Die Arbeiten an der Brücke schreiten zwar voran, gefahrlos begehbar oder befahrbar ist sie aber noch nicht – und das machen Absperrung und Schilder auch deutlich. Foto: Ralf Poller/avanti

Die alte Neckarbrücke in Benningen ist derzeit wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Doch einige Radfahrer und Fußgänger ignorieren das.

Manche Dinge scheinen ganz leicht zu sein. Eine Absperrung sperrt ab. Das tut sie, damit niemand den Bereich dahinter betritt oder befährt, der dort nichts zu suchen hat. Und diejenigen, die etwas absperren, haben sich in aller Regel etwas dabei gedacht.

So könnte das auch bei der alten Neckarbrücke in Benningen sein, die derzeit – parallel zum Bau der neuen Umgehungsstraße – saniert wird. Doch auch wenn die vom Land beauftragte Baufirma Wolff und Müller sehr gute Gründe für die Absperrung während der Bauarbeiten hat, scheint das vor allem am Wochenende etliche Fußgänger und Radfahrer nicht zu interessieren. Obwohl die neue Neckarbrücke, unter anderem wegen ihrer auffallenden Farbe scherzhaft als „blaues Wunder“ bezeichnet, für Menschen auf zwei Beinen oder zwei Rädern freigegeben ist, ziehen manche es offenbar vor, die über 60 Jahre alte, baufällige Brücke zu überqueren. Und schrecken auch nicht davor zurück, notfalls ihr Rad über Hindernisse hinwegzuheben oder sich an Spalten oder eisernen Bewehrungen vorbeizuschlängeln.

„Im Brückenbereich ist alles offengelegt, da kann man hängenbleiben oder sich aufschlitzen“, erklärt Meron Ghirmay, der zuständige Bauleiter. Auch die Sperrung der L  1138 an der Kreuzung zur L 1100 in Richtung Marbach oder Murr wird offenbar immer wieder ignoriert. So sei es etwa schon vorgekommen, dass Menschen Bauzäune zur Seite gerückt hätten, während die Arbeiter gerade dort beschäftigt gewesen seien, und unbeeindruckt einfach an ihnen vorbeimarschiert oder -gefahren seien, berichtet der Bauleiter.

Die Baustelle ist mehrfach gesichert

Benningens Bürgermeister Klaus Warthon kann über ein solches Verhalten nur den Kopf schütteln. „Wenn dann was passiert, heißt es immer: ‚Warum hat man das nicht besser abgesichert?’“ An der Baufirma indes liegt es nicht. Die hat, so Ghirmay, „alles doppelt und dreifach gesichert“. So werden die Bauzäune eigens verdrahtet, damit man sie nicht einfach zur Seite schieben kann, an anderer Stelle werden sie mit Kabelbindern befestigt. Die großen Zaunelemente an der Brücke wurden sogar mit Metallschellen festgemacht. „Und montags haben wir dann schon durchtrennte Kabelbinder und Drähte vorgefunden“, so der Bauleiter.

Befahren ist eine Ordnungswidrigkeit

Wie oft so etwas vorkommt, weiß keiner genau. Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts, teilt auf Nachfrage mit, die Verkehrsbehörde sei lediglich für die Anordnung einer Absperrung zuständig und nicht für deren Überwachung. Auch Steffen Grabenstein, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, liegen keine näheren Erkenntnisse über solche Vorfälle vor. „Wenn nichts kaputtgemacht oder gestohlen wird, ist das Beiseiteschieben von Bauzäunen kein polizeilich relevanter Sachverhalt.“ Anders sehe es allerdings aus, wenn jemand einen – wie in Benningen – auch mit Schildern offiziell abgesperrten Bereich dennoch durchfährt. „Dann ist das eine Ordnungswidrigkeit.“

Wirklich überrascht ist der Polizeisprecher Grabenstein von einem derartigen Verhalten allerdings nicht: „Vor zehn Jahren hat es beispielsweise bei Festen gereicht, eine Schranke oder eine Halbschranke aufzustellen, das wurde akzeptiert. Heutzutage muss man schon jemanden danebenstellen, der das überwacht.“

Die neue Neckarbrücke darf genutzt werden

Besonders spannend dürfte die Situation im Baustellenbereich am Sonntag werden. Dann feiern die Wengerter auf Probe auf der nördlichen Seite des Neckars ihr erstes Weinfest. Was manchen dazu verleiten könnte, wieder die alte Brücke oder, aus Richtung Marbach kommend, die gesperrte Landstraße zu nutzen, um ein paar Meter zu sparen. Dabei muss das nicht sein. Martin Heim, einer der beiden Initiatoren der „Wengerter auf Probe“, empfiehlt den aus Marbach kommenden Gästen den Neckarsteg, den man prima zu Fuß oder mit dem Rad überqueren kann, und dann die neue Neckarbrücke, um zu den Weinbergen hinter dem Gewerbegebiet zu gelangen.

Das dürfte deutlich ungefährlicher sein, vor allem, wenn man nach dem Genuss vielleicht ein bisschen blau ist. Nicht, dass jemand noch sein „blaues Wunder“ erlebt und im Krankenhaus endet. Haften würde dafür übrigens niemand: mit Beschilderung und gesicherter Absperrung ist mehr als deutlich gemacht, dass niemand außer den Bauarbeitern den Bereich betreten oder befahren darf.