Der Ausbau der E-Ladesäulen steht auf der To-do-Liste, mit der die Stadt etwas zum Klimaschutz beitragen will. Foto: Archiv (dpa)

Steinheim möchte sich den European Energy Award sichern. Auf dem Weg zur Auszeichnung muss die Kommune aber noch einige Hausaufgaben erledigen.

Steinheim - Ein beträchtliches Stelldichein herrschte am 5. November in Ravensburg. 48 Kommunen und Landkreise aus Deutschland, Frankreich, Italien und anderen europäischen Ländern nahmen dort den European Energy Award (EEA) in Gold entgegen für die großen Anstrengungen, die sie in Sachen Klimaschutz unternommen hatten. Bis sich Steinheim die Auszeichnung ebenfalls abholen kann, wird wohl noch eine Menge Wasser die Murr hinabfließen. Die Stadt hat aber immerhin schon ein Teilstück auf dem Weg dorthin zurückgelegt und hofft, sich 2023 mit einer ersten Stufe des EEA-Zertifikats schmücken zu können.

Mit 80 Projekten die Umwelt schonen

Die Weichen dafür waren schon Ende 2019 gestellt worden, als der Gemeinderat beschloss, sich um den Umwelt-Award zu bemühen. Anschließend hat sich ein Team innerhalb der Rathausmannschaft mit Unterstützung der Ludwigsburger Energieagentur (LEA) ein Bündel von 80 Vorhaben überlegt, mit dem der Klimaschutz in der Kommune vorangetrieben werden könnte. Das Paket hat der Gemeinderat nun mehrheitlich verabschiedet. Das Arbeitsprogramm soll nach und nach umgesetzt werden. Im Gegenzug wird dann nicht nur die Umwelt geschont, sondern man nähert sich einer begehrten Auszeichnung an, schlägt somit zwei Fliegen mit einer Klappe.

Weil hinter manchen Punkten wie dem Komplett-Umstieg auf Ökostrom schon ein Häkchen gemacht werden kann, habe die Kommune auf der Award-Skala bereits einen Wert von 22,7 Prozent der möglichen Punkte erreicht, sagte Kristina Rang von der LEA im Gemeinderat. „Beim EEA ist es so, dass nach 50 Prozent die erste Zertifizierung stattfinden kann“, fügte sie hinzu. Den Award in Gold könne eine Kommune für sich reklamieren, wenn die Schwelle von 75 Prozent geknackt wird. „Man sieht: Da ist noch Luft nach oben, das ist aber auch völlig in Ordnung für die erste Bestandsaufnahme“, erläuterte die Chemikerin. Rang zeigte sich zudem optimistisch, die 50-Prozent-Marke schon in etwa zwei Jahren schaffen zu können.

Gedanken über Nutzung von Abwärme der Kläranlage

Punkte kann die Stadt auf verschiedenen Feldern sammeln. So hat man sich beispielsweise vorgenommen, die Ladeinfrastruktur für Pedelecs und E-Autos auszubauen. Zudem soll das geplante neue Rathaus zu einem Vorzeigeprojekt in Sachen Klimaschutz werden. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist zudem Solnet. So wurde das Millionen-Projekt betitelt, bei dem das Wohnquartier ums Schulzentrum nachhaltig mit Wärme versorgt werden soll. Weiter stehen das Starkregenmanagement, mit dem sich die Stadt gegen extreme Wetterereignisse wappnen will, und eine Kampagne auf der Liste, über die die Nutzung von Solarthermie und Fotovoltaikanlagen auf der Gemarkung forciert werden soll. Nachdenken will man unter anderem auch, inwieweit die Abwasserwärme der Kläranlage in Höpfigheim genutzt werden könnte. Das wohl kostspieligste Projekt, für das sich die Kommune starkmachen möchte, ist die Reaktivierung der Bottwartalbahn.

Zweifel an einem Vorhaben

Dass dieses Vorhaben im Vorhaben-Paket der Stadt auftaucht, kam Uwe Löder von der CDU allerdings nicht wegen der dafür benötigten hohen Investitionen spanisch vor. Stattdessen monierte er, dass die Kommune auf die Wiederbelebung der Schienenverbindung zwischen Marbach und Heilbronn doch gar keinen Einfluss habe. „Ich wundere mich deshalb, dass man so unrealistische Punkte aufnimmt, wenn man das Ziel überhaupt nicht erreichen kann“, sagte Löder. Kristina Rang gab jedoch zu bedenken, dass es im Sinne des Awards auch goutiert werde, wenn sich die Kommune bei den Behörden für die Bahn engagiert und sich am Umsetzungsprozess beteiligt. Davon abgesehen habe die Stadt sehr wohl direkten Einfluss auf das Verfahren, betonte Rainer Breimaier von den Grünen. „Wenn die Bahn mit den neuen Bewertungskriterien in den wirtschaftlichen Bereich reinkommt, sind wir politisch gefragt, Ja oder Nein zu sagen“, erklärte der Fraktionssprecher.