeitssitzung die laufenden und anstehenden Partnerschaftsprojekte besprochen – wir begehen 2019 das Jubiläum der 35-jährigen Städtepartnerschaft. Der anschließende Rundgang durch die Sonderausstellung zur „Grande Guerre“ versetzte uns in die damalige schreckliche Zeit. Die ausgestellten Lebensläufe junger gefallener Soldaten und gekonnt zusammengestellte Exponate gingen uns unter die Haut. Die Feierlichkeiten am Vorabend des Gedenktages wurden mit einem Abendessen, zu dem auch Vertreter des Vereins der Kriegsveteranen geladen waren, eingeleitet. Eine gelungene Abrundung dieses Beisammenseins war der Besuch des Tanzturniers „Saphir-Cup“.

Zum Gedenktag selbst versammelte sich ein großes Aufgebot an Offiziellen von Stadt, Feuerwehr, Rotem Kreuz, Veteranenverbänden, politischen Parteien und vielen mehr, vor allem aber auch Schulkinder und Jugendliche am Monument zum Gedenken der im Ersten Weltkrieg Gefallenen. Zuerst hatten die Kinder das Wort und verlasen selbstverfasste Texte für den Frieden, die sie auf extra dafür entworfenen Postkarten (Motto: „écris-moi la paix – schreibe mir den Frieden“) verfasst hatten. An der Postkartenaktion haben sich auch 100 Beilsteiner Schülerinnen und Schüler beteiligt – die mit individuellen Texten und Bildern zum Frieden ausgefüllten Postkarten wurden eindrucksvoll in einer eigens dafür gefertigten Schatulle mit Bändern in den Nationalfarben schwarz-rot-gold und blau-weiß-rot dem Bürgermeister Gilles Bord überreicht. Alle Karten werden als Friedensbotschaft der jüngsten Generation Abgeordneten der Assemblée Nationale (entspricht dem Bundestag) übergeben.

In der einfühlsamen Gedenkrede von Gilles Bord nahmen denn auch die Kinder und Jugendlichen einen zentralen Platz ein: Nur durch sie könnten Frieden, Verständigung und Freundschaft weitergetragen werden in ein Europa der Vaterländer. Es gelte, 73 Jahre Frieden dauerhaft zu erhalten und ein Gefühl des Miteinander in Europa weiter zu entwickeln.

Es folgten die zahlreichen Kranzniederlegungen. Als besondere Wertschätzung haben wir empfunden, dass nach Pontault-Combault die Stadt Beilstein bereits an zweiter Stelle aufgerufen wurde, ihren Kranz niederzulegen. In einem Gedenkmarsch ging es dann im Dauerregen hinter der Kapelle her zu zwei weiteren Kranzniederlegungen am „Platz des 11. November“ und schließlich zum großen Friedhof. Danach waren viele froh, die Festhalle ansteuern zu dürfen. Die war gut beheizt und für die rund 300 geladenen Gäste festlich eingedeckt. Dort erwartete uns ein ausgezeichnetes französisches Menü bei anregenden Gesprächen, Musik, Gesangs- und Tanzeinlagen.

Dank pünktlicher Züge war die Rückfahrt am Montag entspannt. Wir vier waren uns einig, ein einzigartiges Wochenende in Freundschaft, aufrichtigem Gedenken und guten Perspektiven für unsere deutsch-französische, ja unsere europäische Zukunft erlebt zu haben. Vive l’amitié franco-allemande, vive l’Europe en paix, solidarité et prospérité – es lebe die deutsch-französische Freundschaft, es lebe Europa in Frieden, Solidarität und Wohlstand.