Nicht nur das Äußere des Café N ist modern – zum Beispiel versorgen Solarzellen auf dem Dach das Gebäude mit Strom. Foto: Werner Kuhnle

Das Café N präsentiert sich hochmodern – vom Drive-Thru, über Bezahlautomat bis hin zum trocknenden Wasserhahn.

Beilstein - Ach, das ist aber super, da komm ich gerne wieder“, ist Martina Agola begeistert. Vom Service sowieso, aber der Bezahlautomat hat es der Beilsteinerin angetan. Man kauft ganz normal ein im Café N, aber bezahlt wird nicht mehr an der Theke, sondern an einem Automaten.

Das funktioniert ähnlich wie das Mautsystem in Frankreich: Man wirft sein Kleingeld in eine Schale, der Automat zählt und spuckt Kassenzettel samt Wechselgeld aus. „Und das beste ist, man kann sein Kleingeld loswerden, weil der Automat groß rausgibt“, ist auch Juniorchefin Stephanie Tadday von der Technikneuheit sehr angetan. „Manche Kunden kommen schon mit ihrer Kleingeldbox zu uns und freuen sich, wenn sie zusätzlich zu den Brezeln noch einen Fünfer rausbekommen.“

Gerade für die ältere Kundschaft ist die Neuerung kein Hindernis. „Viele reichen ja ihren Geldbeutel über die Theke und lassen die Verkäuferin das Kleingeld rausnehmen, aber hier können die Kundinnen, es sind ja meist ältere Damen, ihr Portemonnaie einfach in die Schale kippen.“ Bei den Herren wird dann schon mal der Aschenbecher aus dem Auto als Kleingeldablage mit reingebracht. Und wer es lieber traditionell hat, darf gerne der Verkäuferin das Geld in die Hand drücken, wie bisher.

Gut angenommen wird auch der neudeutsch „Drive-Thru“ genannte Autoschalter. „Das ist für Mamis mit Kleinkindern im Auto ganz bequem“, weiß Stephanie Tadday, die selbst zwei Kinder hat. Auch Gehbehinderte schätzen es, dass sie nicht aussteigen müssen. Und Seniorchef Werner Nestel hat schon beobachtet, dass manche seiner Bekannten wirklich im Schlafanzug vorfahren, wenn sie sonntags ab 6 Uhr das Frühstück für die Familie holen.

Modern und doch gemütlich – so will die Bäckerei Nestel ihr neues Café N an der Ortsausfahrt Richtung Oberstenfeld verstanden wissen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Standort in der Innenstadt wird nicht aufgegeben, trotz des Schildes „Laden zu vermieten“. Das bezieht sich nämlich nur auf den hinteren Teil des Gebäudes.

Einzige Änderung: Sonntags hat jetzt nur noch das Café N geöffnet. Der jüngste von insgesamt sieben Standorten präsentiert sich mit einer großen Glasfront über zwei Stockwerke, innen herrscht rustikale Eiche aus dem Beilsteiner Stadtwald vor. Als Treffpunkt für Familien – Jung und Alt – ist das Café N gedacht. „Wir wollten uns nicht im Industriegebiet verstecken, wir wollten an die Durchgangsstraße, vorne dran sein, präsent und offen für alle“, sagt Werner Nestel. Am großen Generationentisch, der im Obergeschoss noch aufgestellt werden soll, können sich Gäste auch kennenlernen, wenn sie das wollen.

Modern ist auch das technische Konzept. Eine Wärmepumpe nutzt das zwölf Grad warme Bodenwasser im Winter zum Heizen, im Sommer wird das Gebäude klimatisiert. Die Abwärme der Öfen dient ebenso zum Heizen wie die Kühlanlage. Die Solarzellen auf dem Dach versorgen das Gebäude mit Strom. „Das ist die Zukunft“, ist sich Werner Nestel sicher. „Wir müssen uns von den fossilen Brennstoffen lösen, die kann man nur einmal verbrennen und dann sind sie weg.“

Und das moderne Konzept trägt bis in die Toiletten. Wer nach dem Händewaschen Handtuch oder Trockner sucht, wird vielleicht erst mal stutzen. „Hier trocknet der Wasserhahn“, ist Nestel stolz, als einer der ersten eine weitere Dyson-Erfindung montiert zu haben. Genau genommen trocknet das Gebläse nicht, sondern pustet das Wasser in Sekundenschnelle einfach weg.