Die Lage des geplanten Baugebiets am Ortsrand stößt auf Bedenken. Foto: Archiv (KS-Images.de)

CDU-Mann Jochen Biesinger fragt, ob Rielingshäuser Keltergrund der Wahrheit letzter Schluss ist. Doch das Interesse an dem Areal ist groß.

Marbach - Mit dem Rielingshäuser Neubaugebiet geht es auf die Zielgeraden. Erst unlängst hatte sich der Gemeinderat dafür entschieden, dass das Areal nach Möglichkeit zentral über ein Erdkollektorenfeld mit Energie versorgt werden soll. Nun wurde eine weitere Hürde genommen. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat am Donnerstag mehrheitlich den Bebauungsplanentwurf goutiert. Allerdings wurde in der Diskussion klar, dass die kritischen Stimmen an dem Vorhaben zunehmend lauter werden.

Flächenverbrauch in der Kritik

Puls-Mann Hendrik Lüdke war die Ausweisung des Wohngebiets wegen der damit einhergehenden Versiegelung stets ein Dorn im Auge. Insofern überraschte es wenig, dass er das Ansinnen erneut abkanzelte. „Wir erleben hier eine kollektive Wirklichkeitsverweigerung, welche Auswirkungen Flächenverbrauch auf Klima und Hochwasser hat“, sagte er. Mehr und mehr ins Grübeln ist aber auch Jochen Biesinger von der CDU gekommen, ob ein Wohngebiet an dieser Stelle in Ortsrandlage wirklich sinnvoll wäre. Die Leute seien dort beispielsweise recht weit weg vom ÖPNV und den Versorgungseinrichtungen im Ortskern. Also enthielt er sich der Stimme, betonte aber auf Nachfrage, für sich persönlich und nicht die ganze CDU im Gemeinderat zu sprechen. Doch auch seine Kollegen in der CDU-Ortschaftsratsfraktion stehen dem Vorhaben argwöhnisch bis ablehnend gegenüber. Dagegen scheinen die Christdemokraten im Marbacher Gemeinderat das Neubaugebiet nicht mehr vom Gleis nehmen zu wollen. „Bei allen Kritikpunkten und Problemstellungen, die es gibt, haben wir das Projekt immer wohlwollend begleitet“, erklärt Fraktionschefin Heike Breitenbücher auf Nachfrage. Sie erinnert zudem an den immensen Druck auf dem Wohnungsmarkt.

Mehr als 200 Interessenten für einen Bauplatz

Darauf verwies auch Bürgermeister Jan Trost in der Sitzung. Das bewege die Menschen fast mehr als Corona. Wie gewaltig die Nachfrage ist, unterstrichen die Zahlen, die Stadtplanerin Elena Schubert mit im Gepäck hatte. Demnach hätten mehr als 200 Personen ihr Interesse an einem Bauplatz im Keltergrund hinterlegt, sagte Schubert. Davon werden am Ende viele in die Röhre schauen, wenn man bedenkt, dass auf dem drei Hektar großen Gelände zwischen 77 und 90 Wohneinheiten entstehen sollen.

Bei einem Nein wäre das Geld futsch

„Die Wohnungsnot ist da“, sprach sich folglich auch Martin Mistele voll für das Gebiet aus. „Wir sind für jeden Einzelnen froh, der zu den Glücklichen gehört und dort Wohneigentum für sich schaffen kann“, pflichtete Ernst Morlock von der SPD bei. Die Auswirkungen auf den Verkehr in der Umgebung seien auch überschaubar, so Martin Mistele in Anlehnung an ein Gutachten, das auf Antrag der Rielingshäuser CDU in Auftrag gegeben worden war und inzwischen vorliegt. Davon abgesehen habe man bereits viele finanzielle Mittel in die Entwicklung des Gebiets gesteckt, ergänzte der Rathauschef. Würde man jetzt eine Vollbremsung hinlegen, „wäre das Geld verloren“.

Ausgleich für Eingriff in die Natur

Jürgen Waser (Grüne) gab überdies zu bedenken, dass man dem Nachhaltigkeitsaspekt Rechnung tragen und ein klimaneutrales Wohngebiet kreieren wolle. Aus dem Grund stellte seine Fraktionschefin Barbara Eßlinger den Antrag, das durch den Natureingriff noch offenstehende Defizit von 72 000 Ökopunkten freiwillig auszugleichen. Dazu wäre die Stadt nicht verpflichtet, weil das Areal aus dem Paragrafen 13b heraus entwickelt wird, der extra ins Leben gerufen wurde, um vergleichsweise rasch und unbürokratisch frischen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Eine knappe Mehrheit segnete den Vorstoß dennoch ab, selbst wenn Bauamtsleiter Dieter Wanner zuvor gewarnt hatte: Das werde Geld kosten und sich in den Grundstückspreisen niederschlagen.