Die Patientenzimmer sind inzwischen umfunktioniert worden. Foto: )

Wie das alte Krankenhaus-Gelände in Marbach künftig genutzt wird, soll im Herbst entschieden werden. Aktuell sind hier rund 80 Ukrainer untergebracht.

Die Flüchtlingswelle 2015 war schon groß. Doch nun, wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine, würden sogar deutlich mehr Menschen in Baden-Württemberg Schutz und Obdach suchen. Das machte Marion Gentges, Justizministerin und für Migration zuständig, am Montag bei einem Besuch des alten Marbacher Krankenhauses deutlich. „Und es ist nicht abzusehen, dass sich daran etwas ändert“, betonte sie.

Hallen bislang außen vor

Aus dem Grund hat auch der Landkreis Ludwigsburg viele Unterkünfte akquiriert, hat zum Beispiel frühere Hotels angemietet oder einstige Jugendherbergen umfunktioniert – und eben auch auf die stillgelegte Klinik in der Schillerstadt gesetzt. Dank diesem Mix habe man bislang verhindern können, Hallen zu belegen, sagte Landrat Dietmar Allgaier bei dem Termin mit Gentges.

Im Austausch mit den Geflüchteten

Seit März wurden rund 4500 Ukrainer im Landkreis registriert. 79 davon werden derzeit im alten Marbacher Krankenhaus beherbergt. Mit einem Teil von ihnen tauschte sich die Justizministerin aus, erkundigte sich nach Fluchtrouten, Plänen für die Zukunft und ob sie sich hier ein Leben aufbauen wollen – was die Befragten bejahten. Klar ist aber, dass dies nicht in der alten Klinik geschehen wird. Zum einen verweilen die Leute in den ehemaligen Patientenzimmern in der Regel nur relativ kurz, ehe sie privat oder in Immobilien der Kommunen Unterschlupf finden. Zum anderen war das Heim von Anfang an nicht als Dauerlösung konzipiert.

Gesundheitscampus mit Pflegeschule geplant

Gesichert sei, dass man das Gebäude bis Jahresende nutzen könne, sagte der Landrat. Womöglich aber auch etwas länger, ergänzte Franziska Wunschik, Erste Beigeordnete der Stadt Marbach. Es komme darauf an, wann die Abrissbagger anrücken. Denn das Gelände soll komplett neu überplant und zu einem Gesundheitscampus umgestaltet werden. „Da läuft im Moment ein städtebauliches Wettbewerbsverfahren“, erklärte Allgaier. Entstehen sollen auf dem Areal Pflegeplätze, eine Pflegeschule, Wohnungen für die Schüler und anderes Personal, eine Akademie und eventuell ein zweites Ärztehaus.

Zweites Ärztehaus hängt vom Bedarf ab

Letzteres „hängt vom Bedarf ab“, erklärte Anne Matros, Regionaldirektorin der RKH-Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim. Aktuell seien die Kapazitäten im bestehenden Haus nicht ausgeschöpft. „Wenn aber morgen fünf Ärzte bei mir stehen und sagen: Ich habe Lust, mit Ihnen etwas zu entwickeln, müsste man perspektivisch über ein zweites Ärztehaus nachdenken“, sagte Anne Matros.

Preisgericht kommt bald zusammen

Fakt ist, dass das Preisgericht am 16. September tagt, um sich die Entwürfe von zehn Architekten für den Campus erörtern zu lassen. „Der Favorit steht dann fest“ und man wisse, wo die Reise hingehen soll, erklärte Matros. Drei Tage später würden die Ergebnisse dem Kliniken-Aufsichtsrat präsentiert, der diskutieren wird, wie es weitergehen soll. Am selben Tag wird auch der Marbacher Gemeinderat über die Erkenntnisse aus dem Wettbewerb informiert. Die Bautätigkeiten könnten wohl 2024/2025 starten, immer abhängig von der Finanzierung, den Ausschreibungen und Detailplanungen. Man müsse zudem bedenken, dass externe Partner mit im Boot seien wie die Evangelische Heimstiftung, die auf dem Gelände ein Pflegezentrum realisieren möchte. Unter Umständen und wenn es der Standort sowie das Gesamtkonzept erlauben, werde die Errichtung der Pflegeschule vorgezogen. „Hier drückt der Schuh ganz arg“, sagte Matros.