Im Keltergrund werden wohl einmal bis zu 270 Personen leben. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Der Rielingshäuser Ortschaftsrat steht fast geschlossen hinter dem Baugebiet. Jedoch hat das Gremium in einem Punkt eine andere Meinung als die Kollegen in Marbach.

Marbach-Rielingshausen - Als unlängst im Marbacher Ausschuss für Umwelt und Technik über den Bebauungsplanentwurf zum Keltergrund in Rielingshausen diskutiert wurde, kam kurz der Eindruck auf, das Vorhaben könnte im letzten Moment wackeln. Denn außer dem bekanntermaßen entschiedenen Neubaugebiets-Gegner Hendrik Lüdke von Puls äußerte auch CDU-Vertreter Jochen Biesinger mit Blick auf die Lage am Ortsrand, recht weit weg von Einkaufsmöglichkeiten und ÖPNV, ziemlich unvermittelt Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Ganzen. Doch am Ende entschied eine deutliche Mehrheit, einen Knopf an den Entwurf zu machen. Noch klarer sprach sich nun der Rielingshäuser Ortschaftsrat für die Weiterverfolgung des Areals aus. Hier enthielt sich lediglich Biesinger der Stimme. Allerdings vertrat das Gremium in einem Punkt eine andere Auffassung als die Kollegen in Marbach.

Keine Fesseln anlegen

Auf Antrag der Grünen-Fraktionschefin Barbara Eßlinger hatte der Ausschuss mit hauchdünner Mehrheit empfohlen, auf freiwilliger Basis den Eingriff in die Natur auszugleichen. Zwingend ist das nicht, da das Areal auf der Basis des Baugesetz-Paragrafen 13b entwickelt wird. Ein Passus, der es erleichtern soll, verhältnismäßig rasch und unbürokratisch Wohnraum zu schaffen. Ortsvorsteher Jens Knittel plädierte dafür, diese Karte nun auch zu spielen und sich nicht selbst Fesseln anzulegen. Zumal man ja eine klimaneutrale Energieversorgung für die Häuser in die Wege geleitet habe, ergänzte Lothar Sondermeyer von der SPD und erinnerte an das kalte Nahwärmenetz auf der Basis eines großen Erdkollektorenfelds, das für das Gelände vorgesehen ist. Bauamtsleiter Dieter Wanner hatte zudem betont, dass man sich enorm schwertue, auf eigener Gemarkung überhaupt Ausgleichsflächen zu finden. Unterm Strich folgte eine knappe Mehrheit der Räte dieser Argumentationslinie. Das letzte Wort hat in der Frage aber der Gemeinderat, der sich zwischen den unterschiedlichen Empfehlungen aus Ortschaftsrat und Ausschuss entscheiden muss.

Große Zahl an Interessenten

Knifflig dürfte zudem die Aufgabe werden, einen Punktekatalog für die Vergabe der Bauplätze zu entwickeln. Denn einerseits ist es erklärter Wunsch der Runde, in dem Gebiet frischen Wohnraum für die eigenen Bürger zur Verfügung zu stellen. Andererseits dürfen Auswärtige von Rechts wegen nicht von der Vergabe ausgeschlossen werden. Und die Nachfrage nach Grundstücken ist exorbitant. „Auf unserer Liste sind derzeit 213 Interessierte aufgeführt, 14 davon in Rielingshausen, 52 in Marbach“, erklärte Dieter Wanner.

Verzögerung bei der Erschließung

Unterkommen kann am Ende lediglich ein Bruchteil der Aspiranten, sollen doch in dem Gebiet zwischen 77 und 90 Wohneinheiten entstehen. Wobei der Mix aus Einzel-, Reihen-, Doppel- und Mehrfamilienhäusern auch nicht auf einen Schlag errichtet werden soll, um die Infrastruktur im Ort nicht aus den Angeln zu heben. Momentan gehe man davon aus, das Areal in zwei Abschnitten zu entwickeln, erklärte Wanner. Wann die Bagger anrücken, konnte er allerdings nicht sagen. An den Bebauungsplan solle zwar im Dezember ein Knopf gemacht werden. Und eigentlich habe man dann gleich in die Erschließung einsteigen wollen. „Das wird aber nicht möglich sein“, betonte der Chef des Bauamts. Es werde Verzögerungen geben, weil zunächst eine vertiefende Untersuchung des geplanten kalten Nahwärmenetzes erfolge, für das gegebenenfalls Leitungen verlegt werden müssten.

Kritik am Bebauungsplan

Wenn es nach Roland Stickel von der CDU ginge, würde das Ganze jedoch nicht nur aufgeschoben, sondern die Ausweisung des Gebiets in seiner derzeitigen Form ganz zu den Akten gelegt. Er war zwar am Montag verhindert, hatte seine Bedenken unter anderem in Sachen Klimaschutz und Verkehrsbelastung aber auf einem zweiseitigen Blatt Papier niedergeschrieben. Sein Fazit: „Für mich stellt die Größe des Baugebiets und speziell an der Stelle ein schlechtes und mit hohen Folgekosten, auch in der weiteren Infrastruktur (Kindergärten und Schulen), verbundenes Baugebiet dar.“ Entsprechend spreche er sich gegen den Bebauungsplan aus.