Das angedachte Neubaugebiet entstünde auf den Feldern östlich (rechts) der Affalterbacher Straße (Bildmitte). Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Grundstückseigentümer, die dem angedachten Wohngebiet Kreuzäcker/Affalterbacher Straße in Marbach bislang im Weg stehen, wären zum Tausch von Flurstücken bereit – was sich allerdings sehr schwierig gestaltet.

Marbach - Kommt das Baugebiet Kreuzäcker/Affalterbacher Straße oder nicht? Dass es auf diese Frage weiterhin keine Antwort gibt, wurde zuletzt Ende September deutlich, als der Ausschuss für Umwelt und Technik des Marbacher Gemeinderats grünes Licht dafür gab, das Gebäude in der Lerchenstraße 14 abzureißen, um Mehrfamilienhäuser zu bauen. Das Areal liegt in einer Ecke des angedachten Baugebiets – wird also erschlossen, bevor sich fürs deutlich größere Baugebiet drumherum eine Lösung abzeichnet. Doch wird es die überhaupt geben?

Rückblick
Stadt und Gemeinderat haben die Planung für das Wohngebiet zwischen der Lerchenstraße und den Weingärtnern vorangetrieben, um den Bedarf an Wohnraum besser decken zu können. Es soll bis zu 1000 Einwohnern Platz bieten. Ein städtebaulicher Entwurf existiert seit 2016. Seitdem wurde eine Quote von 15 Prozent für sozialen Wohnungsraum festgelegt. Dessen Belegung wäre 20 Jahre lang durch die Stadt zu regeln. Bauträger wie Layher oder Pflugfelder stimmten letztlich zu und wurden sich mit den meisten Eigentümern einig. Für ein Schlüsselgrundstück fehlte aber das Okay, weil die Eigentümer die Quote für bezahlbaren Wohnraum nicht akzeptierten. Das teilten sie der Stadt im September 2019 schriftlich mit, nachdem Bürgermeister Jan Trost sie laut eigener Aussage zum Gespräch geladen hatte. Im März erklärte er: „Das Thema ist bis nach der Corona-Krise auf Eis gelegt.“

Der aktuelle Stand
Besagte Eigentümer, Brigitte Pfizenmaier und Lothar Wagner, wandten sich im Juli 2020 mit einem offenen Brief an den Gemeinderat, um ihre Sicht der Dinge zu schildern. Ursprünglich hätten sie das Ziel gehabt, dass auf ihrem Grundstück Wohnungen entstehen, deren Miete sich auch Alleinverdiener mit Familie leisten können, erklären die beiden auf Nachfrage. Als die Planung konkreter wurde, hätten sie aber nicht mitgehen wollen. Auch weil aus einem Entschluss des Gemeinderats, eine Quote von 10 Prozent an Sozialwohnungen unterzubringen, die besagten 15 Prozent wurden. „Das wurde plötzlich nachgeschoben. Andererseits wuchsen bei mir die Zweifel, ob es ökologisch zu vertreten ist, immer die beste Ackerfläche zuzubetonieren“, heißt es im offenen Brief. Die Bodenwerte seien schließlich sehr gut, so die Eigentümer im Gespräch. Da ihnen der Druck an Wohnbedarf bewusst sei, hätten sie zumindest die Planung für ihr bebautes Grundstück Lerchenstraße 14 vorangetrieben, was nun umgesetzt wird. Im offenen Brief kritisieren die Eigentümer auch die Stadt, dass sie neun Monate nichts von sich habe hören lassen. Jan Trost sagt dazu heute: „Nach der damaligen Absage und sinngemäß der Aussage, dass kein Interesse an einem Gespräch bestehe, hat die Stadt andere Prioritäten gesetzt“. Die Ansiedlung von Jetter und der Bau der Netzstabilitätsanlage im Energie- und Technologiepark seien Beispiele.

Der Lösungsansatz
Die Eigentümer sind – nach einem Vorschlag der Stadtverwaltung – bereit, ihr Schlüsselgrundstück mit anderen Flurstücken im Gebiet Kreuzäcker zu tauschen, um dem Baugebiet nicht gänzlich im Weg zu stehen. Anders wäre eine Erschließung gar nicht machbar. Käme ein Tausch zustande, könnte also zumindest ein erster von den mindestens zwei angedachten Bauabschnitten verwirklicht werden.

Die Zwickmühle
Wie sich danach herausstellte, soll die Firma Layher im Frühjahr ein Schreiben an die weiteren Eigentümer im Baugebiet gesandt haben – samt Nennung des Flurstücks, das nicht für die Umsetzung gewonnen wurde, und der Namen der Eigentümer. Man sei als „Bremsklotz in der Weiterentwicklung des Wohngebiets“ dargestellt worden, so der Vorwurf von Brigitte Pfizenmaier und Lothar Wagner im offenen Brief, in dem sie als Gründe ein „an den Pranger stellen“, eine „Verächtlichmachung“ und ein „unter Druck setzen“ vermuten. Sie hätten vom Layher-Schreiben erfahren, als sie – ohne Anfeindungen – darauf angesprochen wurden. Die Krux: In den Gesprächen zum Grundstückstausch stellte sich heraus, dass ein solcher ohne Layher nicht möglich wäre. „Verstehen Sie, dass das nicht in Frage kommt?“, verdeutlichen die Eigentümer im offenen Brief, dass dies für sie nach dem Layher-Schreiben keine Option ist. Der Bauträger hat die Hand auf den meisten Grundstücken im Baugebiet. Jan Trost bestätigt, dass der Stadt neben den Feldwegen nur eine kleine Grundstücksfläche gehört.

Kommt das Neubaugebiet noch?
Die Situation ist verfahren. Oder wie es Jan Trost ausdrückt: „Die Sache ist komplex und bedarf einer sauberen Aufarbeitung.“ Das zeigt aber: Ad acta gelegt ist das Baugebiet nicht. Zumal es „zur Lösung des Problems bereits mehrere Gespräche mit potenziellen Tauschpartnern gab. Der Gesprächsfaden ist wieder aufgenommen.“ Weitere Gespräche seien terminiert. Auch die Eigentümer des Schlüsselgrundstücks erklären, weiterhin zum Tausch bereit zu sein – aber nur, wenn der Stadt dafür genügend Flächen gehören. „Dann können wir gerne wieder miteinander reden. Vor allem kann Marbach dann auch bestimmen, wo, wie und was gebaut werden soll.“

Das sagt Layher
Das Unternehmen geht in seiner Stellungnahme auch nach Rückfrage nicht auf sein Schreiben vom Frühjahr ein, teilt aber mit, dass „in Marbach bei vielen Grundstückseigentümern allgemein bekannt war, dass nur noch ein Beteiligter nicht an der Umlegung teilnehmen möchte“. Außerdem hätten sich die nicht mitmachenden Eigentümer darüber im Klaren sein müssen, dass dies „nach so langer Zeit der Blockade an die Öffentlichkeit kommt und andere Umlegungsbeteiligte, Häuslesbauer, Wohnraumsuchende etc. ihren verständlichen Unmut äußern“.

Im Rahmen der eigenen Mitwirkung am Gebiet habe Layher auch einen Tausch der Flächen vorgeschlagen. Ebenso sei eine Entwicklung in drei Bauabschnitten untersucht worden. Damit „wäre auch eine Lösung ohne den Umlegungsbeteiligten Pfizenmaier möglich“, teilt Layher mit – womit der dringend benötigte bezahlbare Wohnraum und auch der geförderte Wohnraum „baldmöglichst umsetzbar wäre“. Diese Möglichkeit habe man gegenüber seinen Grundstücksverkäufern und Kunden vertreten und „dazu stehen wir auch heute noch“. Bei Layher hofft man nun, dass sich die Stadt, die die Planungshoheit hat, mit den Eigentümern einig wird, damit das Baugebiet „endlich realisiert werden kann“. Ob und wann das der Fall sein wird, ist weiterhin unklar.