Foto: Knupfer

Ausflug zur „kleinen Schwester“ der Bottwartalbahn: Ein Trupp von Bahn-Freunden zu Besuch in Oberschwaben. Dort haben sich die Interessierten umgesehen.

Bottwartal - Bottwartal
Kann man im Jahr 2014 in einen Zug einsteigen, an dem das Zielschild Beilstein hängt? Man kann, oder vielmehr man konnte es am vergangenen Sonntag, als sich knapp ein Dutzend Bahninteressierte aus Marbach, Murr, Steinheim, Ludwigsburg und Stuttgart zur Museumsbahn Warthausen-Ochsenhausen im Kreis Biberach an der Riss aufmachten. Eingeladen zu der Studienfahrt hatten die beiden Bahnaktivisten Wolfram Berner aus Marbach und Hans-Joachim Knupfer aus Leonberg. Sie zeigten den Unterländern die originalen Wagen der Bottwartalbahn, die dort noch vorhanden sind, und den Ochsenhausener Lokschuppen, die alte Heimat der Denkmallokomotive aus Steinheim.

„Die Bottwarbahn war wichtiger Teil des Systems württembergische Lokalbahnen“, erläuterte Hans-Joachim Knupfer, der schon vor etlichen Jahren als Autor von Büchern zum Thema aufgetreten ist. Ob Fahrzeuge oder Gebäude, nach einem „enorm rationellen Schema“ seien fast identische Bahnbetriebe ins Leben gerufen worden, ob im Schwarzwald nach Altensteig, im Unterland nach Beilstein und Güglingen oder in Oberschwaben nach Ochsenhausen und Bad Buchau – „wie aus einem Baukasten“. Mit einem Kleinbus war die Gruppe unter dem Motto „Bottwarbahn grüßt Öchslebahn“ nach Oberschwaben gereist. Die vorgesehene Anfahrt mit der Deutschen Bahn bis Warthausen war kurzfristig einer Gleisbaustelle zum Opfer gefallen.

In Ochsenhausen begrüßte Andreas Albinger, Geschäftsführer der kommunalen Bahnverwaltung, den Trupp. Er erläuterte die Eigenheiten des Bahnsystems aus Königs Zeiten und kroch mit den Teilnehmern auch in den rußigen Lokschuppen, in dem die heutige Steinheimer Denkmalmaschine einst fast vier Jahrzehnte ihren Unterschlupf gefunden hat, als damalige Stammlokomotive auf der Bahnverbindung nach Biberach. Glänzende Augen bekamen die Teilnehmer erst recht, als sie auf dem seit letztem Jahr vom Öchsle-Bahnverein perfekt restaurierten Güterwagen 154 die frisch aufgebrachte Anschrift „Heimatbahnhof Beilstein“ entdeckten. Wolfram Berner: „Der Wagen hat seine Laufbahn anno 1894 auf der Bottwarbahn begonnen.“

Punkt 12 Uhr begann dann die gut einstündige Fahrt auf der Museumsbahn, selbstverständlich stilgerecht in einem ebenfalls über 100 Jahre alten Personenwagen württembergischer Bauart, bestens gepflegt, wie er in exakt gleicher Form einst auch auf der Bottwarbahn lief. Selbst die Holzsitze auf der offenen Plattform – „1894 extra wegen der Touristen im Bottwartal eingeführt“, wie Knupfer herausgefunden hat – luden zum Frischluftvergnügen ein. Das beinahe echte Zuglaufschild „Bottwartalbahn“ in historischer Ausführung aus Stahl hatten Berner und Knupfer eigens angefertigt. Nach dem Essen im Museum in Warthausen folgte die Rückfahrt. Andreas Albinger betonte zum Abschied, die Museumsbahn gelte mit über 40 000 Fahrgästen pro Jahr in der Szene als höchst erfolgreich und sei ein Aushängeschild des Landkreises Biberach. Die Gäste aus dem Bottwartal und seiner Umgebung waren jedenfalls sehr zufrieden. „Es hat sich gelohnt“, sagte Werner Hohl aus Murr. Joachim Förnbacher aus Kleinbottwar, der mit seinem Sohn dabei war, gab den beiden Veranstaltern mit: „Sie sind mit viel Leidenschaft dabei, das gefällt uns!“ Infos gibt es im Internet unter www.oechsle-bahn.de.