Das Thema Glasfaser ist speziell in Winzerhausen lange Zeit ein Aufregerthema gewesen. Jetzt ist eine Lösung in Sicht – für das gesamte Stadtgebiet. Foto: dpa/Uwe Anspach

Großbottwar und all seine Teilorte werden in den kommenden Jahren mit schnellem Internet versorgt – sofern bis zum 7. August genügend Bürger einen Vorvertrag abschließen.

Großbottwar - Auf diese Nachricht dürften Bürger und Gewerbetreibende in Großbottwar schon lange gewartet haben: Die gesamte Stadt und alle Teilorte sollen bis in zwei Jahren ans Glasfasernetz angeschlossen und mit ultraschnellem Internet versorgt werden. Bislang ist die Technik nur in etwa einem Viertel von Winzerhausen verfügbar – beim dortigen Ausbau durch Unitymedia/Vodafone herrscht aber Stillstand. Nun sollen alle Haushalte die Möglichkeit erhalten, sich Glasfaser ins Haus legen zu lassen.

Jürgen Weck von der Firma „Deutsche Glasfaser Wholesale“ stellte dem Gemeinderat die Planung am Mittwochabend vor. Gemeinsam auf die Beine gestellt wurde sie mit dem Zweckverband Kreisbreitband Ludwigsburg, dem Großbottwar angehört. Die wichtigste Aussage: Der Ausbau erfolgt nur, wenn bis 7. August 40 Prozent der Haushalte einen Vorvertrag abschließen. Bei insgesamt rund 4000 Haushalten braucht es also rund 1600, damit der Ausbau wirklich zustande kommt. Wird die Quote erreicht, wird automatisch das gesamte Stadtgebiet erschlossen – sprich: Großbottwar, Winzerhausen, Hof und Lembach, Sauserhof und Holzweiler Hof. Wird die Quote verfehlt, rollen die Bagger gar nicht an. Der Hausanschluss bei einem Vertragsabschluss bis August ist kostenfrei, Nachrücker müssten mindestens 750 Euro bezahlen. Verfügbar sein werden je nach Vertrag Download-Geschwindigkeiten von 300 MBit pro Sekunde und mehr. „Es ist auch kein Knebelvertrag. Sie können den Anbieter dann nach 24 Monaten frei wählen“, kündigt Jürgen Weck an.

Abfrage erfolgt von Mai bis August

Viktor Kostic vom Zweckverband Kreisbreitband spricht von einer „einmaligen Chance“, die Stadt habe im Prinzip gerade bei der Tombola gewonnen. Von einer „guten Sache“ spricht auch Bürgermeister Ralf Zimmermann. Er sei froh, dass auch der Holzweiler Hof Teil des Pakets ist, wofür man „hart verhandelt“ habe. Er hoffe, in zwei Jahren sagen zu können, dass das letzte Haus in Großbottwar angeschlossen ist. „Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass wir die Quote gemeinsam hinbekommen.“ Der Start der Abfrage erfolgt am 15. Mai.

Um die Quote zu erreichen, fährt die „Deutsche Glasfaser“ groß auf. Zum einen mit einem Online-Infoabend am 27. Mai um 19 Uhr, in den sich bis zu 1000 Teilnehmer einschalten können. Zum anderen wird ab Mitte Mai ein Service-Mobil sechs Wochen lang voraussichtlich auf dem Edeka-Parkplatz Station machen. Vertriebsmitarbeiter werden auch von Haus zu Haus ziehen. Und alle Bürger erhalten Informationsmaterial, es sei denn, der Briefkasten ist mit „Bitte keine Werbung“ versehen.

Firma fokussiert auf ländlichen Raum

Die Firma „Deutsche Glasfaser Wholesale“ besteht seit 2011 mit Sitz in Nordrhein-Westfalen und sei anfangs belächelt worden, so Jürgen Weck. „Weil wir uns ausschließlich auf den ländlichen Raum konzentrieren.“ Inzwischen scheint die Resonanz eine andere zu sein. In Großbottwar würde die Firma einen siebenstelligen Betrag verbuddeln – für die Stadt fallen keine Kosten an. Als Zeitplan nennt Weck bei erreichter Quote, dass die Planung nach August drei Monate dauern wird. Der Ausbau danach benötige zwölf bis 18 Monate. Üblich dabei sei, dass ein Straßenzug noch am selben Tag wieder geschlossen wird, an dem er aufgegraben wurde.

In welcher Reihenfolge die Erschließung vonstatten gehen würde, sei noch unklar, so Jürgen Weck auf Nachfrage von Thomas Stigler (FBWV). Der würde Winzerhausen aufgrund der dortigen Probleme in der Priorität gerne vorne sehen. „Es werden aber mehrere Bautrupps unterwegs sein, sodass wir Winzerhausen und Großbottwar parallel angehen könnten“, so der Vertriebsprojektmanager.

Zwei Fragen sind noch offen

Zu klären sind noch zwei Fragen: Was passiert mit den Hauseigentümern im mit Glasfaser erschlossenen Teil Winzerhausens, die bislang keine Leitung in ihr Haus haben legen lassen, dies nun aber möchten? „Denn wir haben den Grundsatz, dass wir nirgends etwas reinlegen, wo schon Glasfaser liegt“, so Weck. Und unklar ist auch die Erschließung einzelner Aussiedlerhöfe. Auch für sie soll aber eine Lösung gefunden werden, womöglich mit einer „kleinen Selbstbeteiligung“, sagt Weck auf Nachfrage von Tobias Gabler (FBWV), der es sonst „echt klasse“ findet, dass die Teilorte allesamt einbezogen wurden.

Die Grundstimmung im Gemeinderat zu dem Vorhaben ist sowieso positiv. Der Beschluss, die Zusammenarbeit mit der Deutschen Glasfaser einzugehen, fiel einstimmig. Paul Wien (FDP) spricht davon, dass es sehr schön für Großbottwar sei, dass jetzt ein privatwirtschaftliches Unternehmen komme, nachdem Bund und Länder nicht vorangekommen seien. Matthias Wien (CDU) ist „froh, auch wenn es ein Kraftakt wird“. Aber das sei einmal der Fall, „und dann sind wir durch“. Thomas Stigler fügt an: „Es wäre eine tolle Sache, wenn das tatsächlich so klappt.“ Das liegt nun erst mal in der Hand der Bürger.