Sommer, Sonne und die Natur helfen, den Blick zu weiten. Foto: 7aktuell.de/Daniel Jüptner

Corona und das Thema Impfungen nehmen uns noch immer gefangen. Dabei täte es gut, den Blick zu weiten.

Marbach - Sommer, Sonne, Schwitzen. Geht es Ihnen auch so? Die Hitze der vergangenen Tage hat die Glückshormone explodieren lassen. Zumindest bei jenen, die die dritte Jahreszeit lieben – und gesundheitlich vertragen.

Endlich wieder nach einem langen Arbeitstag abends bei angenehmen Temperaturen noch draußen sitzen bis es dunkel wird. Endlich wieder im Freibad ins kühle Nass springen – sofern man ein Ticket ergattert hat. Endlich mal wieder Freunde treffen oder in den Biergarten gehen – ganz spontan, ohne sich vorher um einen Testtermin kümmern zu müssen. Endlich wieder so etwas wie Normalität spüren.

Pandemie hat verändert

Mit dem Start in den Sommer sind die Inzidenzen gesunken und die coronabedingten Einschränkungen gelockert worden. Das tut gut und gibt uns das lang ersehnte Gefühl einer zurückgewonnenen Freiheit wieder. Und doch spüre ich: Die vergangenen 15 Monate haben mich verändert. Ich schätze und suche mehr denn je den Rückzug, am liebsten irgendwo unter freiem Himmel. Ich bin froh über die Chance zur Rückbesinnung auf das Wesentliche.

Beim Anblick der Bilder aus der Stuttgarter City vom vergangenen Wochenende hat es mich aber gegruselt. Zugegeben, schon vor Corona war ich jemand, der Gewusel und Menschenansammlungen tunlichst ausgewichen ist. Corona hat meine Abneigung verstärkt. Dennoch verstehe ich mich nicht als unsoziales Wesen. Ich mag den Austausch mit Menschen. Sonst hätte ich mir einen anderen Beruf ausgesucht. Und schon heute freu’ ich mich auf das Essen mit der Freundin am Montag in der Stadt. Das Beisammensein mit Menschen, die uns wichtig sind, nährt uns. Im Realen um so viel mehr als im Virtuellen. Nichtsdestotrotz hat die Pandemie eben auch Spuren hinterlassen, die, wenn wir sie gehen, uns gut tun.

Fußball, Familie, Freunde

Dass wir trotz allen Lockerungen und wiedergewonnenen Freiheiten immer noch ein gutes Stück vom Alltag vor Corona entfernt sind zeigen die Gespräche, die ich fast tagtäglich aufschnappe, oder in denen ich selbst stecke. Neulich beim Friseur musste ich mich zwei Stunden lang mit Gesprächen der wechselnden Kunden am Platz neben mir berieseln lassen, in denen es nur einen Inhalt gab: Wer wurde wann mit was geimpft? Als ob sich unsere Lebenswirklichkeit allein auf dieses eine Thema reduziert hat. Als ob es nur noch um die Frage ginge: Bist du schon? Oder wartest du noch? Oder lässt du dich womöglich gar nicht spritzen?

Eine, wie ich finde, erschreckende Reduzierung unseres Daseins. Lasst uns doch wieder über Themen sprechen, die unsere Welt bunter machen. Fußball, Freizeitspaß, Freundschaft, Familie. Lasst uns den Blick wieder weiten. Es wird uns gut tun. Der Delta-Variante zum Trotz.