Der Großteil der Sanierung an der Matern-Feuerbacher-Realschule in Großbottwar wird wegen der Corona-Krise auf nächstes Jahr verschoben. Foto: Werner Kuhnle

Mehr und mehr zeichnet sich ab, dass wegen der Corona-Krise einige Bauprojekte nicht so schnell fertig werden wie gedacht. So wird beispielsweise die Sanierung des Realschulgebäudes I in Großbottwar nicht im Sommer starten.

Marbach/Bottwartal - Kaum ein Thema im öffentlichen Leben, in dem die Corona-Pandemie keine Rolle spielt. Auch, was den Hoch- und Tiefbau in den Städten und Gemeinden angeht. War zu Beginn der Krise offen, wie mit laufenden oder bevorstehenden Baumaßnahmen umgegangen werden kann, zeichnet sich inzwischen immer mehr ab, inwieweit sich die Krise auswirkt. Laufen bestehende Baustellen weiter, werden bevorstehende teils verschoben. Die Übersicht: Die wohl am weitesten reichenden Vorkehrungen trifft die Stadt Großbottwar
– besonders, was die umfangreiche Sanierung des Realschulgebäudes I angeht. Die für ein Jahr angesetzten Arbeiten hätten in den Sommerferien beginnen sollen. Nach Ferienende wären die Schüler im übrigen Teil des Schulgeländes enger zusammengerückt – „was in Zeiten von Corona aber nicht darstellbar ist“, sagt Bürgermeister Ralf Zimmermann. „Außerdem wollen wir die Schüler, gerade die höheren Klassen, nach der jetzigen Zeit nicht zusätzlich in Stress versetzen. Und wir wissen ja nicht, ob es dann überhaupt wieder den klassischen Schulbetrieb gibt.“ Vergangene Woche verständigte man sich darauf, die Sanierung umzuplanen. Heißt: Das Kerngebäude wird erst 2021 in Angriff genommen. Bis dahin werden kleinere Maßnahmen umgesetzt wie der Bau eines Treppenturms als zweiten Fluchtweg.

Auch die Sanierung des Kindergartens in Winzerhausen, die im Juli hätte starten sollen und während der die Kinder in der Kelter unterkommen, wird auf nächstes Jahr verschoben. „Da wir im Sanierungsgebiet liegen, sind wir mit Förderungsfristen flexibler“, atmet Zimmermann auf. Spannend wird die Frage, wie mit dem geplanten Umbau der ehemaligen Schule in Hof und Lembach in ein Dorfgemeinschaftshaus umgegangen wird, wofür im Gemeinderat am Mittwoch die Vergabe für den Aufzug ansteht. Man müsse sich nun auch noch mal mit den Vereinen abstimmen, die das Haus nutzen. Trotz Corona ist Ziel, die Linksabbiegespur auf der L 1115 in die Kleinaspacher Straße 2020 zu verwirklichen, damit die überfällige Brückensanierung in der Bahnhofsstraße erfolgen kann. „Wir arbeiten mit Hochdruck, damit die Abbiegespur gebaut wird. Es sind aber noch etliche Vereinbarungen zu treffen“, so der Rathauschef. Immerhin: Nachdem die Einweihung der Harzberghalle im März abgesagt werden musste, können jetzt die „Kinderkrankheiten“ beseitigt werden. Die Restarbeiten laufen.

Keine Auswirkungen hat Corona weiterhin auf die Baumaßnahmen in Marbach.
Das Pfundhaus, die Tiefbauarbeiten in der Stuttgarter Straße im Hörnle, der Kindergarten Lauerbäumle und das Bildungszentrum – „alles läuft planmäßig“, freut sich Bürgermeister Jan Trost. Ob der evangelische Kindergarten in Rielingshausen im Herbst angegangen werden kann, dafür sei eine Aussage zu früh. Alles offen ist laut Manfred Knappe beim Fritz-Genkinger-Haus. „Die Eröffnung war für Juli angedacht. Wann es die jetzt geben wird, ist unklar. Die Baufirmen haben auch Probleme mit der Materiallieferung und weil ihre Angestellten aus dem benachbarten Ausland kommen“, so der Vorsitzende des Genkinger-Freundeskreises. Zweimal habe es auch den Verdacht gegeben, dass sich ein Mitarbeiter mit dem Virus angesteckt hat, was sich aber nicht bestätigte.

In Steinheim
sieht es bei der Sanierung der Kleinbottwarer Straße „sogar sehr gut aus. Hier könnten wir etwas früher als geplant fertig werden“, sagt Bürgermeister Thomas Winterhalter. Auch die Sanierung des Kindergartens Sudetenstraße laufe nach Plan. „Es ist weiterhin vorgesehen, dass er im neuen Kindergartenjahr in Betrieb gehen kann.“ Für die anstehende Ertüchtigung des Urmenschmuseums ist Winterhalter ebenfalls optimistisch. Verzögerungen zeichnen sich in Oberstenfeld
ab, wo das Stiftsgebäude bis Jahresende restauriert werden soll. „Bis dahin wird das aber nichts mehr“, blickt Bürgermeister Markus Kleemann voraus. Das Problem: Firmen verspüren einen Mitarbeitermangel, auch werden Materialien nicht wie sonst geliefert. „Mancher Bereich läuft, mancher stockt.“ Ebenso kündigt sich bei der geplanten Sanierung des Kindergartens Hauäcker eine Verzögerung an. Der Architektin fehlen wegen der Pandemie Mitarbeiter für die Planung, weshalb das Thema noch nicht auf die Tagesordnung des Gemeinderats genommen werden kann. Nachdem Affalterbach
die jüngste Gemeinderatssitzung, auf der der Satzungsbeschluss für die Umgehungsstraße hätte gefasst werden sollen, abgesagt hatte, tagt das Gremium wieder am Mittwoch. „Mit der Entlastungsstraße warten wir aber noch ein, zwei Sitzungen“, so Bürgermeister Steffen Döttinger in Anbetracht des zu erwartenden Publikumsinteresses. Dafür stehen die ersten Vergaben für die Turnhalle auf dem Programm. „Wir wollen das durchziehen und haben auch gute Preise erzielt, womit wir 14 000 Euro unter der Kostenberechnung liegen.“ Vor Corona sei das nicht möglich gewesen, mutmaßt Döttinger. Sowieso vertritt er die Meinung, „jetzt nicht alles zu streichen, sondern die Maßnahmen weiterlaufen zu lassen, um das Handwerk zu unterstützen“. Das betrifft auch den Anbau für eine weitere Ü3-Kindergartengruppe. „Wir schlagen dafür den Elsa-Brodbeck-Kindergarten vor.“Auch Pleidelsheims
Bürgermeister Ralf Trettner möchte Bauarbeiten wie geplant durchführen lassen. „Ich gehöre der Generation an, die gelernt hat, antizyklisch zu handeln. Es gilt, den Motor laufen zu lassen“ Sprich: Die Kommune investiert, wenn die Wirtschaft lahmt. Alle begonnenen Arbeiten laufen weiter. So auch am Ärztehaus. „Der Bereich ist jetzt ja auch wichtiger denn je“, so Trettner. Hand angelegt wird ebenso in der Mörike- und in der Hauptstraße, wo jeweils sozialer Wohnraum entsteht. „Auch den brauchen wir wahrscheinlich mehr denn je.“ Die Fertigstellung des Kabinentrakts im Wellarium, angesetzt für 1. Mai, verzögert sich um ein, zwei Wochen, die Auswirkung ist durch das geschlossene Bad aber überschaubar. Das erklärt Torsten Bartzsch, Vorsitzender des Gemeindeverwaltungsverbands mit Steinheim und Bürgermeister. In seiner Gemeinde Murr
begann nach Ostern die Sanierung der Blankensteinstraße. „Das läuft bisher ohne Einschränkungen.“ Der Abschluss ist für das Jahresende geplant. Auch die Kanalsanierung, bei der zwischen Hindenburgstraße und Murr Schäden behoben werden, schreitet voran. „Der Firma stehen sogar mehr Mitarbeiter zur Verfügung, da anderswo Arbeiten weggefallen sind“, schildert Bartzsch eine weitere Corona-Auswirkung. Zwei „absolute Großbaustellen“ hat laut Schultes Frank Hornek Kirchberg
zu stemmen. „Trotz Corona läuft aber alles gut.“ Probleme habe es wegen der vollen Auftragsbücher der Firmen eher vor der Krise gegeben. Die Erschließung des Neubaugebiets Rappenberg IV laufe hervorragend, was auch am trockenen Wetter liegt. Die Fertigstellung ist für April 2021 angesetzt. Den Umbau des Schulgebäudes B planerisch auf die Schiene zu bekommen, gestalte sich dagegen zäh. „Mit Treffen mit Architekten und Ingenieuren ist es schwierig, und im Homeoffice läuft ja doch nicht immer alles wie sonst.“ In die zweite Jahreshälfte geschoben wird die Ausschreibung für den nächsten Abschnitt der Umstellung auf LED-Lampen. In Benningen
hatte Bürgermeister Klaus Warthon Anfang April einen Sachstand gegeben (wir berichteten). Der Brückenschlag der Ortsentlastung kann aufgrund von Corona-bedingtem Arbeitermangel nicht wie geplant am 23. Mai vollzogen werden. Die Pressestelle des Regierungspräsidiums Stuttgart teilt nun am Dienstag auf Anfrage mit, dass als neuer Termin Ende Juni vorgesehen ist. Auf der Neckarsüdseite sind derweil erste Stahlteile eingesetzt worden. Und seit drei Wochen wird die Bachstraße saniert. „Die Arbeiten gehen sehr zügig voran“, erfuhr Warthon am Montag bei einer Baustellenzusammenkunft. Fertiggestellt ist die Asyl- und Obdachlosenunterkunft, bezogen ist sie noch nicht. „Die Einweihungsfeier ist im Moment natürlich kein Thema.“ Die Planung fürs Nahwärmenetz geht voran. Das Verlegen werde gerade vorbereitet.

In Beilstein
verzögert sich wegen Corona laut Kämmerer Werner Waldenberger die vergleichsweise kleine Generalsanierung des Backhauses in Schmidhausen. Die Stadt wollte mit allen Handwerkern einen Vor-Ort-Termin organisieren, musste ihn verschieben. Er soll in rund zwei Wochen nachgeholt werden. Eine gute Nachricht vermeldet Mundelsheims
Bürgermeister Boris Seitz in Anbetracht der acht Baugesuche, die im Gemeinderat behandelt wurden und das Neubaugebiet Seelhofen IV betreffen. „Dass es keinen Aufschub gibt, sind wir den Bauherren schuldig und hat oberste Prämisse. Sie haben viel Geld bezahlt.“ Einen kleinen Verzug gebe es bei der anstehenden Sanierung der Urbanstraße. „Wegen Corona ist das aber verständlich.“ Der Bau des Kunstrasenplatzes in Erdmannhausen
hinkt unabhängig von Corona etwas hinterher, jener der Schulsporthalle einen Monat. Beides soll dennoch im Herbst eröffnen (wir berichteten). Zeitkritischstes Projekt ist laut Bürgermeisterin Birgit Hannemann das Kinderhaus, werden die Kigaplätze doch benötigt. „Bislang gibt es keine Verzögerung. Wir hoffen natürlich, dass das so bleibt. Toi, toi, toi!“