So sieht der digitale Impfpass aus, der seit Montag auch in Apotheken im Raum Marbach erhältlich ist. Foto: imago images/Political-Moments/Jutta Prechte

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem zentralen Server ist die Ausstellung des digitalen Impfpasses in Apotheken in der Region bereits am Montag angelaufen.

Marbach und Region - Was passiert, wenn Apotheken in ganz Deutschland auf einen zentralen Server zugreifen wollen? Es geht erst mal wegen Überlastung nichts mehr. Und dennoch hat der Start zur Ausstellung von digitalen Impfpässen bei den von uns befragten Apotheken gut geklappt.

„Der erste digitale Impfpass wurde von uns heute um 8.10 Uhr erstellt“, sagt Robert Wolhoff, der zusammen mit seiner Frau drei Apotheken in Beilstein, Ilsfeld und Abstatt betreibt. Die Premiere war in Abstatt, anderthalb Stunden später hatte die Burg-Apotheke in Beilstein mit zu diesem Zeitpunkt 16 Zertifikaten die Abstätter bereits überholt. Gleich zu Beginn seien die Server überlastet gewesen, was sich aber schnell wieder gegeben habe, so Wolhoff weiter. Er geht davon aus, dass die Nachfrage bundesweit wie auch in der Region hoch sei.

Zusatzaufgabe für Apotheken

Aufgrund der derzeit schwierigen Situation sei diese Verwaltungstätigkeit selbstverständlich eine zusätzliche Belastung für das Team, erklärt der Apotheker und betont dennoch: „Für uns stand aber von Anfang an fest, dass wir uns an dieser Aktion beteiligen werden.“

In der Großbottwarer Stadt-Apotheke wartete man am Morgen noch auf einen Zugang, so die Apothekerin Marlies Keller. Doch wenige Stunden später war es auch dort soweit, dass man mit den digitalen Impfpässen beginnen konnte.

Server am Anfang überlastet

Wie groß die Nachfrage ist, zeigt das Beispiel der Marbacher Schiller-Apotheke und des Testzentrums in der Haffnerhalle. Die Leute hätten mit ihrem gelben Impfpass in der Hand vor der Apotheke gestanden, um kurz nach 11 Uhr hätte man zusammen schon 210 Zertifikate ausgestellt, erklärte Andreas Vogt, der sich für die Schiller-Apotheke um die neuen digitalen Aufgaben kümmert. Auch er berichtet von anfänglichen Schwierigkeiten beim Zugriff auf den zentralen Server. Doch jetzt klappe es relativ gut, man könne im Minutentakt sehen, wie die Zahlen nach oben gingen. Bis jetzt habe man das Ganze auch bewältigt, ohne dafür extra Mitarbeiter abstellen zu müssen. Die zentrale Aufgabe bleibe jedoch weiterhin die Versorgung der Menschen mit Medikamenten.

Kritik übt Vogt am Organisatorischen: „Es ist erst seit Dienstagnachmittag bekannt, dass wir den digitalen Impfpass ausstellen dürfen, und der Zugriff aufs Portal wurde auch erst am heutigen Montag um 7.50 Uhr freigeschaltet.“ Auch Robert Wolhoff bemängelt, dass „wieder alles sehr schnell gehen“ musste. Er könne daher verstehen, wenn manche Kollegen verärgert seien.

Je Impfung ein Zertifikat

Und wie läuft überhaupt das Prozedere beim digitalen Impfpass? Frank Eickmann, Pressesprecher des Landesapothekerverbands, erklärt dazu: „Im Prinzip wird dazu der Aufkleber aus dem gelben Impfbuch digitalisiert.“ Dazu würden die persönlichen Daten eingegeben – Name, Vorname, Geburtsdatum –, außerdem, was verimpft wurde sowie an welchem Tag. Je Impfung würde ein Zertifikat erzeugt. Das heißt, vollständig Geimpfte bekommen bei den meisten Impfstoffen zwei Zertifikate.

Der Server werde im Auftrag des Gesundheitsministeriums von der IBM betrieben. Auf die Apotheken komme die Aufgabe zu, sich „auf einem hochsicheren Weg“ mit dem Zertifikateserver zu verbinden. Dazu bräuchten die Apotheken eine Identifikationsnummer. Das eigentliche Zertifikat werde vom Robert-Koch-Institut ausgestellt, die Apotheker sorgten lediglich dafür, dass die Kunden einen Ausdruck des QR-Codes bekämen. Der QR-Code sei auch in eine Corona-App überführbar, wobei Eickmann für Flugreisen die international verwendbare CovPass-App empfiehlt, die seit einer Woche in den App-Stores drin sei. Wichtig zu wissen: Das Zertifikat ist in den Apotheken nicht reproduzierbar. Das heißt, wenn ein Kunde seinen Ausdruck verliert, muss alles neu eingegeben und vom Server ein Duplikat erzeugt werden.

Eickmann empfiehlt darüber hinaus, sich an eine Apotheke vor Ort zu wenden: „Die kennen in der Regel ihre Kunden persönlich.“ Dennoch solle man nicht nur seinen gelben Impfpass, sondern auch den Personalausweis mitbringen. Das sei auch im Hinblick auf mögliche Fälschungen sinnvoll, da die ortsansässigen Hausärzte und die Impfzentren der Region in den Apotheken bekannt seien. Wenn es Zweifel an der Echtheit gebe, könnten Apotheker die Zertifizierung ablehnen und den Kunden an seinen Hausarzt verweisen.

Impfpass ist kein Genesungs- oder Gesundheitszertifikat

Was ganz wichtig sei: „Der digitale Impfpass ist kein Genesungszertifikat und kein Gesundheitszertifikat.“ Erst vierzehn Tage nach der letzten Impfung sei man immun. Der digitale Impfpass könne aber schon nach der ersten Impfung ausgestellt werden. Dann stehe aber auch genau diese Information drin.

Und wo es mit der Ausstellung etwas länger dauert, bittet Eickmann schon vorsorglich um „Geduld, Respekt und Gelassenheit“.