Andreas Bihl hat mehrere hundert Stunden an seiner Krippe gearbeitet. Foto: Werner Kuhnle

Andreas Bihl aus Höpfigheim hat in den vergangenen vier Jahren eine stattliche Weihnachtskrippe gebaut. Wenn die Weihnachtszeit vorbei ist, wird Bihl nicht ruhen. Er hat schon Pläne für einen Anbau und neue Details.

Steinheim-Höpfigheim - Andreas Bihl freut sich auf die Adventszeit. Sehr sogar. Denn dann wird das Werk des Höpfigheimers nach vierjähriger Bauzeit endlich einen würdigen Platz im Wohnzimmer der vierköpfigen Familie beziehen. Rund 25 Kilo schwer, mehrstöckig, detailverliebt. Eine Weihnachtskrippe, wie sie nicht jeder hat.

Die Idee, eine Weihnachtskrippe von Grund auf und komplett selbst zu bauen, kam Andreas Bihl während eines Spaziergangs in Oberammergau vor etwa zehn Jahren. Dort macht der 52-Jährige immer wieder Urlaub, und dort hat er schon vor 20 Jahren begonnen, bei seinem Lieblingsschnitzer Figuren aus Zirbenholz zu kaufen. Erst war es ein kindshoher Nachtwächter mit einer Laterne. In den darauffolgenden Jahren erwarb er eine Krippenfigur nach der anderen – bei jedem Ausflug nach Oberammergau kam eine neue dazu. Er schwärmt für die liebevoll gefertigten Kunstwerke mit erstaunlichen Details und einer lebendigen Ausstrahlung.

Der Ingenieur ist ein echter Macher

So wuchs die Zahl der Krippenfiguren also beständig. Und gepaart mit der Idee, diesen Figuren ein schönes Zuhause zu bieten, konkretisierte sich der Plan in Andreas Bihls Kopf, eine stattliche Krippe fürs Wohnzimmer zu fertigen. „Ich hatte allerdings einen Höllenrespekt vor dem Anfangen“, sagt der Höpfigheimer, wenn er an die ersten Überlegungen zurückdenkt – obwohl der Ingenieur ein echter Macher ist. Lange hatte er den ersten Arbeitsschritt vor sich hergeschoben, denn ihm war klar, dass er sich an etwas Großes wagen würde. Und dann die Einsicht: einfach mal anfangen.

Auf einer fein säuberlich aufgeräumten Werkbank im Keller des Doppelhauses nahm das Projekt 2017 dann seinen Anfang. Ein Holzrahmen, 1,20 Meter auf 60 Zentimeter, diente als Fundament. Darauf verteilte Andreas Bihl Styropor, und zwar eine dicke Schicht, denn er hatte die Krippenlandschaft mehrstöckig geplant. Ein Weg sollte zu dem erhöht stehenden Gebäude führen. Auf diese Weise konnte auf kleinem Raum mehr Platz geschaffen werden für unterschiedliche Menschen- und Tierfiguren und die vielen Ideen, die Bihl im Kopf schwirrten. Mit Gips, Farbe und Werkzeug kreierte der Ingenieur eine „Felslandschaft“. Nach und nach entstand das zweistöckige Gebäude in kunstvoller Kleinarbeit aus Holz, Gips und Ziegelsteinbruchstücken. Dabei sind fast alle Materialien aus der Natur, sagt Andreas Bihl. „Mit Ausnahme der Beleuchtung und der Farbe für den Fels ist nichts gekauft.“

Jede Schindel wird einzeln von einem Holzblock gehauen

Besonders die Arbeit mit Holz liebt Bihl. So hat er für sein Werk entweder Altholz benutzt oder neuwertige Stücke, die nach der Bearbeitung mit einem Bunsenbrenner recht alt aussehen. „Alleine für die Schindeln auf dem Türmchen habe ich 30 Stunden gebraucht“, erinnert sich Bihl. Denn jede Schindel wird sorgfältig aus einem Holzklotz hergestellt und einzeln eingepasst. Im Job arbeitet Bihl mit Hydraulik und Metall, „da ist die Krippe ein schöner Gegenpol“.

Holz ist die große Leidenschaft des Maschinenbau-Ingenieurs. Der Metaller, ein gebürtiger Schwarzwälder, liebt den warmen Naturstoff. Schreiner – das wäre sogar was für ihn gewesen. Die Arbeit mit Holz macht ihn besonders glücklich. „In der Werkstatt kann man abschalten und entspannen“, erklärt Bihl. Viele hundert Arbeitsstunden stecken in seiner Krippe. Er freut sich, dass er in Zeiten des Konsums „was für die Ewigkeit“ geschaffen hat und hofft, dass seine Kinder und Enkelkinder die Krippe irgendwann weiternutzen werden.

Frisches Moos und Zweige lassen das Werk lebendig aussehen

Doch bis dahin wird noch eine Weile vergehen. Die Karriere der Krippe in Bihls Wohnzimmer hat nach vierjähriger Bauzeit ja eben erst begonnen. Zum ersten Advent wird sie aus dem Keller geholt und im Wohnzimmer platziert. Frisches Moos lässt das Kunstwerk lebendig aussehen, die Figuren werden hübsch angeordnet. Nach Weihnachten kommen die Heiligen Könige mit einem Kamel dazu. 26 Krippenfiguren nennt Bihl mittlerweile sein Eigen.

Und weil die Arbeiten an der Krippe fürs Erste abgeschlossen sind, hat Andreas Bihl nun mit dem Schnitzen begonnen. Er hat gebrauchtes Werkzeug dafür erstanden und bereits einen kleinen Tannenbaum, einen lächelnden Schneemann und ein Stammtisch-Schild für einen Nachbarn gefertigt. Bihls Anfängerstücke sind schon vorzeigbar – gut möglich, dass er seine Krippenfigurensammlung bald um eigene Stücke erweitert.

Die Krippe wird wird niemals fertig

Doch auch die Krippe selbst ist nie fertig, sagt Bihl und lacht. Wenn er sie im Januar wieder in den Keller räumt, steigt in ihm unweigerlich die Handwerkslust hoch. Vermutlich hat er schon Baupläne im Kopf: Andreas Bihl liebäugelt mit einem Anbau an den bestehenden Rahmen. „Hier ein kleines Backhäuschen wäre doch noch schön“, sagt der 52-Jährige und mustert die weihnachtliche Landschaft. Oder vielleicht zuerst das Wasserrad, das er sich links neben dem Krippengebäude gut vorstellen könnte? Und gleich dazu die hölzerne Brücke, die er im Geiste schon über einem kleinen Bachlauf platziert.

Krippen und ihre Geschichten Bis Weihnachten stellen wir in loser Folge Menschen und ihre Weihnachtskrippen vor.