Das Haus mit Tierarztpraxis ist inzwischen abgebrochen. Auf dem Grundstück soll frischer Wohnraum entstehen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

In der Marbacher Lerchenstraße sollen 28 neue Wohnungen entstehen. Die Räte haben Bedenken, dass das Projekt Konsequenzen für das geplante Neubaugebiet daneben hat.

Marbach - Ob das Neubaugebiet Kreuzäcker überhaupt jemals angepackt werden kann und wenn ja, wann genau, steht immer noch in den Sternen. Trotzdem strahlt das Projekt auf ein konkretes und aktuelles Vorhaben ab: auf einem direkt an das Areal angrenzenden Grundstück in der Lerchenstraße sollen drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 28 barrierefreien Wohnungen errichtet werden. Eine Voranfrage hatte der Ausschuss für Umwelt und Technik vor etwa einem Jahr bereits positiv beschieden. Nun, da das konkrete Baugesuch auf dem Tisch lag, zögerte die Runde jedoch mit ihrem Okay und verschob die Entscheidung auf die Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Das Gremium trieb die Sorge um, einen Präzedenzfall zu schaffen, der Auswirkungen auf das Neubaugebiet haben könnte.

Weitere Ausnahmen beantragt

Befeuert werden die Bedenken dadurch, dass zu den bereits genehmigten Befreiungen vom Bebauungsplan jetzt weitere Ausnahmen beantragt wurden. So sollen rund 65  Quadratmeter einer Fläche in Anspruch genommen werden, die außerhalb des zulässigen Korridors liegt. Außerdem wird gewünscht, eines der Häuser 32 Zentimeter höher zu bauen als bislang bewilligt. Ernst Morlock von der SPD wies daraufhin auf ein mögliches Szenario hin, wonach das Ensemble in diesen doch stattlichen Dimensionen am Ende in Ortsrandlage zu stehen drohe – wenn das Baugebiet drumherum nicht verwirklicht werden sollte.

Martin Mistele von den Freien sah aber auch ein Problem für den Fall, dass das Gelände in den Kreuzäckern doch erschlossen wird. Dann würde man unter Umständen am Rande des neuen Quartiers etwas zulassen, das über die Entwürfe des Gesamtgebiets hinausschießt, sagte er. Und in dem Fall, so seine Befürchtung, könnten sich künftige Bauherren auf die Mehrfamilienhäuser in der Lerchenstraße berufen und sagen: Dort wurden doch ähnliche Befreiungen erteilt, auf die wir nun ebenfalls pochen. „Wir sollten deshalb erst mal diese Planung auf den Hintergrund unserer großen Planung gelegt bekommen und dann abwägen. Immerhin wurde jetzt nochmal eine Schippe draufgelegt“, erklärte Mistele.

Sorgen um Präzedenzfall

Knackpunkt war insbesondere die Geschossflächenzahl. Die gibt an, wie viele Quadratmeter auf den einzelnen Stockwerken eines Hauses zusammengenommen im Verhältnis zur Größe des Grundstücks entstehen dürfen. Mit diesem Instrument kann letztlich gesteuert werden, wie dicht und wuchtig die Bebauung in einem Gebiet ausfällt. Im vorliegenden Fall liegt die Geschossflächenzahl bei 1,22. In der Ausschusssitzung konnte nicht ad hoc geklärt werden, ob dieser Wert die Vorstellungen aus dem städtebaulichen Entwurf für das Neubaugebiet torpedieren würde. Inzwischen hat die Stadtverwaltung den Sachverhalt aber genauer unter die Lupe genommen und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Marke von 1,2 in dem Areal ebenfalls geknackt werden dürfte. Unterm Strich hält man im Rathaus die neuerlichen Überschreitungen auch für vertretbar und wird dem Gemeinderat empfehlen, das Gesuch durchzuwinken.

Ziel ist Entscheidung in diesem Jahr

Sollte das Gremium dem Vorschlag folgen, wäre der Weg frei für das Projekt. Die Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage und zusammen 42 Stellplätzen sollen auf einem Grundstück entstehen, auf dem ehemals ein Wohngebäude samt Tierarztpraxis angesiedelt war. Wie es im Anschluss daran mit dem Gebiet Kreuzäcker weitergeht, wird wohl schon bald feststehen. Nach Möglichkeit solle noch in diesem Jahr endgültig eine Entscheidung fallen, ob die Fläche entwickelt wird oder nicht, sagt Bürgermeister Jan Trost. Die Eigentümer der Parzellen bräuchten Klarheit. Der Sachstand sei aber unverändert. Mit einem Besitzer in dem Plangebiet habe man nach wie vor keine Einigkeit erzielt. „Die Gespräche laufen, es gibt aber noch kein Ergebnis“, sagt der Rathauschef.