Wer wird Chef im Beilsteiner Rathaus? Bis jetzt bewerben sich fünf Kandidaten. Foto: Archiv (Karsten Schmalz

Die Beilsteiner wählen am 14. März ihren Bürgermeister. Vor dem ersten Wahlgang erscheint einer Mehrheit der Bürgervertreter das Bewerberfeld noch nicht optimal besetzt. Sie wünscht sich eine Persönlichkeit mit Verwaltungserfahrung.

Beilstein - Elf von 18 Beilsteiner Stadträten haben einen Aufruf zur Bürgermeisterwahl am 14. März unterzeichnet. Er richtet sich an Persönlichkeiten mit Verwaltungserfahrung, die noch bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 16. Februar ihren Hut in den Ring werfen sollen. Initiator des Aufrufs ist Oliver Kämpf, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste. Er informierte am Donnerstag die Presse.

Die 6100-Einwohner-Kommune am Südrand des Landkreises Heilbronn sucht einen Nachfolger für Amtsinhaber Patrick Holl. Er war 2019 wiedergewählt worden, wechselt aber als Erster Beigeordneter zum Gemeindetag Baden-Württemberg. Bisher haben fünf Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen: der 39-jährige Georg Kobiela, Ökonom und promovierter Physiker sowie Grünen-Mitglied. Er tritt ebenso als unabhängiger Kandidat an wie die 60-jährige Schulamtsdirektorin und Bankkauffrau Barbara Schoenfeld, die CDU-Mitglied ist. Als Erster hatte der 38-jährige Audi-Entwicklungsingenieur Gottfried Göbbel aus Stuttgart-Birkach seine Bewerbung abgegeben. Auch Göbbel tritt parteiunabhängig an, er fungierte bei der FDP als Mitglied eines Kreisvorstands. Neu im Bewerberkreis sind seit wenigen Tagen Björn Mischiok, 44-jähriger Diplom-Informationswirt aus Beilstein, sowie der Dauerkandidat Samuel Speitelsbach.

Der Wunsch nach einem Bewerber mit Verwaltungserfahrung sei aus der Bevölkerung herangetragen worden, versichert Oliver Kämpf. Den elf Unterzeichnern gehe es nicht darum, die bereits feststehenden Kandidaten zu schädigen – vielmehr wolle man das Feld der Kandidaten stärken. Im offen formulierten Aufruf heißt es: „Insbesondere für Persönlichkeiten aus der Kommunalverwaltung bieten sich gute Möglichkeiten, um Erfahrungen und Ideen aktiv einzubringen.“

Offenbar hat es unter den 18 Stadträten lebhafte Diskussionen gegeben, ob man zum jetzigen Zeitpunkt einen solchen Aufruf veröffentlichen sollte. „Noch mal wachrütteln, dass Beilstein nicht in Vergessenheit gerät“, will Bernd Kircher, der Fraktionsvorsitzende der SPD. „Das Bewerberfeld ist noch nicht ganz bestückt“, findet er. Möglicherweise hätten Weihnachtszeit und Lockdown verhindert, dass ein Kandidat aus den Reihen von Rathaus-Führungskräften aufmerksam wurde.

Ähnlich sieht es Thomas Bausch, Fraktionsvorsitzender der Initiative: „Es geht nicht darum, jemanden zu diskreditieren, sondern um ein bestmögliches Bewerberfeld.“ Die Stadt brauche keinen Verwalter, aber jemanden, der die Themen Verwalten, Organisieren, Teamarbeit und Projekte sicher beherrsche. Ihre Stärken auf diesem Gebiet zu vermitteln, darauf sollten auch die bisherigen Kandidaten in ihrem Wahlkampf großen Wert legen. Wenn es nach Bausch gegangen wäre, hätte der Aufruf schon früher kommen sollen, „aber besser spät als nie“.

Und wie denken die Stadträte, die nicht unterzeichnet haben? „Ich finde, es ist eine Herabwürdigung derer, die schon kandidieren“, sagt Silke Kiderlen-Polek, SPD-Ratsfrau. Die drei bisher bekannten Bewerber brächten aus ihrem bisherigen Werdegang große Menschenkenntnis mit. „Der Umgang mit den vielen verschiedenen Menschen ist für einen Bürgermeister das Wichtigste – ich traue das den drei ersten Bewerbern zu“, sagt Kiderlen-Polek und hält Verwaltungswissen für erlernbar. Eine Schwächung des bestehenden Bewerberfelds durch den späten Aufruf erkennt auch Brigitte Kobiela, Stadträtin der Bürgerliste und Mutter des Kandidaten Georg Kobiela, und betont: „Ich würde auch so reagieren, wenn mein Sohn nicht kandidieren würde.“

Die Fraktionschefs Oliver Muth (Freie Wähler) und Wolfgang Behr (FDP) unterschrieben auch nicht, waren aber nicht zu erreichen. Ihren Namen unter den Aufruf gesetzt haben noch Dietmar Rupp (FWV), Thomas Bauer (FWV), Stefan Kleinbach (FWV), Christine Schächer (FWV), Thomas Janotta (FWV), Armin Maurer (Bürgerliste), Marcel Zürn (Bürgerliste) und Franziska Pfizenmayer (FDP).

Kommentar zum Aufruf der Stadträte: "Die Persönlichkeit entscheidet"

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