Die Bietigheimer Wohnbau will ein Ensemble mit einem verbundenen Erdgeschoss errichten. Foto: Stadt Steinheim

Steinheimer Gemeinderat will Weg freimachen für Dienstleistungszentrum mit Wohnungen. Allerdings wünschen Fraktionen auch Nachbesserungen – und eine Zusage.

Steinheim - Zentral gelegen, kurze Wege zu den Geschäften und dem Marktplatz, ein ÖPNV-Anschluss nicht einmal einen Steinwurf entfernt: Wohl jeder, der in der Immobilienbranche beheimatet ist, würde das Schnaidt-Areal in Steinheim als städtebauliches Filetstück bezeichnen. Dass es sich um ein ortsbildprägendes Gelände mit viel Potenzial handelt, ist auch Räten und Verwaltungsspitze der Kommune bewusst. Umso intensiver wurde in den vergangenen Jahren um eine attraktive Lösung für die Fläche gerungen, die derzeit als Parkplatz genutzt wird. Nun liegt eine Lösung auf dem Tisch, mit der sich der Gemeinderat im Grundsatz anfreunden kann: Die Bietigheimer Wohnbau möchte auf dem rund 2200 Quadratmeter großen Grundstück ein Dienstleistungszentrum mit Senioren- und Eigentumswohnungen errichten. Für das Aufstellen eines Bebauungsplans, der auf genau dieses Projekt zugeschnitten ist, gab das Gremium am Dienstag einmütig grünes Licht.

„Luft nach oben“ bei der Architektur erkannt

Allerdings machten die Fraktionen deutlich, dass sie mit den aktuellen Plänen noch nicht restlos einverstanden sind und sich hier und da Nachbesserungen in den kommenden Monaten wünschen. Für diskutabel halten einzelne Mitglieder der Runde insbesondere die massive Architektur der zwei anvisierten Riegel. Beim Baukörper entlang der Ludwigsburger Straße sollen auf die verbindende Grundebene drei Geschosse, beim zweiten Komplex am Bahnweg sogar vier Etagen draufgepackt werden. Die aktuellen Entwürfe dafür wirken nach dem Geschmack von Grünen-Sprecher Rainer Breimaier weder einladend noch freundlich. „Da ist noch viel Luft nach oben. Städtebaulich halten wir das für keine besonders gelungene Perspektive für die neue Mitte Steinheims“, sagte er.

Annette Grimm von der SPD wies zudem darauf hin, dass man zu dem Vorhaben schon charmantere Modelle gesehen habe. Über Details an den Gebäuden werde also im weiteren Verfahren gewiss zu sprechen sein, wenngleich eine dichte Bebauung prinzipiell im Interesse ihrer Fraktion sei. „Das ist das, was die Zeit fordert“, betonte sie. Timo Renz von den Freien Wählern geht zudem davon aus, dass in dem frühen Bebauungsplan-Stadium das derzeitige „architektonische Statement noch nicht so viel Gewicht“ habe. Tatsache ist aber auch, dass die Grundkubatur und die Maße der Trakte die Basis für die weitere Planung bilden. Darauf machte Bauamtsleiter Frank Fussenegger aufmerksam.

Noch Fragezeichen hinter der Belegung

Noch nicht restlos fix ist indes die Belegung der beiden Flügel. Stand jetzt sollen in dem Ensemble der Polizeiposten, ein Bäcker, eine Tagespflege, Seniorenwohnungen, klassische Wohnungen und ein Zahnarzt untergebracht werden. Zudem sind auf rund 350 Quadratmetern Räumlichkeiten für weitere Mediziner reserviert. Für Rainer Breimaier reichte die bloße Absichtserklärung, Arztpraxen in den Gebäuden unterzubringen, jedoch nicht aus. Das stehe immerhin auf der Liste der Planungsziele im Gemeinderat ganz oben. Die medizinische Versorgung der Bürger müsse gesichert werden, weshalb dieser Aspekt verbindlich verankert werden müsse. Das sei ja auch der Grundgedanke und Ausgangspunkt für das ganze Projekt gewesen, betonte Annette Grimm, die meinte, das Thema vielleicht breiter anpacken zu können und beispielsweise an Räumlichkeiten für Hebammen zu denken.

Kassenärztliche Vereinigung muss mitspielen

Bürgermeister Thomas Winterhalter versicherte, dass Gespräche zur Ansiedlung von Ärzten liefen. Mit der Bietigheimer Wohnbau sei vereinbart, eine ganze Etage für Praxen freizuhalten. Man habe die Sache aber nicht komplett in der eigenen Hand. Zum einen müssten sich Ärzte in Steinheim niederlassen wollen, zum anderen die nötigen Sitze über die Kassenärztliche Vereinigung zugeteilt werden. Garantieren könne er also momentan nicht, dass am Ende wirklich mehrere Disziplinen der Heilkunst auf dem Schnaidt-Areal beheimatet sein werden.

Pläne für Erweiterung in der Schublade

Offen ist ferner, inwieweit sich die Anregung der Freien Wähler umsetzen lässt, im Zuge der Bebauung die Situation der umliegenden Bushaltestellen neu zu ordnen und Gefahrenpotenziale zu beseitigen. Ebenfalls Zukunftsmusik ist die Vergrößerung des Projekts der Bietigheimer Wohnbau, die Michael Uhl (SPD) anriss, der erklärte, dass das Gelände ja weitere Gebäude umfasse. Die Eigentümer besagter Grundstücke seien bisher nicht zum Verkauf bereit, die Bietigheimer Wohnbau habe aber für den Fall einer Einigung Pläne für einen dritten Riegel in der Hinterhand, sagte Frank Fussenegger.

Warum der Steinheimer Polizeiposten umziehen soll

Beengt
Der Steinheimer Polizeiposten soll in den für 2024 anvisierten Neubau auf dem Schnaidt-Areal verlagert werden. Das hat mehrere Gründe. „Zum einen ist die derzeit zur Verfügung stehende Fläche im Erdgeschoss des Rathauses in Steinheim zu klein“, erklärt Yvonne Schächtele, Sprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Basierend auf dem aktuellen Musterraumprogramm des Innenministeriums bräuchte man „bei einer Personalstärke von sechs Mitarbeitenden die doppelte Fläche der derzeit zur Verfügung stehenden“.

Barrieren
Zum anderen entspreche das Rathaus nicht den aktuellen Richtlinien für die bauliche Sicherheit von Polizeigebäuden. Barrierefrei sei der Verwaltungssitz ebenfalls nicht. Ferner fehlten ein Verwahrraum und weitere Sanitär- und Umkleideräume.